Stellenabbau bei VW

Stellenabbau bei VW
(Julian Stratenschulte/ dpa)

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Nach dem Rücktritt bei VW des US-Chefs Michael Horn, sollen nun auch rund 3.000 Stellen bei VW Deutschland abgebaut werden.

Die Einschläge der zuerst in den USA ausgebrochenen Diesel-Krise bei VW kommen auch in Deutschland immer näher. Intern spielt der Konzern nun doch einen Stellenabbau durch – zumindest in der Verwaltung. Und in den Vereinigten Staaten wirft der Landeschef das Handtuch.

Im Abgas-Skandal bringt der verschärfte Sparkurs bei VW in Deutschland tausende Bürojobs in der Stammbelegschaft unmittelbar in Gefahr. Wegen tarifvertraglicher Regeln muss zwar kein Mitarbeiter aus dem VW-Haustarif die Arbeitslosigkeit fürchten.

Doch klar ist nun erstmals: Das Management will mehr als 3000 Stellen in den Bereichen fern des Fließbands abbauen; etwa über Altersteilzeit oder fehlende Nachbesetzung. Schlechte Nachrichten gab es zudem auch aus Übersee: In den USA, wo die Affäre um manipulierte Diesel ausgebrochen war, tritt VW-Landeschef Michael Horn überraschend ab.

Jeder zehnte Job weg

VW setzt nach Informationen aus Konzernkreisen den Rotstift bei einem Teil der Stammpersonals an. Unter den Mitarbeitern im Haustarif soll in den Büro-Abteilungen außerhalb der Produktion bis Ende 2017 jeder zehnte Job wegfallen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus sicherer Quelle erfuhr.

Ein Konzernsprecher sagte, das bekannte Programm zur Steigerung der Effizienz der Kernmarke VW betreffe alle Bereiche – und damit auch die Personalkosten. Das Effizienzziel von zehn Prozent ist schon seit Ende 2015 bekannt, jedoch ohne Details zu möglichen Jobverlusten.

Mögliche Wege sind laut dem Sprecher weniger Zeitarbeitsverträge oder etwa «zurückhaltende Einstellungen und Wiederbesetzung freier Stellen». Die Aussage des neuen VW-Markenchefs Herbert Diess, dass man «fest zu unserer Stammbelegschaft» stehe, gelte weiterhin.

Viele Prozesse und Strafen

VW hat im Skandal um manipulierte Abgaswerte von weltweit mehr als 11 Millionen Dieselautos Rückstellungen von 6,7 Milliarden Euro gebildet. Neben den Kosten des Rückrufs betroffener Fahrzeuge dürften viele Prozesse und Strafen teuer werden.

Zwischen dem Betriebsrat und dem Vorstand der VW-Kernmarke gibt es aber große Differenzen über die genaue Umsetzung eines ergänzenden, verschärften Sparkurses.

Die Marke VW mit Modellen wie Golf und Passat ist im Vergleich zu Branchenkonkurrenten ertragsschwach. Diess hatte bereits angekündigt, sie umzustrukturieren. Außerdem soll die Effizienz in der Produktion steigen.

USA hat keinen Rückrufplan

Zwar meinte Osterloh in der Versammlung in Bezug auf ein Gespräch mit Diess: «Wir [Herr Diess und ich] sind uns darüber einig, dass sich die Stammbelegschaft keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen muss.» Das schließt jedoch den möglichen Abbau etwa über Nicht-Nachbesetzung von Stellen oder die Verlagerung von Aufgaben nicht aus.

In den Vereinigten Staaten, wo noch kein genehmigter Rückruf-Plan für die dort betroffenen rund 580 000 Dieselwagen vorliegt, muss sich Volkswagen mitten im Abgas-Skandal einen neuen Problemlöser suchen.

US-Chef Horn verließ das Unternehmen am Mittwoch mit sofortiger Wirkung, wie VW mitteilte. Die Trennung sei einvernehmlich erfolgt.

Woebcke neuer US-Chef

Übergangsweise soll Volkswagens künftiger Nordamerika-Chef Hinrich Woebcken die Aufgaben Horns erfüllen.
Er muss damit schneller Verantwortung übernehmen als ursprünglich geplant, denn als Leiter der Region (USA, Mexiko, Kanada) ist Woebcken noch gar nicht im Amt. Die Funktion soll er erst Anfang April übernehmen.

Der aus Hamburg stammende Horn hatte das Amt erst im Januar 2014 übernommen. In die Zeit des 54-Jährigen fiel das Bekanntwerden der Abgas-Affäre. Der ehemalige Konzernchef Martin Winterkorn war bereits im September zurückgetreten, wenige Tage vorher hatte das US-Umweltamt EPA den Skandal öffentlich gemacht.

Verwicklung in Abgasskandal

Welche Rolle Horn bei der Entstehung des Skandals spielte, ist unklar. Er musste in den USA aber häufig den Kopf für den Konzern hinhalten, US-Abgeordneten in einem Untersuchungsausschuss unangenehme Fragen beantworten und sich öffentlich entschuldigen.

In Aufsichtsratskreisen sorgte die Nachricht aus den USA durchaus für Überraschung – vor allem mit Blick auf den Zeitpunkt. Immerhin seien seit dem Beginn der Affäre fast sechs Monate vergangen, hieß es. Einige Aufseher hätten mit dem Rücktritt deutlich früher gerechnet.