Spur nach Luxemburg

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(AP)

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Die US-Behörden haben nach eigenem Bekunden die größten Ermittlungen wegen Geldwäsche aller Zeiten eingeleitet. Auch Luxemburg ist betroffen. Es geht um Computer-Daten.

Die Staatsanwaltschaft in New York warf dem in Costa Rica ansässigen Unternehmen Liberty Reserve am Dienstag vor, über seine digitale Währung im Internet sechs Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro) illegal in den Wirtschaftskreislauf eingeschleust zu haben. Der Gründer der Plattform wurde bereits am vergangenen Freitag festgenommen.

Internetnutzer konnten auf der Plattform von Liberty Reserve Euro oder Dollar in digitale Währungseinheiten namens LR eintauschen und dann ihre Finanzgeschäfte jenseits staatlicher Regulierung mit anderen LR-Nutzern abwickeln. Eine Prüfung der Identität der Nutzer gab es demnach nicht. Der Staatsanwaltschaft zufolge soll das Unternehmen mindestens 55 Millionen illegale Transaktionen für mehr als eine Million Nutzer vorgenommen haben. Damit habe Liberty Reserve weltweit kriminelle Machenschaften erleichtert, hieß es.

Spur nach Luxemburg

Liberty Reserve sei zur „Drehscheibe der Cyberkriminalität weltweit“ geworden, hieß es in der Anklageschrift. Demnach geht es auch um Geldwäsche unter anderem aus den Bereichen Kreditkarten- und Investmentbetrug, Kinderpornographie und Drogenhandel. „Die einzige Freiheit, die Liberty Reserve seinen Nutzern gab, war die Freiheit, Verbrechen zu begehen“, sagte der US-Staatsanwalt Preet Bharara in Anspielung auf den Namen der digitalen Währung. Die Internetseite von Liberty Reserve wurde geschlossen.

An den Ermittlungen sind den Angaben zufolge die Justizbehörden von 17 Ländern beteiligt. Betroffen sind unter anderem Banken in den USA, Costa Rica, Russland, Hongkong, Marokko, Spanien, Zypern, Litauen, den Niederlanden, Kanada, der Schweiz, Schweden, Norwegen und Luxemburg. Ein „mutual legal assistance treaty“ (MLAT, siehe Foto oben), Rechtshilfeersuchen wurde bereits am 3. April an Luxemburg gestellt. Einen Montag später, am 16. Mai kam die Antwort aus Luxemburg. „Es handelte sich um Zugang zu Computer-Daten hier in Luxemburg,“ erklärt Justizsprecher Henri Eippers am Mittwoch gegenüber Tageblatt.lu. Banken oder Firmen waren nicht betroffen.

Firmengründer festgenommen

Es handle sich um die wohl „größten Geldwäsche-Ermittlungen aller Zeiten“, erklärte das Büro der Staatsanwaltschaft. Firmengründer Arthur B. wurde den Angaben zufolge bereits am vergangenen Freitag in Spanien festgenommen. Insgesamt seien fünf Mitarbeiter von Liberty Reserve in Spanien, Costa Rica und in den USA verhaftet worden, hieß es. Zwei weitere Verantwortliche würden noch in Costa Rica gesucht.

Der 39-jährige Firmengründer B. ist den Angaben zufolge ein früherer US-Bürger, der später die Staatsbürgerschaft von Costa Rica annahm. Ihm und seinen vier Partnern, die zwischen 27 und 46 Jahren alt sind, drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren wegen Verschwörung zur Geldwäsche.