/ Spießrutenlauf in der Schule
Bullying (Mobbing) ist nicht nur in Amerika ein Thema. Offizielle Zahlen gibt es in Luxemburg keine. Aber auch in Luxemburg werden jedes Jahr Hunderte von Schülern in den Grundschulen und in den Lyzeen Opfer von Bullying. Bullying oder Mobbing sind keine vereinzelten Angriffe oder Frechheiten. Es sind regelmäßige Erniedrigungen, die sowohl körperlich als auch psychisch erfolgen können.
In dem Zusammenhang spielen die neuen Technologien (Internet, SMS …) eine immer wichtigere Rolle. Dort geäußerte Drohungen oder falsche Gerüchte können gefährlich sein. Das Aussehen, das Verhalten, die Herkunft, die Ansichten, die sexuelle Orientierung, die Religion können Auslöser für das Bullying sein. Wenn zum Beispiel ein Mädchen, das normalerweise etwas fülliger ist, plötzlich an Anorexie leidet, kann das eine Folge von Mobbing sein.
Anzeichen erkennen
Die Anzeichen für Bullying werden oft nicht sofort erkannt, erklärt Antoinette Thill, Direktorin des CPOS (Centre de psychologie et d‘orientation scolaires). Die Jugendlichen verheimlichen, dass sie gemobbt werden aus Angst vor weiterem Bullying, aus Angst ihre Eltern nicht zu enttäuschen, um nicht „blöd“ vor ihren Freunden dazustehen usw. In einigen Fällen komme das sogenannte „Racketing“ zum Bullying hinzu, das heißt, die Bullys erpressen regelmäßig zum Beispiel das Taschengeld oder das Pausenbrot von ihren Opfern.
Im Kampf gegen das Drangsalieren sei Zivilcourage gefragt, so Antoinette Thill. Sobald man erste Anzeichen (Unkonzentriertheit, Passivität in der Klasse, regelmäßiges Fehlen …) bemerkt sollte man reagieren. Denn je länger man wartet, desto fataler können die Folgen sein. Hier sind die Eltern, das Schulpersonal und die Schulkameraden gefordert. Parallel wird versucht vorzubeugen und eine Kultur der Toleranz aufzubauen. Die Erwachsenen müssen in diesem Zusammenhang eine Vorbildfunktion haben, betont die CPOS-Direktorin.
Es wird nichts verschönt
Mobbing-Fälle sind häufig in den Nachrichten, werden aber meistens ignoriert. Der Film „Bully“ in den USA zeigt aber unverblümt, was Bullying ist. Die haben keine Erfahrung als Schauspieler, doch sie kennen sich bestens mit der „to bully“-Materie aus. In der Doku geht es um die jungen Opfer von brutaler Drangsalierung durch Mitschüler, teils mit tödlichen Folgen. „Die nennen mich Fishface (Fischgesicht), doch es macht mir nichts aus“, erzählt der 12-jährige Alex aus dem US-Staat Iowa mit tapferer Stimme. Die mit versteckter Kamera gefilmten Szenen im Schulbus, in denen der Junge mit flacher Nase und vorstehendem Mund von seinen Mitschülern gequält wird, zeigen jedoch ein anderes Bild.
Da ist die lesbische Schülerin Kelby, die seit ihrem Coming-Out im Klassenzimmer gemieden oder als Schwuchtel beschimpft wird. Ein Überwachungsvideo zeigt die 14-jährige Ja’Meya, die nach endlosen Hänseleien im Schulbus eine Pistole zückt. Sie wollte den Bullys nur mal Angst einjagen, erzählt das schwarze Mädchen im Jugendgefängnis.
Selbstmord als letzter Ausweg
Der vielfach prämierte Film von Regisseur Lee Hirsch zeigt gequälte Schüler, ahnungslose Eltern und hilflose Lehrer, die oft mit Worten beschwichtigen, statt echte Hilfe zu leisten. Nur Betroffene kommen zu Wort, auf Experten, Statistiken und Lösungsvorschläge verzichten die Filmemacher. Er beginnt mit den Späßen des kleinen Tyler, die sein Vater im US-Staat Georgia mit einer Videokamera filmte. Mit 17 Jahren erhängte sich der Junge im Haus seiner Eltern. Auch Ty, der sich mit 11 Jahren das Leben nahm, tritt in „Bully“ nur noch posthum auf. Seine Eltern im ländlichen Oklahoma wurden durch Schock und Trauer zu Aktivisten, die mit Kundgebungen vor den Gefahren warnen.
Am letzten Freitag wurde der Film im Weißen Haus gezeigt. Zuvor hatte sich US-Präsident Barack Obama für zwei Gesetzesvorschläge zum Schutz von Schülern vor Diskriminierung und Mobbing an US-Schulen starkgemacht. In den USA sind nach Regierungsangaben jedes Jahr schätzungsweise rund ein Drittel aller Kinder im Schulalter Schikanen ihrer Mitschüler ausgesetzt – das sind etwa 13 Millionen Opfer.
Wegen Schimpfwörtern und Kraftausdrücken wollte die US-Behörde MPAA den Film mit einer strikten Altersauflage belegen. Damit hätten Jugendliche unter 17 Jahren „Bully“ nur in Begleitung Erwachsener sehen können. Über 500 000 Menschen, darunter viele Hollywood-Stars unterzeichneten jedoch die Petition einer Schülerin für eine Senkung der Altersgrenze. Am Ende gaben die Zensoren nach, jetzt ist der Film ab 13 Jahren freigegeben. Wann er in Luxemburg zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt.
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