Sonderwünsche und Termindruck

Sonderwünsche und Termindruck
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Tricky, Therapy?, Joshua und andere werden am Sonntag den Besuchern des Terres-Rouges Festival einheizen. Was sind eigentlich die Wünsche der Musiker?

Staub fliegt durch die Luft, die Sonne brennt und das Kindergeschrei vom benachbarten Spielplatz wird von klapperndem Metall unterbrochen. Wie auf einem Ameisenhaufen geht es zu, schnell und präzise rasen Gabelstapler über das Gelände. Heben Paletten an, verschieben sie, laden weiteres Material aus einem der wartenden Lkw – der Aufbau der Bühne folgt einem genauen Zeitplan.

Was in den Vorjahren eine Woche Zeit in Anspruch nahm, wird seit 2011 binnen zwei Tagen erledigt.
„Wir liegen gut im Zeitplan. Am Freitag werden die Strukturen, wie Bühne und Absperrungen, errichtet. Am Samstag folgen Licht- und Tontechnik“ erklärt Luc Meessen, der die Produktion von Seiten der belgischen Noves Group leitet. Bis die Türen am Sonntagmorgen um 11 Uhr öffnen und die ersten Besucher aufs Gelände dürfen, wird alles bereit sein.

Backstage Geschichten

Auch im Backstage – dem Bereich, um den sich die Legenden und Geschichten ranken, sich die Künstler vor und nach ihrem Auftritt aufhalten und wo Fans für gewöhnlich keinen Zutritt haben. Ralph Waltmans, der das Festival als Koordinator des „Service Culturel“ der Gemeinde Esch betreut, kennt sich hinter den Kulissen bestens aus. „Zehn Bands treten auf, jede von ihnen hat ihre eigene Loge mit Schminkspiegel und Couchecke. Dann gibt es noch ein Produktionsbüro, ein Materiallager sowie ein Gemeinschaftsbereich in dem auf die Künstler und ihre Begleiter ein kaltes Büfett wartet.“
Doch wer glaubt dass sich die Stars mit einfachen Häppchen zufrieden geben ist auf dem Holzweg. Die Sonderwünsche der diesjährigen Auflage füllen sechs Din A4 Seiten. Und Ralph Waltmans trägt die Verantwortung ihnen nachzukommen.

„Das reicht von einfachen Wünschen wie Snickers oder Bounty-Schokoriegeln über eine Flasche eines bestimmten Vodkas oder Müsli bis hin zu Ingwer-Knollen.“ Eine Gemeinsamkeit haben alle Künstler: Wasserkocher und Tee stehen in allen Logen bereit.
Das Sorgenkind ist „Tricky“, der mit richtigem Namen Adrian Thaws heißt und in den 90er Jahren mit Massive Attack auf der Bühne stand. Eine Intoleranz auf eine ganze Bandbreite von Lebensmitteln gestaltet seine Verpflegung äußerst kompliziert. „Zucker, Aromat und andere Zusatzstoffe sind tabu. Nur Salz, schwarzer Pfeffer und Olivenöl dürfen an sein Essen. Das hat uns ganz schön auf trapp gehalten“ verrät Ralph Waltmans.

„Eine Rampensau“

Ebenso sein Wunsch nach „Gatorade“. Der Haken: das isotonische Getränk ist hierzulande längst nicht mehr erhältlich. „Wir haben ihm ein ähnliches Produkt besorgt und hoffen, dass er damit zufrieden ist.“
Eigentlich könnte man annehmen, dass Waltmans den Künstler verflucht. Doch dem ist nicht so: „Nach der Arbeit, die er uns bereitet hat, freue ich mich auf seine Show.“ Eine Vorfreude die Luc Meessen teilt: „Ich habe Tricky bislang drei Mal produziert. Er hat mich jedes Mal begeistert. Auf der Bühne ist er eine Rampensau.“
Doch bis die Headliner Therapy? und Tricky auf der Bühne ist noch ein Haufen Arbeit zu erledigen. Wo am Sonntag die bis zu 5.000 Besucher stehen werden, standen am Freitagnachmittag noch Lkw und luden Zapfanlagen, Getränkekästen und Bierbänke ab.

Fast 40 Personen sind mit der Montage beschäftigt und arbeiten Hand in Hand. Nur so ist es überhaupt möglich die 16 Meter breite und zehn Meter tiefe Bühne in Rekordzeit aufzubauen. Noch schneller erfolgt die Demontage: am Montag um 16 Uhr wird vom Festival nichts mehr zu sehen sein. Der Termindruck in der Branche ist enorm.
„Unser Unternehmen ist das ganze Jahr über mit der Produktion von Festivals, Konzerten und TV-Sendungen beschäftigt. Nach dem Terres-Rouges Festival steht die ‚Fête de Wallonie‘ in Namur im Terminkalender.“
Da kommt das gute Wetter allen Beteiligten entgegen. Am Sonntag soll das Quecksilber an der 30 °C Marke kratzen was den ein oder anderen Kurzentschlossenen auf den Galgenberg locken dürfte. Aus den Fehlern des Vorjahres hat man bei der Escher „Kulturfestival asbl“ gelernt. Insbesondere was die Preise des Caterings betreffen, die 2011 für Empörung sorgten.

Wiedergutmachung

„In diesem Jahr übernehmen die Escher Vereine die Verpflegung und das zu ganz sozialen Preisen“ versicherte Waltmans. Im Angebot ist weit mehr als die obligatorische Grillwurst. Die kulinarische Auswahl besteht unter anderem aus Nems, Hamburgern, Currywurst, Merguez,l Grill- und Käsewurst, Pommes frites und Crèpes.
„Das teuerste sind die Hamburger für 4,5 Euro. Von denen wird man aber auch richtig satt“ so Waltmans. Grillwürste sind für 3 Euro zu haben. Neu ist die „Wuppen Happy-hour“: von 21 bis 22 Uhr gibt es die Grillwurst zum halben Preis.

Günstig sind auch die Getränke. Softdrinks sind für 1,50 Euro zu haben, Bier kostet 2 Euro. Nach dem Schock im vergangenen Jahr eine Wiedergutmachung der Veranstalter.
Wichtig ist bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung auch die Sicherheit. 15 Sicherheitsleute sind im Einsatz, hinzu kommen 20 Polizisten die ein Auge auf Taschendiebe und andere Verstöße haben. Denn auch ein Musikfestival ist kein rechtsfreier Raum.

Da auf dem Galgenberg nur wenige Parkplätze zur Verfügung stehen, wird die Zufahrt zum Festivalgelände gesperrt. Die einfachste Lösung ist die Anreise mit Bus und Bahn. Über die Passerelle ist die Galgenberg leicht zu Fuß zu erreichen. Wer nicht auf sein Auto verzichten möchte, kann seinen Wagen beim Supermarkt in Lallingen, auf dem Arcelor Parkplatz oder vor der Sporthalle in Lallingen abstellen. Von dort aus bringt ein Pendelbus die Besucher im 30 Minuten-Takt zum „Dieswee“, der nur einen Steinwurf vom Festival entfernt ist.
Die Tickets kosten im Vorverkauf 15 Euro, an der Tageskasse 20 Euro.