/ Sicherheit für die Kirchen
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hat am Donnerstag Morgen den Erzbischof von Paris Kardinal André Vingt-trois empfangen. Der kirchliche Würdenträger und der Minister redeten über das am Sonntag gescheiterte Attentat auf zwei Kirchen im Großraum Paris. „Wer Kirchen angreift, der attackiert unser christliches Bild vom Menschen und er attackiert unsere Vorstellung vom menschlichen Zusammenleben“, sagt der Kardinal nach dem Treffen. Er rief die Katholiken in Frankreich auf, sich von dem Attentatsversuch nicht beeindrucken zu lassen und weiter zur Kirche zu gehen.
Innenminister Cazeneuve wies nach dem Treffen darauf hin, dass derzeit 20.000 Gendarmen, Polizisten und Soldaten Kirchen, Moscheen und Synagogen in Frankreich beschützen würden. Sein Ministerium werde ein flexibles und effektives System zum Schutz der religiösen Stätten in Kraft setzen, kündigte der Minister an.
Mutmaßlicher Täter schweigt
In der letzten Etage des Krankenhauses „L´Hotel Dieu“ in Paris wird der junge Algerier in einer speziellen Justizabteilung weiter in Gewahrsam gehalten und von Polizisten befragt. Nach einer ersten Aussage soll er nun schweigen. Dafür soll sein Computer um so mehr „reden“. Der junge Algerier soll den Auftrag erhalten haben, sich nach Aulnay sous Bois im Norden von Paris zu begeben und dort an einem Gebäude mit dem Namen Tour d’Europe aus einem Auto Waffen an sich zu nehmen. Ort und Auto sind so genau beschrieben, heißt es von Sicherheitsexperten, die den französischen Medien zur Verfügung stehen, dass die Polizei das Auto gefunden und zu Untersuchungen sichergestellt haben soll.
Der junge Algerier, der in französischen Medien mit dem Spitznamen „Terroristen-Lehrling“ belegt wird, soll per Mail klare Anweisungen bekommen haben. Die Polizei ist irritiert darüber, dass die gesamte Waffenausrüstung inklusive der Schutzwesten vierfach vorhanden ist. Außerdem soll in dem Fahrzeug des vermutlich verhinderten Attentäters eine blaue Signalleuchte gefunden worden sein, wie sie zivile Polizeifahrzeige nutzen. In Frankreich nährt sich der Verdacht, dass der junge Algerier nur das Aushängeschild einer Bande ist. Die Weisungen, so der mit den Ermittlungen betraute Staatsanwalt, soll der 24-Jährige aus Syrien erhalten haben. Das Polizeigewahrsam ist um 24 Stunden verlängert worden.
Junge Frau festgenommen
In der Familie des jungen Algeriers ist zwischenzeitlich ein Streit über die Beurteilung seines Verhaltens ausgebrochen. Während sein Cousin ihn als immer zurückhaltender in den vergangenen Monaten bezeichnete, beschreiben ihn seine Mutter und seine Schwester als offen und freundlich. Festgenommen und nach Paris zu Vernehmungen gebracht wurde eine junge Frau – zweifache Mutter aus Saint Dizier. Sie lebt mit ihren Kindern in einem Haus, dessen Fenster dauernd geschlossen sind. Wenn sie das Haus verlässt, trägt sie eine Burka. Die Ermittler wollen von ihr wissen, in welchem Verhältnis sie zu dem jungen Algerier steht und was sie zu den Hintermännern sagen kann.
In Coudray, im Norden Frankreichs hat sich der Schock über den Tod der Fitnesstrainerin und Tanzlehrerin in eine Welle der Hilfsbereitschaft verwandelt. Die Stadt wird die Kosten des Begräbnisses tragen. Im Rathaus ist eine Spendenkasse eingerichtet worden für die Spenden, die aus ganz Frankreich eintreffen um die Zukunft der Tochter – fünf und nicht siebenjährig wie ursprünglich berichtet, zu sichern. Eine zweite Spendensammlung ist von dem Fitness Studio, in dem Aurelie Chatelain gearbeitet hat, ins Leben gerufen worden. Die junge Frau war am Sonntag Morgen in ihrem Auto erschossen worden. Tatverdächtig ist der junge Algerier, der eine Kirche überfallen wollte. In Coudray fand am Donnerstag ein erster Gedenk-Gottestdienst statt. Der Tod der jungen Frau habe möglicherweise das Leben vieler anderer Menschen gerettet, hieß es dabei.
Der Pfarrer der Gemeinde Saint Cyr et Saint Julitt sprach davon, dass es am Sonntag zu einem Abschlachten gekommen wäre, wäre das Attentat gelungen, die Kirche sei voll mit Gläubigen gewesen. In dem Pariser Vorort Villejuif herrscht ein gutes Verständnis zwischen Katholiken, Juden und Moslems. Er habe noch am Mittwoch früh, nachdem die Polizei bei ihm gewesen sei, die jüdische Gemeinde und die moslemische Gemeinde verständigt. Die Vertreter der Glaubensgemeinschaften wollen sich schnellstmöglichst zusammensetzen, um zu beraten wie man das gute Verhältnis bewahren kann.
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