Shoppen, als gehe es ums Überleben

Shoppen, als gehe es ums Überleben
(AP)

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Warten, drängeln, Rabatte grapschen: Wenn der Einzelhandel in den USA zum "Black Friday" ruft, geben die Sparfüchse alles. Es wird geschlagen und sogar Schüsse fallen.

Noch während des besinnlichen Thanksgiving-Fests haben sich Tausende Amerikaner einen erbitterten Wettlauf um Schnäppchen-Produkte geliefert. Vor Kaufhäusern und Elektromärkten bildeten sich zum sogenannten „Black Friday“ (Schwarzer Freitag) teils Hunderte Meter lange Schlangen, weil die US-Ketten nach dem Feiertag mit starken Preisnachlässen locken. Der „Black Friday“ dient in den USA als wichtiger Indikator für das Weihnachtsgeschäft.

Diesmal drängten die Schnäppchenjäger sogar schon am Feiertag selbst in die Geschäfte: Große US-Einzelhändler wie Macy’s, Wal-Mart oder Toys R Us brachen mit der langen Tradition, ihre Türen am Donnerstag geschlossen zu halten. Die Käufer standen vor der Wahl, vergünstigte Waren oder das Truthahn-Essen mit der Familie zu verpassen. Etliche Kunden empörten sich online über das Vorgehen der Einzelhändler und drohten mit Boykott. Gegner des Konsum-Wahnsinns riefen in einer Kampagne dazu auf, den gesamten Freitag überhaupt nichts zu kaufen.

Tumultartige Szenen

Die Kaufhäuser rüsteten ihre Mitarbeiter für den Andrang mit Crash-Kursen in der Handhabung von Menschenmengen sowie durch verschärften Sicherheitsmaßnahmen. Rund 140 Millionen Kunden wollten laut dem Einzelhandelsverband NRF über das verlängerte Wochenende nach Schnäppchen suchen. Die Marktforscher des Unternehmens Ibis World mit Sitz in Kalifornien rechneten am „Schwarzen Freitag“ mit einem Umsatz von 13,6 Milliarden Dollar (10 Mrd Euro), ein Anstieg von 3,9 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Bei der Jagd um die besten Deals kam es teilweise zu tumultartigen Szenen. Der TV-Sender CNN zeigte Bilder, wie Menschenmassen in die Geschäfte im ganzen Land drängten, sich schubsten und nach Angeboten grapschten. Bei Wal-Mart rissen sich Kunden die Ware gegenseitig aus den Händen. In einem Kaufhaus musste die Polizei einschreiten, weil zwei Schnäppchenjäger sich um einen Fernseher stritten. Im Konflikt um einen Parkplatz wurde ein Mann mit einer Waffe bedroht, zückte ein Messer und fügte seinem Kontrahenten Schnittwunden zu. In Las Vegas wurde ein Mann wegen eines gerade gekauften Fernsehers angeschossen.

Allein vor dem berühmten Kaufhaus Macy’s in New York warteten am Thanksgiving-Abend laut CNN rund 15.000 Menschen. Stundenlang hatten einige mit Klappstühlen und in dicken Jacken auf der Straße ausgeharrt. Der Trubel war bei Macy’s aber geringer als in den vergangenen Jahren. Der Grund war möglicherweise, dass die meisten Angebote auch bequem – und ohne das Gedrängel an vielen Orten – übers Internet bestellt werden konnten.