„Sehr traurig, aber ohne Reue“

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Enrico Lunghi nimmt mit einem offenen Brief Abschied vom Mudam. Der Museumsdirektor bedankt sich bei seinen Unterstützern – und geht hart mit den Verantwortlichen der RTL-Affäre ins Gericht.

Enrico Lunghis offener Brief wird nicht der Schlusspunkt der Affäre sein, die mit einem RTL-Interview im Oktober ihren Anfang nahm. Der ehemalige Mudam-Direktor wird rechtlich gegen „die Urheber dieser Verleumdung“ vorgehen. Das hatte Lunghi bereits angekündigt.

Im nun veröffentlichten Brief bedankt Lunghi sich bei seinen Unterstützern, dank derer er diese Affäre „aushalten konnte“. Bei der eingereichten Klage gehe es ihm „nicht um Rache, sondern darum, meine Ehre wieder herzustellen“. Lunghi hofft, mit der Klage künftig ähnlich „schändliches und unehrliches Verhalten“ zu erschweren. Sein Schritt solle „jedem den Mut geben, sich gegen in der Öffentlichkeit erhobene falsche Anschuldigungen zur Wehr zu setzen“. Es gehe ihm dabei auch „um die Zukunft unserer Gesellschaft, in der wir frei und würdig leben wollen“.

„Ein beispielhaftes Museum“

Lunghi verlasse das Mudam heute (der Brief ist auf den 28. Dezember datiert) „sehr traurig, aber ohne Reue“. Lunghi zeigt sich stolz und froh über das, was er und seine Mitarbeiter in den vergangenen acht Jahren im Mudam geleistet haben. Nämlich „mit bescheidenen Mitteln“ aus dem Mudam „ein beispielhaftes Museum für zeitgenössische Kunst, auch im internationalen Rahmen“ gemacht zu haben.

Besonderen Dank richtet Lunghi an Jacques Santer und Paul Reiles. Beide hätten ihn fortlaufend unterstützt. Lunghi kündigt an, weiter in der Luxemburger Kunstszene aktiv zu bleiben.

Noch nicht vorbei

Gerichtet ist der Brief an „meine Freunde“ und „alle, die mich unterstützt haben“ sowie „die Journalisten, die ihrem Beruf Ehre machen“. Ausdrücklich ausgeschlossen dürfte Lunghi damit einige Leute vom Fernsehen haben. Im Oktober hatte Lunghi die RTL-Mitarbeiterin Sophie Schram während eines Interviews (das diese Bezeichnung eher nicht verdient) erst verbal bedroht („Da schwätzen ech ni méi mat där“), dann körperlich angegriffen (ihr an den Arm gegriffen).

Der von RTL ausgestrahlte Beitrag wuchs sich zu einer Affäre aus, die wohl auch RTL so nicht erwartet hatte. Lunghi reichte seine Kündigung ein, nachdem ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet worden war. Premierminister Xavier Bettel musste sich plötzlich der Kritik erwehren, sich zu schnell auf die Seite von RTL geschlagen zu haben. Die RTL-Sendung „De Nol op de Kapp“, für die der Beitrag gedreht worden war, wurde voerst abgesetzt. RTL-Chef Alain Berwick musste seinen Rücktritt einreichen. Er wird das Unternehmen Mitte des kommenden Jahres verlassen. Und es wird, wie schon gesagt, noch ein juristisches Nachspiel geben.