Der dreisprachige Unterricht in Luxemburg ist für zahlreiche Schüler in Luxemburg nicht immer von Vorteil, sondern stellt ein Handicap dar, vor allem für diejenigen, die einen anderen sprachlichen Hintergrund haben. Dies geht aus einer rezenten Analyse, dem „Moniteur de l’éducation et de la formation 2016“, der Europäischen Kommission hervor. Sie hat die unterschiedlichen Schul- und Bildungssysteme der Mitgliedstaaten unter die Lupe genommen.
Zahl der Schulabbrecher steigt
Im Jahr 2015 ist die Zahl der Schulabbrecher angestiegen (von 8,1 Prozent 2012 auf 9,3 Prozent 2015). Das Großherzogtum liegt hier nur knapp unter dem europäischen Durchschnitt, der bei 11 Prozent liegt.
Rund 15 Prozent der Schulabbrecher sind Schüler, die nicht in Luxemburg geboren wurden und somit einen anderen sprachlichen Hintergrund aufweisen. Unter den Schülern mit Luxemburger Nationalität sind es nur knapp 7 Prozent, die frühzeitig von der Schule gehen.
Dreisprachigkeit als Kompetenzbarriere
Neben dem hohen Prozentsatz an Schulabbrechern müssen viele Schüler eine Klasse wiederholen. Nur 41 Prozent schaffen den „enseignement secondaire“ in einem Zug, ohne Wiederholung.
Luxemburg liegt hier sehr weit unter dem europäischen Durchschnitt (72 Prozent). Die beiden aufgeführten Situationen sind für die EU-Kommission auf den dreisprachigen Schulunterricht zurückzuführen und auf eine sozialökonomische Ungleichheit innerhalb des luxemburgischen Schulsystems.
Das Erreichen der benötigten Kompetenzen in einigen Fächern (Mathematik, Naturwissenschaften, …) hänge größtenteils vom Beherrschen der jeweiligen Unterrichtssprache ab, heißt es in der Studie. Dies untermauert unter anderem der Pisa-Test 2012. Dieser ergab, dass die schulischen Kompetenzen der 15-jährigen Schüler weit unter dem europäischen Durchschnitt lagen. Da Luxemburg innerhalb des Schulwesens und Unterrichts zwischen drei Sprachen hin und her wechsele, sei dies eine sehr komplexe Situation für zahlreiche Schüler, so die Vertreter der EU-Kommission.
Schulsystem muss gerechter werden
Um der Problematik entgegenzuwirken, müsse das Schulsystem in Luxemburg gerechter werden, sodass sozioökonomische Faktoren keinen Rolle mehr spielen, sagt Yuriko Backes, Leiterin der Vertretung der Europäischen Kommission in Luxemburg. Dies werde zukünftig durch bevorstehende Reformen vom Bildungsministerium in Angriff genommen, so Backes weiter.
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