Schulreise in die Katastrophe

Schulreise in die Katastrophe
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Belgien steht unter Schock: Bei einem schweren Busunglück im Schweizer Kanton Wallis sind am Dienstagabend 28 Menschen ums Leben gekommen. 22 Schüler aus Flandern sind unter den Opfern.

Eine fröhliche Schulreise endet als tödlicher Alptraum im Tunnel: 28 Menschen, darunter 22 Kinder, sind bei einem schweren Busunglück in einem Schweizer Autobahntunnel gestorben. Im Unfallfahrzeug saßen zwei Schulklassen aus Belgien, die auf der Heimfahrt aus dem Skiort Val d’Anniviers waren. Der Bus mit 52 Insassen krachte am Dienstagabend in einer Tunnelröhre der A9 bei Siders im Wallis gegen eine Wand. Dabei starben auch die zwei Busfahrer sowie vier andere Erwachsene. 24 Kinder erlitten laut Polizei Verletzungen. Angehörige und Politiker reagierten bestürzt.

Die schlimmsten Busunfälle

13. Mai 2000, Bosnien
42 Menschen sterben, 12 werden verletzt, als ihr Bus in einen Bach im Zentrum von Bosnien-Herzegowina stürzt.
6. Juni 2000, Spanien
28 Tote und 12 Verletzte bei Soria (Landesnorden). Kollision zwischen Bus und LKW.
18. September 2000, Türkei
21 Tote und 24 Verletzte als ein Bus mit einem Aufleger und einem LKW zusammenprallt.
14. Oktober, Türkei
20 Tote und 10 Verletzte bei einer Kollision zwischen zwei Bussen in der Provinz Yozgat.
4. März 2001, Portugal
59 Menschen sterben, als der Bus und drei PKW in den Fluss Douro stürzen, nachdem eine Brücke zusammengefallen ist.
14. November 2001, Spanien
Busunfall in der Provinz Huelva. 20 Tote und mehr als 20 Verletzte.
18. August 2002, Russland
24 Tote und 37 Verletzte in Tschuwachien.
18. August 2002, Türkei
Auf einer Autobahn bei Tarsus sterben 31 Menschen, 34 werden verletzt.
13. April 2003, Griechenland
21 Gymnasiasten sterben und 24 werden verletzt, als ihr Bus gegen einen LKW prallt.
17. Mai 2003, Frankreich
Bei einen Unfall mit deutschen Touristen bei Lyon sterben 28 Personen, 46 werden verletzt.
7. Juni 2003, Türkei
Ein Bus fährt in eine Mauer am Tunneleingang bei Erzincan. 27 Personen sterben, 20 werden verletzt.
19. März, Finnland
Zusammenstoß zwischen einem Autobus und einem LKW bei Aeaenekoski. 24 Tote, hauptsächlich Jugendliche.
30. Juli 2004, Türkei
Bei Tercan prallen zwei LKW und ein Bus zusammen: 26 Tote.
4. November 2008, Deutschland
Auf der Autobahn bei Hannover gerät ein Bus in Brand. 20 Personen sterben in den Flammen. Angeblich soll ein Passagier in der Toilette geraucht haben.
25. März 2009, Russland
150 Kilomter nordöstlich von Moskau rammt ein LKW einen Bus. Mindestens 25 Personen kommen ums Leben.
24. Juli 2009, Russland
Kollision zwischen einem mit Benzin beladenen Tankwagen und einem Bus auf der Autobahn Rostow-Krasnodar. 25 Personen sterben.
12. Oktober 2010, Ukraine
Bei Marganets kollidiert auf einem Bahnübergang ein Zug mit einem Bus. 45 Menschen sterben.
21. Dezember 2011, Türkei
Ein LKW rammt einen Minibus in der Provinz Diyarbakir. 25 Personen, darunter etliche Studenten, sterben.

(Quelle: AFP)

An der Unfallstelle bot sich in der Nacht ein Bild des Schreckens: Der vordere Teil des gelb-roten Reisebusses wurde bei dem Aufprall zerfetzt. „Die Front des Busses war total eingedrückt“, berichtete eine Korrespondentin des Schweizer Fernsehens vom Unglücksort. Auf der Fahrbahn lagen Kleider und Gepäckstücke der Kinder.

Schwieriger Einsatz

Die rund 200 Rettungskräfte hätten die Seitenteile des zerquetschten Fahrzeugs aufschneiden müssen, damit die Opfer herausgeholt werden konnten. Viele von ihnen wurden mit Hubschraubern und Rettungsfahrzeugen in Krankenhäuser gebracht.

Sanitäter, Polizei und Feuerwehrleute waren stundenlang im Einsatz. Die Belastung war den Helfern auch am Morgen danach anzusehen: Einige hatten Tränen in den Augen, berichtete die Nachrichtenagentur sda.

Belgien trauert

Tränen und Fassungslosigkeit auch in Belgien: Vor den Schulen der Kinder in Heverlee in der Nähe von Brüssel und in Lommel an der niederländischen Grenze versammelten sich am Morgen Mitschüler und Angehörige. Weinend lagen sich Menschen in den Armen. Eltern der Opfer machten sich sofort auf den Weg zur Unglücksstelle.

Per Bus wurden sie von den Schulen zu einem Flugplatz in Melsbroek gebracht, wo König Albert II. sie empfangen wollte. Die zwei Militärflugzeuge sollten gegen 14 Uhr in Genf landen. Auch der belgische Premierminister Elio Di Rupo wollte noch am Mittwoch in die Schweiz reisen: „Das ist ein sehr trauriger Tag für ganz Belgien“, erklärte er.

Unglücksursache noch unklar

Was sich exakt am Dienstag gegen 21.15 Uhr in dem knapp 2,5 Kilometer langen Tunnel abspielte, war zunächst noch unklar. Nach ersten Ermittlungen der Walliser Polizei streifte der Reisebus einen Randstein in der Tunnelröhre und wurde gegen eine Nothaltestelle an der Wand geschleudert. „Die Ermittlungen sind derzeit noch am Laufen“, sagte ein Polizeisprecher im Fernsehen.

Der Bus der belgischen Gesellschaft „Top Tours“ war von Siders in Richtung Sitten gefahren. In der Röhre gab es keinen Gegenverkehr. Nach belgischen Informationen war kein weiteres Fahrzeug beteiligt. Der Busfahrer kann nach Ansicht des Staatssekretärs im belgischen Verkehrsministerium nicht übermüdet gewesen sein. „Die Fahrer sind am Vortag angekommen und haben den Tag an Ort und Stelle verbracht, bevor sie losgefahren sind“, sagte Melchior Wathelet.

Schwerverletzte Opfer

Drei Businsassen erlitten besonders schwere Verletzungen. Zwei von ihnen wurden zum Universitätskrankenhaus von Lausanne geflogen, einer in eine Klinik nach Bern. Mehrere Kinder sollen aus den Niederlanden stammen.

Zahlreiche europäische Politiker sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus, darunter auch Pralamentspräsident Laurent Mosar. In einem Kondolenz-Schreiben drückte er Bestürzung über den tragischen Unfall aus.