Schuhattacke

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In dem Verfahren gegen den norwegischen Attentäter Breivik in Oslo liegen die Nerven der Hinterbliebenen blank. Mit einem Schuhwurf entlud ein junger Kurde nun seine Wut auf den geständigen Islamhasser.

Aufregung im Prozess gegen den norwegischen Massenmörder Anders Behring Breivik: Ein aufgebrachter Angehöriger eines der 77 Todesopfer hat im Gerichtssaal einen Schuh nach dem rechtsradikalen Attentäter geschleudert. „Mörder! Du hast meinen Bruder getötet! Fahr zur Hölle!“, schrie ein junger Mann am Freitag während der Verlesung der letzten Obduktionsberichte. Bei dem Angreifer handelte es sich nach Medienberichten um einen Kurden aus dem Nordirak, der seinen 18 Jahre alten Bruder bei dem Massaker auf der Insel Utøya im Sommer 2011 verloren hatte.

Der Schuh verfehlte Islamhasser Breivik und traf stattdessen seine Anwältin, Vibeke Hein Baera. Verletzt wurde sie nicht. Einige Zuschauer applaudierten. Das Sicherheitspersonal führte den Mann aus dem Saal. Der Prozess wurde kurz unterbrochen. Der Wutausbruch sei Ausdruck tiefer Verzweiflung und Trauer gewesen, sagte der Anwalt der Familie des jungen Kurden. Der Schuhwerfer war so aufgewühlt, dass er ärztlich untersucht werden musste. Ob seine Attacke rechtliche Folgen haben wird, stand zunächst nicht fest.

Zeichen der Verachtung

Den Schuh zu zeigen oder zu werfen, gilt in der islamischen Welt als Zeichen der Verachtung. Geschichte schrieb im Jahr 2008 der sogenannte Schuhwerfer von Bagdad, der bei einer Pressekonferenz auf den damaligen US-Präsidenten George W. Bush zielte. Seither werden Schuhe zum Zeichen des Protests häufiger auch bei Demonstrationen in der westlichen Welt gezeigt.

Breivik zeigte sich ungerührt. Gerichtsreporter zitierten ihn mit den Worten: „Wer immer etwas nach mir werfen will, sollte dies tun, wenn ich das Gericht betrete oder verlasse.“

Wie starben die Opfer?

Im Gerichtssaal wurden am Freitag die letzten zwölf Obduktionsberichte der insgesamt 69 Todesopfer von Utøya verlesen. Gerichtsmedizinerin Sidsel Rogde zeigte anhand einer Puppe die tödlichen Schussverletzungen der Opfer. So sei eine 17-Jährige durch drei Kugeln in Kopf und Brust getötet worden, berichtete sie. Ein 21-Jähriger starb nach ihren Worten durch einen einzigen Kopfschuss.

Der rechtsradikale Breivik hatte am 22. Juli vergangenen Jahres 69 fast durchweg jugendliche Teilnehmer eines Sommercamps auf Utøya getötet, ehe er sich nach rund eineinhalb Stunden der Polizei ergab. Vorher waren in Oslo acht Menschen durch eine von ihm gelegte Bombe gestorben. Ob der Massenmörder als schuldfähig oder nicht eingestuft wird, gilt als entscheidende offene Frage bei dem Prozess. Breivik begründet sein Verbrechen als „notwendig“ im Kampf gegen islamische Zuwanderer und die Befürworter einer multikulturellen Gesellschaft. Das Urteil soll Ende Juli verkündet werden.