Schneller auf den Kirchberg

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LUXEMBURG - Die Nachricht von einer geplanten Rolltreppe von Pfaffenthal nach Kirchberg in Höhe der „Rout Bréck“ sorgte vielerorts für ungläubiges Staunen.

Aber die Rolltreppe ist nur ein Baustein eines Mobilitätskonzeptes, das eine Zug-Haltestelle eben unter der Brücke vorsieht, um den Kirchberg besser an den öffentlichen Transport im Allgemeinen und das Schienennetz im Besonderen anzubinden, wie Minister Claude Wiseler dem Tageblatt erklärte.

Die Situation auf dem Kirchberg ist verkehrstechnisch gesehen nicht die allerglücklichste. Die Pendler, die mit dem öffentlichen Transport in die Hauptstadt und auf den Kirchberg wollen, müssen einiges an Geduld aufbringen und Umwege in Kauf nehmen. 20.000 Arbeitsplätze befinden sich im Moment dort. 30.000 sollen es in nicht allzu ferner Zeit werden. Und so viele Pendler wie möglich sollen mit dem öffentlichen Transport zu ihrem Arbeitsplatz kommen.

Zeitgewinn

Nur ist die Anbindung an den Kirchberg eher ungünstig. Um dem Abhilfe zu schaffen, trägt man sich mit dem Gedanken an eine Bahn-Haltestelle auf der CFL-Nordstrecke, ziemlich genau unter der „Rout Breck“. Und hier erst würde die ominöse Rolltreppe ins Spiel kommen, mittels derer man die Passagiere aus dem Tal auf das Plateau befördern könnte. Doch der Reihe nach. Aktuell müssen Zugreisende bis zum Bahnhof fahren, um dann mit dem Bus auf Kirchberg zu fahren. Mit einer Haltestelle im Pfaffenthal könnte der Weg beträchtlich abgekürzt werden. Für Zugreisende aus dem Norden würde dieser Halt auf dem Weg liegen. Die Züge aus Richtung Petingen, Bettemburg, Trier und Kleinbettingen müssten nur eine Haltestelle weiterfahren zum „Arrêt Pont Rouge“, wie es in den Plänen heißt. Damit würde der innerstädtische Verkehr entlastet, von der Zeitersparnis für die Pendler gar nicht zu reden. „Das wäre ein unglaublicher Zeitgewinn“, so Claude Wiseler.

Den gilt es aber auf eine relativ einfache Art und Weise zu erreichen. Und nicht zu teuer darf er sein. Erste Berechnungen sehen Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro vor. Das ist eine Menge Geld, jedoch bedeutend weniger als die geplante, aber aufgeschobene Neubau-Zugstrecke zwischen dem Hauptbahnhof und Kirchberg via Findel, die statt mit den ursprünglich veranschlagten 600 Millionen mit 1,2 Milliarden Euro zu Buche schlagen würde. Der „Arrêt Pont Rouge“ wäre „eine vergleichsweise preiswerte Lösung, die für den Passagierverkehr viel bringen würde“, so Wiseler.

Machbar und sinnvoll

Dementsprechend wurden Sinn und Machbarkeit geprüft. Und beides lässt sich offenbar gut an. Die CFL hat ermittelt, dass sie sechs Züge pro Stunde fahren lassen könnte – in jede Richtung. Was die überdachte Rolltreppe angeht, so sind 40 Höhenmeter zu bewältigen. Vergleichbare Konstruktionen gibt es bereits u.a. in Europa und den USA. „Man muss nicht unterirdisch bauen, sondern kann in den Hang bauen. Das ist leichter und preiswerter. Und es ist laut CFL absolut machbar“, so Claude Wiseler. Hinzu kämen Lifte und eine konventionelle Treppe (aus Sicherheitsgründen). Aber er betont es mehrfach: „Es geht nicht um die Rolltreppe, sondern um ein Mobilitätskonzept, das bei der ‚Desserte‘ der Stadt Luxemburg extrem nützlich wäre.“

Sollte das „avant-projet“ – denn mehr ist es noch nicht – irgendwann in Gesetzesform gegossen werden, entstünde auf Kirchberg ein Verbindungspunkt zwischen Zug und Tram, die ja ab 2014 in Angriff genommen werden soll. Das wäre auch ein ungefährer Termin für den Bau der Haltestelle samt Rolltreppe, die dank Bus im Übrigen auch ohne Tram funktionieren könnte.

Finanziert würde das Projekt über den Fonds du Rail, der aus dem Staatsbudget alimentiert wird. „Theoretisch ist das alles zu bewältigen“, so Wiseler. Davon profitieren könnten viele: die Pendler nach Kirchberg und Limpertsberg, die CFL, weil die Attraktivität des Schienenverkehrs auf einen Schlag bei 20.000 bis 30.000 Pendlern steigen würde, und die Stadt Luxemburg, die darauf hoffen könnte, den innerstädtischen Verkehr, zu dem auch ein endloser Schlauch aus (Überland-)Bussen gehört, etwas zu beruhigen. „Es ist eine sinnvolle Idee, die uns in Sachen Mobilität, vor allem jener in Richtung Hauptstadt hinein, extrem viel bringen wird“, so Wiseler.