Schifflinger Werk auf unbestimmte Zeit dicht

Schifflinger Werk auf unbestimmte Zeit dicht
(Tageblatt-Archiv/Alain Rischard)

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Schlechte Nachricht am Dienstag für die Beschäftigten von ArcelorMittal: Das Schifflinger Stahlwerk bleibt auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Der Verwaltungsrat von ArcelorMittal Rodange und Schifflange hat am Dienstag dem gemischten Betriebsrat mitgeteilt, dass der Elektro-Ofen und die daran angeschlossene Strangussanlage in Schifflingen vorerst geschlossen bleiben.

Von der Entscheidung sind 282 Personen betroffen. Insgesamt arbeiten 626 Menschen an beiden Standorten. Alle Mitarbeiter sollen in anderen Werken weiterbeschäftigt werden.

Walzstraße wird geschlossen

Als Erklärung wird die anhaltend schlechte Nachfrage bei Baustahl genannt. In Schifflingen wird Dratstahl gewalzt, das zur Herstellung von Stahlmatten für den Bau verwendet wird. Das Schifflinger Stahlwerk steht seit Oktober 2011 still. Sowohl die Drahtstraße in Schifflingen als auch die Walzstraße für Rundeisen in Rodange (Straße C) werden Spezialaufträge ausführen. Gedrosselt bleibt auch die Produktion auf Straße A (Kleinträger).

Eine weitere schlechte Nachricht betrifft die Walzstraße TLM in Schifflingen, hauptsächlich in Besitz von Beltrame. Sie soll geschlossen werden. 107 Personen sind betroffen.

Stahltripartite am 28. März

Generaldirektor Michel Wurth zufolge komme man an der Entscheidung zur Stilllegung von Schifflingen nicht vorbei. Es gebe keine andere gangbare Alternative. Europa stecke nach wie vor in einer tiefen Krise.

Die Entscheidungen des Konzerns werden am kommenden 28. März in der Stahltripartite diskutiert. Dort wolle man Vorschläge unterbreiten, wie die Stärken der Luxemburger Stahlstandorte weiter betont werden können. Die Diskussionen in der Dreierrunde wolle man konstruktiv angehen.

Übergangslösungen für Mitarbeiter

Laut Nico Reuter, Präsident von ArcelorMittal Rodange/Schifflange, bestehe derzeit eine Überkapazität bei Baustahl von 70 Prozent insbesondere bei Betonstahl und Drahtstahl, also jene Produkte, die in den beiden Werken hergestellt werden.

Die vom Produktionsstopp betroffenen Beschäftigten werden in anderen Werken weiterbeschäftigt oder in die Cellule de reclassement versetzt. Details sollen in der Stahltripartite erörtert werden. Auch die 107 Mitarbeiter des LME werden in denselben Strukturen übernommen.

Bettemburg und Düdelingen

Die Krise macht auch den anderen ArcelorMittal-Werken in Bettemburg und Düdelingen zu schaffen. In Düdelingen werden Bleche für die Automobilindustrie hergestellt, In Bettemburg Sägedraht. Als schwierig bezeichnet Generaldirektor Wurth die Lage in Bettemburg. Der Markt für Sägedraht, der zum Schneiden von Solarpaneelen benutzt wird, sei eingebrochen. Schleppend sei die Nachfrage in der Automobilindustrie.

Zufriedenstellend sei hingegen die Situation im Werk in Bissen, wo Drahterzeugnisse für die Landwirtschaft hergestellt werden.

Kritik an Unternehmensstrategie

Für die Gewerkschaften kam die Entscheidung nicht überraschend, so Jean-Claude Bernardini (OGBL). Es sei Teil der Strategie gewesen, zuerst von einer zeitweiligen Schließung zu reden, dann von einer auf unbestimmte Zeit. Zuerst gelte es jedoch die Stahltripartite abzuwarten. Sie muss insbesondere das weitere Schicksal der Beschäftigten absichern und die weiter Zukunft der Stahlstandorte definieren.

Man bedauere den Beschluss dieses Produktionstopps auf unbestimmte Zeit, da es durchaus Alternativen gebe, so Bernardini. Nur habe man es mit der Entscheidung eines Konzerns zu tun, der seine kontinentale Standorte abbauen möchte.

Nun hofft man auf den zukünftigen Industrieplan. Dabei müssten auch Investitionen für Walzstraße 2 auf Belval vorgesehen werden. Hier werden Spundwände gewalzt, die mit den Großträgern aus Differdingen zu den Spitzenprodukten von ArcelorMittal Luxemburg zählen. Derzeit habe man noch einen Wettbewerbsvorteil, so Charles Hennicot (LCGB). Doch der könne schnell hin sei, werde nicht rechtzeitig modernisiert.