Saudi Arabien droht mit Bau von Atomwaffen

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In der arabischen Welt droht ein nukleares Wettrüsten: Wenn Iran in den Besitz von Atomwaffen kommt, will Saudi-Arabien ebenfalls aufrüsten.

Die Warnung kommt aus dem Königshaus: Falls Iran die Entwicklung atomarer Waffen vorantreibe, werde man nachziehen müssen. Eine iranische Bombe würde „Saudi-Arabien zwingen, Strategien zu verfolgen, die ungeahnte und möglicherweise dramatische Konsequenzen haben könnten“, sagte Prinz Turki al-Faisal, hochrangiger Diplomat und Mitglied der Königsfamilie, bei einem Treffen mit hohen Nato-Militärs in England.

Ins Detail wollte Turki nicht gehen. Gegenüber dem britischen „Guardian“ sagte ein hoher Beamter in der saudischen Hauptstadt Riad jedoch, die Botschaft sei klar: „Wir können nicht mit einer Situation leben, in der Iran Atomwaffen hat und Saudi-Arabien nicht. So einfach ist das.“ Dies wäre inakzeptabel und Saudi-Arabien müsste dann ebenfalls aufrüsten.

Furcht vor erstarktem Iran

Die Stimmung zwischen den zwei Staaten ist auf einem Tiefpunkt angelangt. In seiner Rede Anfang Juni auf einer Luftwaffenbasis lästerte Turki laut dem „Guardian“ über das Nachbarland. Iran sei ein „Papiertiger mit Stahlklauen“, sagte der Prinz laut dem Redetext, welcher der Zeitung vorliegt.

Saudische Diplomaten warnten in jüngster Zeit, Iran könne den Arabischen Frühling dazu nutzen, seinen Einfluss im Nahen Osten und sogar im Königreich selbst auszubauen. So haben die Saudis ihre militärische Intervention in Bahrain damit begründet, dass die dortigen schiitische Mehrheit vom Iran aufgewiegelt worden sei. In Saudi-Arabien machen die Schiiten rund 15 Prozent der Bevölkerung aus.

Iran schreie jedesmal auf, wenn man sich in seine Belange einmische, doppelte Turki nach. Saudi-Arabien erwarte von Iran, dass er sich so verhalte, wie er selbst behandelt werden wolle. Prinz Turki ist Sonderbotschafter Saudi-Arabiens in England und wird als zukünftiger Außenminister gehandelt.

Auch der König warnte

Laut einer von Wikileaks publizierten Depesche warnte König Abdullah die Amerikaner bereits 2008, dass im Falle eines atomar aufgerüsteten Irans „jeder Staat in der Region ebenfalls aufrüstet, inklusive Saudi-Arabien“. Analysten verweisen jedoch darauf, dass die praktischen und diplomatischen Hürden „immens“ seien. Turkis Rede wird denn auch in erster Linie als weiteres Warnsignal an die Adresse des Westens interpretiert.