Satellitenbild zeigt mögliche Wrackteile

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Wird die verschollene Boeing der Malaysia Airlines bald gefunden? Auf Satellitenbildern sind im Indischen Ozean Objekte zu sehen, die Trümmer des Flugzeugs sein könnten. Ein Minister spricht von der bislang wichtigsten Spur.

Bei der Suche nach der malaysischen Boeing 777-200 gibt es fast zwei Wochen nach dem Verschwinden eine erste erfolgversprechende Spur. Australische Geheimdienst-Experten haben auf Satellitenbildern Objekte im Indischen Ozean entdeckt, die Bruchstücke des Flugzeugs sein könnten. Ein Teil des Treibguts soll 24 Meter lang sein, das zweite 5 Meter. Nachdem erste Aufklärungsflüge im Fundgebiet ohne Erfolg blieben, sollte ein Frachter die Suche nach Flug MH370 am Freitag bei Tagesanbruch mit voller Kraft aufnehmen.

Trotz schlechter Sicht hatten am Donnerstag vier Aufklärungsflugzeuge in dem Seegebiet 2500 Kilometer südwestlich von Perth in Australien ihre Suchaktion gestartet. Danach erreichte das norwegische Frachtschiff in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) das Gebiet.

Bei der großangelegten Suchaktion nach dem am 8. März spurlos vom Radar verschwunden Flugzeug mit 239 Menschen an Bord waren schon mehrfach vermeintliche Wrackteile entdeckt worden. Die Meldungen stellten sich bisher immer als Fehlalarm heraus. Bemerkenswert an den Berichten vom Donnerstag war deshalb, dass Australiens Regierungschef Tony Abbott persönlich die Nachricht im Parlament in Canberra mitteilte. «Neue und glaubhafte Informationen sind ans Licht gekommen», sagte Abbott. Der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein nannte es die «bislang wichtigste Spur».

Für die Angehörigen, die sich seit dem Verschwinden der Maschine an jeden kleinen Hoffnungsschimmer klammerten, sank mit den Berichten über mögliche Wrackteile die Aussicht auf einen glimpflichen Ausgang. Manche wollten den Glauben nicht aufgeben, dass die Maschine doch irgendwo notgelandet sein könnte. Andere sagten Reportern, die Ungewissheit sei schwerer zu ertragen als eine traurige Wahrheit.

Abbott betonte, dass die Stücke im Meer noch nicht als Wrackteile identifiziert worden seien. Es könnte sich auch um anderes Treibgut handeln. Mit einer angenommen Größe von 24 Metern ist das eine Objekt aber deutlich länger als etwa ein Standard-Seecontainer der zwischen etwa 6 und 16 Meter lang ist.

Die Suche wird von der australischen Seesicherheitsbehörde Amsa koordiniert, einem der erfahrendsten Such- und Rettungsinstitute der Welt. Nach ihren Angaben wurden die Treibgutbilder vor einigen Tagen von einem kommerziellen Satelliten aufgenommen. Der Satellit sei nun programmiert, um in der Region Bilder der Objekte mit höherer Auflösung zu schießen, sagte ein Sprecher des australischen Militärs.

«Es sah so aus, als schaukelten sie auf dem Wasser auf und ab», sagte John Young, Amsa-Nothilfeeinsatzleiter. Auf den Aufnahmen, die im Fernsehen gezeigt wurden, waren zwei undeutliche Flecken zu erkennen.

Als erstes und bislang einziges Schiff war in der Nacht zum Freitag der norwegische Frachter «St. Petersburg» in dem Seegebiet angekommen. «Das Schiff bewegt sich momentan langsam, weil es dort mitten in der Nacht ist», sagte ein Sprecher. Die Besatzung handle auf Anleitung der australischen Rettungsbehörden. Die intensive Suche beginne bei Tagesanbruch.

Die Aufklärungsflugzeuge konnten am Donnerstag nur rund zwei Stunden suchen, ehe sie umkehren mussten, um mit dem Treibstoff den Ausgangsstützpunkt bei Perth wieder erreichen zu können. Das Suchgebiet liegt im Bereich der Flugroute, die die Maschine genommen haben könnte, sagte Young. Er schätzte, das Meer in der Gegend sei mehr als 1000 Meter tief.

Die chinesische Regierung verfolgt die Suche mit «großer Aufmerksamkeit». «Wir bieten Australien unsere Hilfe an», sagte der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Hong Lei, laut Mitteilung. Mehr als 150 der 239 Insassen des Flugzeugs sind Chinesen.

Die Boeing 777-200 der Malaysia Airlines war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking vom Radar verschwunden. Die Polizei ermittelt wegen Sabotage, Entführung, Terrorismus oder Selbsttötung eines der Piloten. Die Ermittler sind nach Signal- und Datenanalysen inzwischen überzeugt, dass die Maschine nach dem Start radikal vom Kurs abwich und noch stundenlang weiterflog. Am vergangenen Samstag, eine Woche nach dem Verschwinden, sagte der malaysische Regierungschef Najib Razak, alles deute darauf hin, dass die Kommunikationssysteme an Bord absichtlich abgestellt wurden.

Dennoch werde bei den Ermittlungen ein technisches Problem nicht ausgeschlossen, sagte Verkehrsminister Hishammuddin Hussein am Donnerstag in Kuala Lumpur. Flugzeugexperten nennen etwa die Möglichkeit eines Schwelbrands im Bereich des Cockpits. Dieser könne die Kabel zu den Kommunikationssystemen zerstört haben. Dabei könnten giftige Gase die Piloten bewusstlos gemacht haben. Andere spekulierten über einen plötzlichen Druckverlust, der Piloten und Passagiere außer Gefecht gesetzt haben könnte.

Die Möglichkeit eines solchen katastrophalen Ereignisses an Bord «ist nicht ausgeschlossen worden und gehört weiter zur Untersuchung», sagte Hishammuddin. «Die Blackbox kann uns Aufschluss geben.»

Die Ermittler haben nach Auswertung der automatischen Signale, die die Maschine bis gut acht Stunden nach dem Start sendete, zwei mögliche Flugkorridore ausgemacht: von Malaysia aus Richtung Nordwesten oder Südwesten. Weil keines der Länder auf der nordwestlichen Route Radarsichtungen eines Flugzeugs meldete, konzentrierte sich die Suche auf die südliche Route. Sie führt weitgehend über den Ozean.

Amsa hat die Besatzung kommerzieller Schiffe in dem Gebiet gebeten, ebenfalls Ausschau nach möglichen Wrackteilen zu halten. Sie orderte zudem das Marine-Versorgungsschiff «HMAS Success» in die Region. Es dürfte aber einige Tage brauchen. «Es ist gut ausgerüstet, Objekte zu bergen», sagte Young.

Die Boeing ist mit gut 100 Millionen Dollar federführend bei der Allianz versichert. Sollte es sich um einen Unfall und nicht um eine Entführung durch Terroristen handeln, könnte die Schadenssumme laut Hannover Rück insgesamt mehrere hundert Millionen Dollar erreichen.