/ Sarkozy stellt sich zur Wiederwahl
Nicolas Sarkozy will weitere fünf Jahre an der Spitze Frankreichs stehen. Er bestätigte am Mittwochabend erstmals öffentlich, dass er bei den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr antreten wird. „Ja, ich bin Kandidat“, sagte der 57-Jährige in einem Live-Interview des Fernsehsenders TF1.
Nach Angaben von Meinungsforschern hatte seit mehr als 50 Jahren kein Präsident mehr eine so schlechte Ausgangsbasis für eine weitere Amtszeit wie Sarkozy. In der Wählergunst liegt er derzeit mit großem Abstand hinter seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande. Der Kandidat der größten Oppositionspartei würde jüngsten Umfragen zufolge eine Stichwahl mit 57 Prozent der Stimmen gewinnen.
Richtung klar
In welche Richtung es beim Wahlkampf gehen wird, scheint klar. In einem Interview des „Figaro Magazine“ grenzte sich Sarkozy bereits am vergangenen Wochenende klar von Hollande ab. Keine Homo-Ehe, kein Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer bei Kommunalwahlen und keine Adoptionskinder für gleichgeschlechtliche Paare, lauteten die inhaltlichen Leitlinien. Arbeit, Verantwortlichkeit und Autorität seien seine Werte, führte der Präsident aus.
Sarkozys Rechtsschwung kommt für die Opposition nicht überraschend. Rund eineinhalb Jahre hatte der Präsident zuletzt die Mitte-Wähler angesprochen. Er widmete sich der Wirtschaftspolitik, pries das deutsche Modell und unterstrich sein Engagement zur Defizitreduzierung. Doch dies hat sich laut Umfragewerten nicht als erfolgsversprechend erweisen. „Die Wirtschaft wird von den Franzosen wie ein umweltbedingter Faktor betrachtet, damit gewinnt man niemals einen Wähler“, zitierte die Tageszeitung „Le Figaro“ jüngst Sarkozys Berater Patrick Buisson.
Konservative Kurskorrektur
Die Opposition verweist hingegen genüsslich auf den ihrer Meinung nach eigentlichen Hintergrund der konservativen Kurskorrektur. Sarkozys Wirtschaftsbilanz sei katastrophal, heißt es von den Sozialisten. Zumindest die Zahlen geben ihnen recht: Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 kam die Industrie nicht wieder auf die Beine. Die Arbeitslosenquote liegt bei knapp zehn Prozent.
Hollandes Wahlkampfmanager Pierre Moscovici traut Sarkozy und seinen Anhängern deswegen alles zu. Der Präsident werde mit aller Gewalt eine Koalition der gesamten Rechten schmieden – wie im Jahr 2004 US-Präsident Bush, der für die Franzosen zu den meistgehassten amerikanischen Präsidenten zählt.
Die französischen Präsidentschaftswahlen beginnen am 22. April mit dem ersten Wahlgang, der zweite ist für den 6. Mai angesetzt. Der erste große Wahlkampfveranstaltung mit Sarkozy ist für Sonntag in Marseille geplant. Zu dem Interview-Termin am Mittwoch wurde der Präsident von seiner Frau Carla Bruni-Sarkozy begleitet.
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