Sämtliche 43 Absturz-Opfer geborgen

Sämtliche 43 Absturz-Opfer geborgen
(dpa)

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Die Unglücksserie in der russischen Luftfahrt setzt sich fort. Am Mittwoch stürzte eine Maschine nahe der Stadt Jaroslawl ab. Rettungskräfte haben nun alle 43 Todesopfer geborgen, hieß es.

Nach dem Flugzeugabsturz in Russland haben Rettungskräfte alle 43 Todesopfer geborgen. Taucher seien insgesamt 30 Mal in die Wolga gestiegen, in die Teile der Maschine gestürzt waren, teilte das Zivilschutzministerium am Donnerstag nach Angaben der Agentur Interfax mit.

Bilder des brennenden Flugzeugs beim russischen Fernsehsender NTV. (Bild: dpa)

Mehr als 40 Menschen waren bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen, unter ihnen auch ein deutscher Eishockey-Nationalspieler. Der 25-jährige gehörte erst seit wenigen Wochen zum verunglückten Team des russischen Erstligisten Lokomotive Jaroslawl.

An Bord der Unglücksmaschine waren insgesamt 45 Menschen. Darunter war fast der gesamte Kader von Lokomotive, wie ein Vereinssprecher der Zeitung „Sowjetski Sport“ sagte. „Es gibt keine Hoffnung“, sagte Vereinssprecher Wladimir Malkin der Zeitung zufolge.

Zwei Überlebende

Insgesamt waren nach Angaben des Zivilschutzministeriums 37 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder an Bord. Zwei Menschen überlebten den Absturz schwer verletzt, wie die Behörden mitteilten. Dabei handelte es sich um den russischen Spieler Alexander Galimow, dessen Haut nach Medienangaben zu 80 Prozent verbrannt sein soll, sowie einen Bordingenieur. Die beiden Überlebenden des Absturzes vom Mittwoch waren nach Krankenhaus-Angaben noch in einem kritischen Zustand. Insgesamt waren 45 Menschen an Bord der Maschine vom Typ Jak-42. Die Ermittler schickten die Flugschreiber zur Untersuchung nach Moskau.

Präsident Dmitri Medwedew ordnete eine Untersuchung an und schickte seinen Berater Wladislaw Surkow zur Absturzstelle rund 280 Kilometer nordöstlich von Moskau. Auf Anweisung von Regierungschef Wladimir Putin reiste auch Verkehrsminister Igor Lewitin dorthin. Medwedew wurde an diesem Donnerstag dort erwartet.

Absturzursache unklar

Die wahrscheinlichste Unglücksursache sei, dass eines der Triebwerke ausgefallen sei, sagte ein namentlich nicht genannter Flughafenmitarbeiter zu Interfax. Die Agentur Ria Nowosti zitierte einen Mitarbeiter der Luftfahrtindustrie, nach dessen Ansicht das Flugzeug mit minderwertigem Treibstoff betankt worden sei. Angeblich gewann die Maschine nach dem Start vom Flughafen Jaroslawl zu langsam an Höhe, streifte eine Antenne und zerschellte dann am Boden.

Die Mannschaft von Lokomotive war auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel in der weißrussischen Hauptstadt Minsk, als die Unglücksmaschine kurz nach dem Start zerschellte. Die Internetseite von Lokomotive war am Mittwochnachmittag nicht zu erreichen. Zahlreiche Fans versammelten sich spontan an der Eishockey-Arena zu einem Gedenken. Sie legten Blumen am Vereinsheim nieder.

Flugzeug-Überprüfung

Allein in den vergangenen zwei Jahren kamen etwa 200 Menschen bei Flugzeugabstürzen in Russland ums Leben. Im Juni 2011 starben 47 Menschen, als eine Maschine bei schlechtem Wetter nahe der Stadt Petrosawodsk abstürzte. Nach diesem Unglück sowie vielen ähnlichen Flugzeugkatastrophen hatte die Führung in Moskau eine Überprüfung der oft noch zu Sowjetzeiten gebauten Maschinen angeordnet.

Nach offiziellen Angaben waren elf Ausländer an Bord der Jak-42. Im Kader des kanadischen Lokomotive-Trainers Brad McCrimmon stehen mehrere ausländische Profis. Die schwedische Botschaft in Moskau bestätigte nach Angaben der Agentur Interfax den Tod von Torhüter Stefan Liv. Auch die tschechischen Weltmeister Josef Vasicek, Jan Marek und Karel Rachunek sowie der Slowake Pavol Demitra waren nach Botschaftsangaben unter den Opfern.

Gedenken an Opfer

„Es ist eine schreckliche Nachricht“, sagte der tschechische Spielerberater Vladimir Vujtek junior der Online-Ausgabe der Prager Zeitung „Pravo“. Lokomotive sollte an diesem Donnerstag in Minsk seine erste Partie in der Kontinentalen Eishockey-Liga (KHL) bestreiten. Auch in Minsk legten Eishockey-Fans Blumen nieder. Das KHL-Eröffnungsspiel zwischen Ufa und Mytischtschi wurde abgebrochen.

In Jaroslawl mit seinen mehr als 500 000 Einwohnern wird derzeit unter Schirmherrschaft Medwedews ein internationales politisches Forum mit vielen prominenten Gästen ausgetragen. Dort wurde eine Schweigeminute abgehalten.