Rücktritt von Präsidentin Park gefordert

Rücktritt von Präsidentin Park gefordert
(lee Jin-man/AP)

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Zehntausende Südkoreaner haben am Samstag in Seoul den Rücktritt von Präsidentin Park Geun Hye wegen eines politischen Skandals gefordert.

Die Polizei ging im Voraus davon aus, dass etwa 40 000 Menschen an der größten Anti-Regierungs-Demonstration in der Hauptstadt seit knapp einem Jahr teilnehmen würden.

Die zunehmend unbeliebte Park hatte sich am Freitag bei einer Live-Übertragung im Fernsehen für einen «herzzerreißenden» Skandal entschuldigt. Hintergrund ist der Verdacht, die Präsidentin habe einer mysteriösen Vertrauten erlaubt, im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Die Unruhen gefährden die Präsidentschaft Parks.

Die Demonstranten hielten am Samstag Banner, Kerzen und bunte Schilder. Auf diesen war „Park Geun Hye raus“ und „Hochverrat durch eine geheime Regierung“ zu lesen. Die Protestteilnehmer versammelten sich auf einem großen Platz vor einem alten Palasttor und in nahegelegenen Straßen.

Einmischung

Die Polizei setzte Dutzende Busse und mobile Wände ein, um Wege zum Büro und der Residenz der Präsidentin zu versperren. Tausende Beamte in gelben Jacken und mit kompletter Kampfausrüstung beobachteten die Demonstranten.

Park hatte vor einigen Tagen ihren Ministerpräsidenten entlassen und das Kabinett umgebildet. Im Zentrum des Skandals steht die langjährige Präsidentenfreundin Choi Soon Sil. Ihr wird vorgeworfen, sich ohne offizielle Funktion massiv in die Regierungsgeschäfte eingemischt zu haben.

Außerdem steht Choi unter Betrugsverdacht: Sie soll ihre Beziehungen zu Park dazu genutzt haben, um südkoreanische Unternehmen wie Samsung zu Spenden für zwei von ihr gegründete gemeinnützige Stiftungen zu drängen. Am Donnerstag erließ die Justiz offiziell Haftbefehl gegen Choi, die sich nun wegen Betrugs und Machtmissbrauchs verantworten muss.

Fünf Prozent

Choi ist außerdem die Tochter des Sektengründers Choi Tae Min, der bis zu seinem Tod im Jahr 1994 Parks Mentor war. Park wies nun aber Vorwürfe, sie sei einem religiösen Kult verfallen und halte im Präsidentenpalast Rituale ab, zurück. Dies sei „vollkommen unwahr“, sagte sie.

Einer landesweiten Umfrage zufolge, die am Freitag veröffentlicht wurde, liegt Parks Zustimmungswert bei fünf Prozent. Das ist der niedrigste Wert für irgendeinen Präsidenten in Südkorea seit dem Erlangen der Demokratie in dem Land Ende der 1980er Jahre. Parks Amtszeit endet in 15 Monaten.