/ Rousseff gegen Neves
Das Rennen um die brasilianische Präsidentschaft wird erst in drei Wochen in einem Duell von Amtsinhaberin Dilma Rousseff gegen den Wirtschaftskandidaten Aécio Neves entschieden. Aus der ersten Runde ging Rousseff am Sonntag nach Auszählung von fast allen Bezirken mit rund 42 Prozent als Siegerin hervor, der sozialdemokratische Ex-Gouverneur Neves landete mit überraschend starken 34 Prozent auf Platz zwei. Die wochenlang als größte Widersacherin Rousseffs gehandelte frühere Umweltministerin Marina Silva von den Sozialisten schied mit rund 21 Prozent in der ersten Runde aus.
Neves startete noch in der Nacht bei ihren Anhängern eine Charmoffensive: „Es ist Zeit, unsere Kräfte zu vereinen“, sagte er vor Mitgliedern der Sozialisten. Und er fühle sich „geehrt, die Hoffnung auf Wandel zu repräsentieren“, wenn es am 26. Oktober zum Zweikampf mit der linksgerichteten Amtsinhaberin Rousseff komme.
Rousseff zeigte sich vor ihren Anhängern in der Hauptstadt Brasília siegessicher: „Der Kampf geht weiter – und wir sollten ihn gewinnen.“ Die Wahl wurde allgemein als Abstimmung über die zwölfjährige Amtszeit der Arbeiterpartei (PT) von Rousseff und ihrem Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva gewertet. Die beiden Präsidenten können sich zugute halten, bis zu 40 Millionen Brasilianer aus der Armut geholt zu haben. Allerdings kämpfte die linksgerichtete PT-Regierung zuletzt mit zahlreichen Korruptionsskandalen und Vorwürfen der Verschwendung von Steuermitteln für prestigeträchtige Sportveranstaltungen.
Favorit der Wirtschaft
Auch die Erlahmung der Wirtschaft könnte Neves in die Karten spielen. Der Spross einer politischen Dynastie und Favorit der Unternehmer punktete auf der Zielgeraden vor der ersten Runde mit dem Versprechen umfassender Wirtschaftsreformen. Noch vor wenigen Wochen hatte er 20 Punkte hinter der nun ausgeschiedenen Silva gelegen. Um gegen Rousseff eine Chance zu haben, wird er aus dem Lager Silvas Stimmen brauchen.
Letzte Umfragen sahen ihn in einem Duell mit der Amtsinhaberin fünf Prozentpunkte zurück. Silva war erst Mitte August nach dem Tod des bisherigen Kandidaten Eduardo Campos bei einem Flugzeugunglück für die Sozialistische Partei ins Rennen gegangen. Die 56-Jährige legte in den Umfragen sofort deutlich zu und konnte sich zwischenzeitlich sogar Chancen ausrechnen, die erste schwarze Präsidentin Brasiliens zu werden. Auf den letzten Metern des Wahlkampfes war sie dann zurückgefallen. Sie kündigte in der Wahlnacht zunächst Beratungen mit ihren Verbündeten an, bevor sie eine Wahlempfehlung geben könnte. Allerdings deutete sie an, dass sie sich nicht hinter Rousseff stellen werde.
„Brasilien hat klar signalisiert, dass es nicht den Status quo will.“ Mehr als 142 Millionen Brasilianer waren am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Neben dem Staatsoberhaupt und den 513 Parlamentsabgeordneten in Brasília wurden auch die Gouverneure der 27 Bundesstaaten und ein Drittel der Senatoren gewählt. Einen Sitz im Senat ergatterte dabei Fußballlegende Romario. Der 48-jährige frühere Stürmer kandidierte für Rio de Janeiro und erhielt rund 63 Prozent.
- Zucchinipuffer und eine Rhabarbertorte – leckere Klassiker fürs Wochenende - 12. Juni 2022.
- Sechs gute Gründe für Urlaub im Freien - 12. Juni 2022.
- Monsieur Champagne sagt Adieu - 8. Mai 2022.