Rote Mähne, blaue Augen und eine knallharte Stimme

Rote Mähne, blaue Augen und eine knallharte Stimme
(Markus Hibbeler)

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Die Sängerin Inga Rumpf steht seit Jahrzehnten auf der Bühne, hat hunderte Songs komponiert. Nun feiert die Hamburgerin ihren 70. Geburtstag.

Rote Mähne, blaue Augen und eine knallharte Stimme – so kündigte Schauspieler Walter Giller 1968 im Fernsehen die Hamburger Sängerin Inga Rumpf bei einem Schlagerwettbewerb an. „Schade um die Tränen“ sang die 21-Jährige, der Auftritt im Tüllkleid blieb eine kurze Episode.

Musikalisch wollte Rumpf andere Wege gehen. In ihrer ersten Band, den City Preachers, trommelte einst Udo Lindenberg am Schlagzeug. Mit Frumpy und Atlantis war die Rocksängerin vor allem in den 70er-Jahren erfolgreich. Am Dienstag wird die Musikerin 70 Jahre alt.

Konzerte sollen „gut“ sein

Ihren runden Geburtstag will Rumpf nicht groß feiern, sondern mit einer kleinen Freundesrunde auf ihrem Landsitz in der Wesermarsch in Niedersachsen verbringen. „Ich halte nichts von riesigen Geburtstagsfeiern“, sagt die Sängerin der Deutschen Presse-Agentur. Über ihr Privatleben will sie nicht viel erzählen.

Noch immer absolviert Rumpf mehrere Auftritte im Jahr – doch nicht zu viele. Denn Reisen findet sie „inzwischen sehr strapaziös“. „Ich möchte gerne, dass die Konzerte gut sind und nicht, dass meine Stimme Schaden erleidet“, sagt Rumpf.

Nichts von ihrer Kraft verloren

Zum 70. Geburtstag gibt es im August zwei Geburtstagskonzerte in Hamburg und Oldenburg. „Das wird rockig, soulig, bluesig und gospelig – das wird eine Quintessenz aus all dem, was ich in den vergangenen Jahrzehnten gemacht habe“, kündigt die Sängerin an.

Gemeinsam mit musikalischen Wegbegleitern will sie mit Klassikern wie dem Frumpy-Song „How the gypsy was born“ die alten Zeiten aufleben lassen. „Inga hat nichts von ihrer Kraft verloren“, lautete ein Kommentar im Internet nach einem Konzert im vergangenen Jahr.

Rumpfs rauchig-röhrende Stimme ist markant. Schon als kleines Mädchen sang sie gern, ihre damalige Schüchternheit verschwand dann. Sehnsüchtig wünschte sich die im Hamburger Stadtteil St. Georg aufgewachsene Tochter eines Seemannes und einer ostpreußischen Schneiderin eine Gitarre. „Bis sie dann, als ich elf war, Weihnachten unter dem Baum lag. Da ging für mich das Leben los.“

Berufswunsch: Musikerin

Berufswunsch Musikerin? Die Eltern waren wenig begeistert. „Das ging gar nicht“, erzählt Rumpf. „Die Zeiten waren anders als heute, wo jeder irgendwie Superstar werden möchte.“ Der Mutter zum Gefallen machte sie erst einmal eine Lehre – war gleichzeitig aber schon mit den City Preachers auf Tour.

1971 wählten die Leser vom „Musik Express“ Frumpy zur „besten deutschen Rockgruppe“. Mitte der 70er ging es nach England und die USA. Dort trat Rumpf mit den US-Rockbands Aerosmith und Lynard Skynard auf. In den 80er-Jahren wurde es ruhiger.

Keine „Mainstream-Frau“

Trotz aller Erfolge – der große Durchbruch blieb für Rumpf aus. „Ich bin keine Mainstream-Frau“, sagt sie rückblickend. „Dazu polarisiere ich zu viel, meine Stimme ist auch anders als die der meisten Sängerinnen.“ Wenn etwas zu kommerziell wurde, „hat es bei mir irgendwie ausgesetzt“.

In den 90er-Jahren stand für Rumpf wieder der Gospel im Mittelpunkt. Ihr großes Vorbild war immer „Gospel-Königin“ Mahalia Jackson. „Ich werde ihr nie das Wasser reichen können, aber die hat mich inspiriert wie keine andere“, sagt Rumpf, die auch mehrere Jahre als Dozentin an der Hamburger Musikhochschule arbeitete.

Mit B.B. King auf Tour

Rumpf sang auf Kirchentagen und bei Konzerten im Christuspavillon der Weltausstellung 2000 in Hannover. Viele Jahre gab sie Neujahrskonzerte im Hamburger Michel und trat dort auch bei den Motorrad-Gottesdiensten auf. Rumpf hat inzwischen hunderte Songs komponiert. Für Tina Turner schrieb sie das Lied „I wrote a letter“. Bluesmusiker B.B. King durfte die Hamburgerin auf dessen Abschiedstour 2006 in Deutschland begleiten.

Auch mit 70 denkt sie noch nicht daran, ihre Instrumente zur Seite zu legen. „Ich bin sehr gerne mit Musik beschäftigt, es wäre Quatsch, damit aufzuhören“, sagt die stimmgewaltige Sängerin. Pläne für ein neues Album? „Ich lasse mir da Zeit, mal schauen.“ Live spielen – das ist ihre Leidenschaft. Sie will weiter auf Tour gehen und rocken. „Ich fühle mich manchmal sicher schon wie 70, aber manchmal eben auch wie 17.“