Restrukturierung eingeleitet

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Die LCGB-nahe Beschäftigungsinitiative ProActif ist bemüht, sich aus eigenen Kräften zu restrukturieren. Es war dies die Botschaft, mit der der neue Verwaltungsratspräsident, Norbert Conter am Mittwoch vor die Presse trat.

ProActif war im Herbst 2011 in die negativen Schlagzeilen geraten, nachdem bekannt wurde, dass die Organisation dem Beschäftigungsministerium rund 2,3 Millionen an falsch verrechneten Subventionen schuldet.

Drei externe Betriebsprüfer hatten seit den 1990er Jahren auf Unregelmäßigkeiten bei der Buchführung der LCGB-nahen Beschäftigungsinitiative ProActif hingewiesen. Wirklich reagiert wurde aber erst, als die Wirtschaftsprüfer von BST 2011 die Konten unter die Lupe nahmen und feststellten, dass über den Weg von doppelten Buchungen rund 2.370 Millionen Euro an Beihilfen des Arbeitsministeriums einkassiert wurden.

Das Geld muss natürlich zurückbezahlt werden, hatte Beschäftigungsminister Nicolas Schmit beim Bekanntwerden der Unregelmäßigkeiten unmissverständlich erklärt. Das Arbeitsministerium trägt 75 Prozent der Kosten von Beschäftigungsinitiativen, der Rest muss von diesen selbst selbst über den Verkauf von Dienstleistungen erbracht werden. Der genaue Berechnungsmodus wurde inzwischen zwecks besserer Kontrolle und Transparenz abgeändert und an eine ganze reihe von Kriterien gekoppelt.

Bislang wurde mit der Rückzahlung noch nicht begonnen. Man warte auf einen genauen Entschuldungsplan des Ministers, hieß es am Mittwoch vor der Presse. Die Spielregeln für einen solchen Plan sollen für alle gleich sein. Und deshalb will der Minister zunächst noch das Audit von OPE (Objectif plein emploi) abwarten, einer anderen Beschäftigungsinitiative. Dieses Audit wird noch vor dem Sommer erwartet. Eine dritte Beschäftigungsinitiative (Forum pour l’emploi) wurde bereits auditiert. Hier wurden nur geringfügige Unregelmäßigkeiten festgestellt.

Bislang noch keine Rückzahlungen

Die Rückzahlung der Gelder durch ProActif wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Der Geschäftsbericht 2011, der am Mittwoch präsentiert wurde, zeigt, dass ProActif im Kern gesund ist und diese Rückzahlungen in Etappen stemmen kann. Das Geschäftsjahr schließt mit einem Überschuss von 778.000 Euro ab. „Ich denke, dass 2011 ein äußerst positives Jahr war“, meinte vor Journalisten Verwaltungsratspräsident Norbert Conter. Man sei mit der Restrukturierung der Organisation gut vorangenommen, so der Mann, der auf dem Höhepunkt der Krise im Herbst 2011 das Steuer von Robert Weber übernommen hatte, um zusammen mit Direktor Romain Schmit ProActif wieder auf Kurs zu bringen. Schmit ist in der neuen Struktur zum „Administrateur délégué“ aufgerückt. Er überraschte am Mittwoch mit der Aussage, dass der damalige Verwaltungsrat bereits in der Bilanz 2010 Rücklagen eingeschrieben hatte, weil man auf staatliche Rückforderungen vorbereitet sein wollte.

Zur Restrukturierung von ProActif gehört neben der personellen Umstellung der Führungsebene auch die Zentralisierung der Organisation. Aus vier regionalen Zentren wird ein einziger (in Sandweiler). Ziel der Operation ist zum einen die Kostenreduktion (weniger Mietkosten), zum anderen eine effizientere Arbeitsweise. Sorgenkind bei dieser Restrukturierung ist der Personalschlüssel.

Knackpunkt Personalschlüssel

335 schwer vermittelbare Arbeitssuchende werden derzeit von 243 fest angestellten Betreuern auf den Weg zurück in den Arbeitsmarkt vorbereitet. Zwar konnte die Zahl der Betreuer 2011 durch natürliche Abgänge um 11 reduziert werden, bis zum Ziel, einem Betreuer auf fünf Arbeitssuchende ist es aber noch ein langer Weg, räumt Conter ein. Schließlich könne man das Problem nicht über den Weg von Entlassungen lösen, wie das ein „normaler“ Betrieb machen würde, bemerkt er. Dass es gelöst werden muss, ist sich der Verwaltunsgratspräsident aber bewusst. Denn alles was über diesen Schlüssel hinausgeht, wird in Zukunft nicht mehr vom Arbeitsministerium finanziell unterstützt.

Die Lösung sieht Conter in einem Ausbau der Aktivitäten von ProActif. Können mehr Arbeitslose betreut werden, stimmt am Ende der vorgegebene Betreuungsschlüssel wieder. Bei der derzeitige Lage auf dem Arbeitsmarkt spricht vieles dafür, dass diese Rechnung aufgehen könnte. Ob bei der aktuellen Konjunkturlage aber auch in Zukunft rund 18 Prozent der betreuten Personen (76 Leute) wieder auf den ersten Arbeitsmarkt zurückgeführt werden können, steht auf einem anderen Blatt. Auch wenn das Ziel von „Administrateur“ Romain Schmit klar ist: „Wir wollen mehr als diese 18 Prozent machen.“