/ Republikaner reden nur von Krieg
Das Thema der jüngsten Debatte der republikanischen Präsidentschaftsanwärter lautete offiziell Außenpolitik, doch die Moderatoren des Fernsehsenders CBS nannten sie die „Oberbefehlshaber-Debatte“. Die Fragen drehten sich denn auch hauptsächlich um die Kriege im Irak und Afghanistan sowie mögliche Kriege gegen den unzuverläßigen Verbündeten Pakistan sowie gegen die aufstrebende Atommacht Iran. Selbst im Zusammenhang mit China war von einem „Handelskrieg“ die Rede.
Außenpolitische Themen, die nicht in diese martialische Optik passten, kamen praktisch keine zur Sprache. Die europäische Schuldenkrise etwa war als letzte Frage der 90-minütigen Debatte dran. Den notorischen Falken unter den Republikanern kam diese Optik sehr gelegen. Sie nutzen die Suggestivfragen der Moderatoren, um sich als Gegenthese zum zart beseiteten Barack Obama zu postionieren.
Auf die Frage, wie die iranische Atombombe zu stoppen sei, schlug der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses Newt Gingrich Sabotage vor, am besten „geheim und abstreitbar“. Der ehemalige Senator von Pennsylvania Rick Santorum äusserte die Hoffnung, dass die USA bei der Ermordung von iranischen Nuklearwissenschaftlern ihre Hände im Spiel hatten. Außerdem riet er, die iranischen „Rebellen“ zu unterstützen, die das Regime in Teheran stürzen wollen. Der Gouverneur von Texas Rick Perry empfahl, die „gesamte iranische Wirtschaft auszuschalten“. Der ehemalige Gouverneur von Massachussetts Mitt Romney erklärte, unter Obama werde Iran zur Atommacht, unter ihm nicht.
Fragwürdiger Vergleich mit dem Kalten Krieg
Zum Thema Afghanisten erklärte Mitt Romney, er würde nie mit den Taliban oder Terroristen verhandeln. Auf die Frage, ob Pakistan nun Freund oder Feind wäre, antwortete der Unternehmer Herman Cain, es sei „unklar“, aber als Präsident würde er es herausfinden. Als der Moderator nachhakte, der Krieg in Afghanistan dauere inzwischen über zehn Jahre – was ihm denn genau unklar sei, wiederholte Cain einmal mehr seine Standardausrede: Er müsste sich zuerst mit den Generälen unterhalten, um sich eine Meinung zu bilden.
Cains Vertrauen ins Militär scheint ohnehin grenzenlos. Er würde es den Generälen überlassen zu definieren, was Folter ist und was nicht. Waterborading auf jeden Fall sei keine Folter. Die Kongressabgeordnete aus Minnesota Michele Bachmann pflichtete ihm bei und versprach, Waterboarding wieder einzuführen. Rick Perry ergänzte: „Wir sind im Krieg, und solche Sachen passieren im Krieg“. Wenig später fügt er an, das kommunistische China werde wie die Sowjetunion auf dem „Aschehaufen der Geschichte“ enden.
Stimmen der Vernunft finden kein Gehör
Dagegen muteten der texanische Kongressabgeordnete Ron Paul und der ehemalige Gouverneur von Utah Jon Huntsman wie Friedenstauben an. Auf die iranische Gefahr angesprochen erklärte Paul, ein weiterer Krieg sei die vielen Toten und das viele Geld nicht wert. Ohnehin würde ihn das Säbelrasseln an die Zeit vor dem Irakkrieg erinnern. Waterboarding bezeichnete er unumwunden als Folter und daher als illegal, unmoralisch und unamerikanisch. Jon Huntsman pflichtete ihm bei. Durch die unstrittenen Verhörmethoden hätten sich die USA „selbst herabgemindert“. Auf den „Handelskrieg“ mit China angesprochen, wies der ehemalige US-Botschafter im Reich der Mitte auf das Offensichtliche hin: Ein solcher würde der ohnhin gebeutelten US-Wirtschaft schweren Schaden zufügen.
Die zwei Stimmen der Vernunft gingen im Kriegschor ihrer Mitbewerber unter, zumal sie wesentlich weniger Redezeit erhielten. Jon Huntsman etwa scherzte, als er nach einer langen Pause wieder einmal eine Frage gestellt bekam: „Es ist einsam hier in Sibirien.“ Die aus außenpolitischer Sicht vernünftigsten Kandidaten haben denn auch kaum Chancen auf die Nomination der republikanischen Partei. In den Umfragen landen sie regelmässig auf den hinteren Plätzen.
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