/ Rektoren und Köche sollen vorkosten
Das tödliche Gift im Mittagessen indischer Grundschüler hat Konsequenzen: Rektoren und Köche sollen die Speisen an den Schulen künftig vorkosten. Die Regierung des betroffenen Bundesstaates Bihar ließ am Donnerstag in allen Lokalzeitungen Anzeigen veröffentlichen, in denen die Regel erklärt und Maßnahmen bei Verstößen dagegen angedroht werden.
Die Zahl der gestorbenen Kinder stieg am Donnerstag auf 23. Die Schüler der staatlichen Grundschule in Saran im Bundesstaat Bihar hatten am Dienstag ein Mittagessen serviert bekommen, das nach einer ersten Untersuchung Insektengift enthielt. Eventuell sei das Essen in einem Behälter gewesen, der vorher ein Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel enthielt, sagte zuständige Beamte Abhijit Sinha.
Die Schulleiterin und ihr Ehemann, der Lebensmittel an die Schule verkaufte, seien weiter auf der Flucht. Gegen beide liege ein Haftbefehl vor, sagte Sinha.
Mahlzeiten in den Mülleimer geworfen
Im Osten Indiens boykottierten tausende Schüler die kostenlos angebotenen Schulspeisen. Die verängstigten Kinder hätten ihre Mahlzeiten in Mülleimer geworfen oder gar nicht erst angerührt, sagte ein ranghoher Regierungsvertreter am Donnerstag. Obwohl die Schulbehörden gelobt hätten, dass eine solche Tragödie nicht mehr vorkommen werde, seien viele Kinder von ihren Eltern angewiesen worden, die Finger vom Kantinenessen zu lassen.
Die 23 Kinder verstarben an den Folgen einer kostenlos verteilten Schulmahlzeit aus Reis, Gemüse und Linsen. Etwa 30 weitere Kinder werden weiterhin im Krankenhaus behandelt. Ersten Erkenntnissen zufolge enthielt das am Dienstag an einer staatlichen Schule verteilte Essen möglicherweise Insektengift.
Komplott oder fahrlässiges Vorgehen?
Im Haus der geflüchteten Schulleiterin seien zwei Behälter mit Insektiziden nebst Gemüse, Reis und Hülsenfrüchten für das Mittagessen gefunden worden, sagte ein ranghoher Ermittler. „Nur die Direktorin kann sagen, ob es sich bei dem Vorfall um ein Komplott oder fahrlässiges Versehen handelt“, fügte er hinzu. Aus Regierungskreisen hieß es, der Schulkoch habe sich bei der Direktorin noch über den Geruch des Bratöls beschwert. Die Frau habe ihn aber angeblich beschwichtigt, woraufhin er weiterkochte.
Rund 120 Millionen Kinder erhalten in Indien kostenloses Essen an staatlichen Schulen. Durch das Programm soll die Ernährung verbessert und auch die Anwesenheitsquote gesteigert werden. Wegen Hygienemängeln und minderwertiger Zutaten gibt es jedoch immer wieder Lebensmittelvergiftungen. In den letzten Jahren haben steigende Lebensmittelpreise stetig den Leidensdruck der 455 Millionen Inder erhöht, die unter der Armutsgrenze leben.
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