Regierung will Murdoch zum Rückzug drängen

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Nach dem Abhörskandal bläst Medienunternehmer Rupert Murdoch ein eisiger Wind entgegen: Die britische Regierung leistet Widerstand bei der geplanten Übernahme des Fernsehsenders BSkyB.

Der Medienunternehmer Rupert Murdoch sieht sich nach dem Abhörskandal in Großbritannien mit immer mehr Widerstand bei der geplanten Übernahme des Fernsehsenders British Sky Broadcasting (BSkyB) konfrontiert. Die britische Regierung erklärte an Dienstag, sie werde Murdoch zum Verzicht auf seine Expansionspläne auffordern. Der ehemalige Premierminister Gordon Brown sagte, die Zeitungen des Medienmoguls hätten mit „bekannten Kriminellen“ zusammengearbeitet, um an vertrauliche Information zu kommen.

Sprecher Steven Field erklärte, die Regierung werde sich hinter einen Vorschlag der oppositionellen Labour-Partei stellen, nach dem Murdoch und dessen Medienkonzern News Corp. aufgerufen werden, ihr Übernahmeangebot für BSkyB zurückzuziehen. Das Vorhaben soll am Mittwoch im britischen Parlament besprochen werden.

Mit Kriminellen zusammen gearbeitet

Murdochs Blätter „haben mit Kriminellen zusammen gearbeitet. Bekannten Kriminellen. Kriminellen mit Vorstrafen“, sagte Brown der BBC. In seiner Zeit als Premierminister habe sich die Zeitung „The Sunday Times“ aus Murdochs Medienunternehmen News International Group offenbar Informationen über sein Bankkonto, rechtlich relevante Unterlagen und möglicherweise weitere Dokumente verschafft.

Er und seine Frau seien 2006 von der damaligen Chefredakteurin der Zeitung „The Sun“, Rebekah Brooks, darüber informiert worden, dass das Blatt von der Mukoviszidose-Erkrankung seines Sohns Fraser wusste, sagte Brown weiter. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Zeitung auf legalem Weg an diese Informationen gekommen sein könnte.

Brooks ist inzwischen Chefin von News International. Wegen der Enthüllungen über die Abhörpraktiken der „News of the World“ war immer wieder ihr Rücktritt gefordert worden. Zu den Vorwürfen Browns im Zusammenhang mit der Erkrankung seines Sohns erklärte die Zeitung, sie halte daran fest, dass sie auf legalem Weg Kenntnis davon erhalten habe.

Polizisten wegen Abhörskandals vor Parlamentsausschuss

Wegen des Abhörskandals bei der „News of the World“ mussten am Dienstag amtierende und frühere ranghohe Beamte der Londoner Polizei vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen. Bei der Anhörung soll geklärt werden, warum nach dem Bekanntwerden der Fälle 2009 keine Ermittlungen gegen das Blatt eingeleitet wurden.

Die oppositionelle Labour-Partei forderte bereits vor der Anhörung den Rücktritt des stellvertretenden Leiters der städtischen Polizei, John Yates. Der hatte erklärt, er habe sich auf Empfehlung von Kollegen gegen eine Ermittlung gegen „News of the World“ entschieden. Vor dem Ausschuss räumte er ein, dass sei eine falsche Entscheidung gewesen. Die Zeitung habe der Polizei aber auch nicht alle Informationen gegeben, die ihr vorgelegen hätten.

Sue Akers von der Londoner Polizei erklärte, bei den ersten Ermittlungen seien Dokumente mit 3.870 Namen, 5.000 Festnetz- und 4.000 Handynummern angefallen, die möglicherweise Opfer von Hackerangriffen geworden seien. Bislang habe die Polizei 170 mögliche Opfer kontaktiert.