Rebellen trotzen Angriffen

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Auch rund einen Monat nach Beginn der Nato-Operation in Libyen ist die Zivilbevölkerung nicht vor Übergriffen durch die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi sicher.

„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht sehe, wie Gaddafis Truppen mit Gewalt gegen Männer, Frauen und Kinder vorgehen“, sagte der Kommandeur des Libyen-Einsatzes, General Charles Bouchard, am Dienstag bei einer Zwischenbilanz in Neapel. Es gebe aber zunehmend Erfolge. „Die Zahl der zivilen Opfer wäre weitaus höher, wenn die Nato nicht in Libyen wäre“, sagte der General. Genaue Angaben zu Toten könne das Bündnis allerdings nicht machen, da es keine eigenen Truppen am Boden habe.

Die Nato will den politischen Kontakt zu den Rebellen in Libyen ausbauen. In der Rebellenhochburg Bengasi könnte dazu bald ein „ziviler Kontaktpunkt“ entstehen, sagte ein Nato-Offizier am Dienstag in Brüssel und bestätigte damit einen Bericht der „Financial Times Deutschland“. Wie das Blatt berichtete, soll künftig ein westlicher Diplomat in Bengasi ständigen Kontakt zum Übergangsrat der Rebellen halten. Um eine militärische Kooperation gehe es dabei nicht.
Laut Zeitung habe Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen den 28 Mitgliedsstaaten am Wochenende einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Am Dienstagabend soll die Frist, in der die Staaten Einspruch erheben können, ablaufen. Gibt es bis dahin kein Veto, sei der Beschluss gefasst. Den Posten könnte ein Diplomat aus Frankreich, Italien oder Großbritannien übernehmen. (dpa)

Bouchard warf Gaddafis Getreuen vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und verurteilte dies als „unmoralisch, unethisch und illegal“. Enden werde die Operation „Vereinte Schutzmacht“ erst, wenn Gaddafis Männer ihre Übergriffe auf die Bevölkerung beenden und Dialog möglich ist.

Vorwürfe zurückgewiesen

Bouchard wies Vorwürfe zurück, dass Raketeneinschläge in Tripolis Gaddafi persönlich gegolten hätten. Bei dem Nato-Angriff in der Nacht zum Montag habe es sich um ein „militärisches Gelände mit verschiedenen Gebäuden und Wohnhäusern“ gehandelt, sagte Bouchard. „Hier geht es nicht um Individuen, hier geht es nicht um Machtwechsel.“ Das Ziel des Einsatzes in Libyen sei nach wie vor der Schutz der Bevölkerung.

Bouchard begrüßte Italiens Ankündigung, sich an den Luftangriffen der Nato in Libyen zu beteiligen. Insgesamt flogen die Kampfjets der internationalen Truppen am Montag 56 Einsätze über Libyen und damit in etwa so viele wie in den Tagen zuvor. Dabei seien wieder Raketenwerfer, Panzer und Waffendepots zerstört worden. Die Nato konzentriere sich weiterhin darauf, nicht nur Militärgerät zu bombardieren, sondern auch Kommunikationszentralen fernab der Front, von wo aus Gaddafis Truppen ihre Angriffe auf Zivilisten koordinierten.

Angriff abgewehrt

Unterdessen gelang es den Aufständischen nach eigenen Angaben, einen Angriff der Gaddafi-Truppen in der Stadt Nalut abzuwehren. Wie am Dienstag aus Kreisen der Rebellen verlautete, griff auch die Nato in die Kämpfe ein. So sei ein Konvoi der Gaddafi-Truppen, zu dem auch Söldner gehört hätten, auf dem Weg in die Stadt südwestlich von Tripolis attackiert worden. Anschließend seien mehrere verkohlte Leichen in den nahe gelegenen Militärstützpunkt Tidschi gebracht worden, hieß es. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira meldete, auch drei Aufständische seien bei Gefechten rund um Nalut getötet worden.

Die Rebellen meldeten am Dienstag weitere Raketenangriffe und vereinzelte Gefechte in den Vororten der westlichen Stadt Misrata, die seit zwei Monaten von den Gaddafi-Truppen belagert wird. Nach Berichten von Aufständischen griff die Nato auch dort die Truppen des Gaddafi-Regimes an.

Telefonkabel vernichtet

Wie die staatliche libysche Nachrichtenagentur Jana berichtete, zerstörten Nato-Kriegsschiffe zudem ein wichtiges Telefonkabel, das mehrere Küstenstädte verbindet. Anschließend seien die Telefonverbindungen zwischen Sirte, Ras Lanuf und Al-Brega unterbrochen gewesen.

Auch in der libyschen Hauptstadt Tripolis verschlechtert sich die Versorgungslage zusehends. Ein Bewohner erklärte am Dienstag, Benzin und bestimmte Nahrungsmittel würden knapp. Die Lebensmittelpreise seien in den vergangenen Tagen stark gestiegen.