Quasi keine Steuern, trotz hohen Gewinns

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ArcelorMittal machte bis vor kurzem noch mächtig Gewinn. Steuern zahlte der Konzern jedoch quasi keine. Das dank eines ausgeklügelten, wenn auch legalen Systems von Steueroptimierung.

ArcelorMittal hat in vier Jahren nur 1,4 Prozent Steuern gezahlt. Nur in einem Jahr hat der weltgrößte Stahlkonzern mit 81 Millionen Euro so richtig Steuern gezahlt. Dank einer Spezialsteuermaßnahme in Belgien konnte der Konzern 2008 bis 2011 5,6 Milliarden Euro von der Steuer absetzen. Allein 2009 hatte die Firma einen Gewinn von 1,29 Milliarden Euro verbucht, aber nur 496 Euro Steuern bezahlt.

Das System, das am Montag von Le Soir enthüllt wird, läuft über eine Art konzerninterne Bank, ArcelorMittal Finance mit Sitz in Belgien. Dorthin werden die vom Konzern erwirtschafteten Gewinne überwiesen. Um die Steuern zu senken, werden die in Belgien 2006 eingeführte, „Intérêts notionnels“ genutzt. Auf einen Teil des Kapitals werden fiktive Zinsen berechnet, die vom Gewinn abgeschrieben werden. Die Regel ist für Betriebe vorgesehen, die Investitionen aus Eigenmitteln finanzieren. So wie Schuldzinsen auf Darlehen bei einer Bank vom Gewinn abgeschrieben werden können.

Die laut le Soir überkapitalisierte Gesellschaft AM Finance verleiht den anderen Unternehmen aus der Gruppe Kapital. Die zahlen natürlich Zinsen zurück, die von den Gewinnen abgezogen werden, so dass diese Unternehmen in ihren jeweiligen Länder quasi keine Steuern mehr zahlen müssen. Die AM Finance ihrerseits wendet die „fiktiven Zinsen“ an. Dieser Zinsbetrag wird vom versteuerbaren Gewinn des Unternehmens abgezogen. So hat AM Finance Unternehmen zwischen 2008 und 2011 5,828 Milliarden Euro erwirtschaftet. Diese konnten quasi alle von der Steuer abgeschrieben werden. Nur 2008 hat das Unternehmen Steuern gezahlt: 81 Millionen Euro. Was laut Le Soir einer durchschnittlichen Zinsrate von 1,4 Prozent auf vier Jahre entspricht.