Protest für Gleichstellung von Homosexuellen

Protest für Gleichstellung von Homosexuellen
(AFP/Tiziana Fabi)

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Am Samstag gab es in Rom einen Protestmarsch gegen einen verwässerten Gesetzentwurf zur Gleichstellung von Homosexuellen.

Aus Protest gegen die Verwässerung eines Gesetzentwurfs zur Einführung der eingetragenen Partnerschaft für Homosexuelle sind am Samstag in Rom tausende Menschen auf die Straße gegangen. An der Piazza del Popolo im Zentrum der Hauptstadt nahmen auch viele gleichgeschlechtliche Paare mit ihren Kindern teil. Die Demonstranten , von denen viele Regenbogenflaggen schwenkten und rosafarbene Luftballons hielten, forderten „vollständige Gleichheit“ für Lesben und Schwule. Der italienische Senat hatte vor anderthalb Wochen einer stark abgeschwächten Version des Gesetzentwurfs zu eingetragenen Partnerschaft für Schwule und Lesben zugestimmt. Zuvor hatte die Regierung unter anderem die Passage gestrichen, wonach Homosexuelle leibliche Kinder ihres Partners adoptieren können, wenn diese keinen weiteren anerkannten Elternteil haben. Das Gesetz sieht aber vor, dass die gleichgeschlechtlichen Partner den Nachnamen des jeweils anderen annehmen können. Die Abstimmung im Abgeordnetenhaus steht noch aus, sie muss binnen zwei Monaten stattfinden.

Renzi will notfalls die Vertrauensfrage stellen

Die Vorsitzende der Organisation Famiglie Arcobaleno, Marilena Grassadonia, sagte bei der Protestkundgebung, das geplante Gesetz sei „überhaupt nicht befriedigend“. Es sei „inakzeptabel“, dass die Regelung zu Kindern aus der Vorlage gestrichen worden sei. Der 22-jährige Edoardo Messineo sagte, mehr Gleichheit für Homosexuelle zu fordern, entspreche „unserem Recht, Menschen und Bürger zu sein“. Der ursprüngliche Gesetzentwurf war in der parlamentarischen Debatte wiederholt verändert worden, um die Unterstützung der Mitte-Rechts-Parteien zu gewinnen. Regierungschef Matteo Renzi sagte vor der Senatsabstimmung, er werde notfalls die Vertrauensfrage stellen, um das Gesetz durchzubringen. Im Abgeordnetenhaus verfügt Renzi Demokratische Partei über eine stabilere Mehrheit als im Senat. Gegen die Reform hatten Ende Januar zehntausende Menschen in Rom demonstriert. Das katholisch geprägte Italien ist das letzte große Land Westeuropas, in dem es keinen besonderen rechtlichen Status für homosexuelle Paare gibt.