Problem erkannt

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(Gerry Schmit)

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Schiedsrichterwesen.

Hat Luxemburgs Fußball ein Schiedsrichterproblem? Diese Frage rückte zuletzt nach diversen Fehlentscheidungen der Unparteiischen verstärkt in den Mittelpunkt.

Es vergeht fast kein Wochenende ohne zumindest eine öffentliche Schiedsrichterschelte von Trainern in den Medien. Die deutlichen Worte von diversen Verantwortlichen in der Presse fallen natürlich auf. Mehr jedenfalls als eine tadellose Leistung des Referees, die, wenn überhaupt, in einem Nebensatz erwähnt wird. Es gilt: Fällt der Unparteiische nicht auf, hat er einen guten Job gemacht. Aber wehe, dem ist nicht so, denn dann lenken Trainer gerne auch mit überzogener Kritik von den Unzulänglichkeiten der eigenen Mannschaft ab.

Jedenfalls haben diverse Fehlentscheidungen auch den Verantwortlichen des Fußballverbands (FLF) zu denken gegeben. Im Interview mit dem Tageblatt redeten sowohl FLF-Präsident Paul Philipp als auch der Präsident der Schiedsrichter-Kommission, Charles Schaack, nicht lange um den heißen Brei herum. Ihre bemerkenswerte Offenheit ehrt sie, denn indirekt stellten sie sich selbst bzw. dem Verband mit ihren Aussagen auch ein Armutszeugnis aus.

Schaack sprach von einer Überlastung der Schiedsrichter. 200 von ihnen sind momentan aktiv, mindestens 300 weitere würden benötigt, um einen normalen Spielbetrieb zu garantieren. Zudem gebe es ganz banale Probleme. So habe man lediglich vier Headsets, so dass nicht alle Schiedsrichtergespanne in der obersten Liga mit den Kommunikationssystemen ausgerüstet werden können. Als Grund dafür nannte Schaack finanzielle Aspekte, was beim mit Abstand (dank der UEFA-Gelder) reichsten Sportverband des Landes dann doch ein starkes Stück ist.

FLF-Präsident Paul Philipp sprach im Tageblatt-Interview vor dem Kongress am vergangenen Samstag von einem „Riesenproblem“ im Schiedsrichterwesen. Und er gab zu, dass das Problem nicht neu sei und die FLF „zu lange gewartet“ habe.

Also dürfte sich der Verband nun endlich der Problematik ernsthaft annehmen, anstelle die Verantwortung im Wesentlichen auf die Vereine abzuwälzen. Besser spät als nie, könnte man sagen, schließlich ist der Schiedsrichtermangel beileibe kein neues Phänomen.

Und er ist ein Zeichen unserer Zeit. Die Hemmschwelle ist auch beim Fußball gesunken. Die kickenden Kinder stehen bereits in jungen Jahren unter Leistungsdruck und die Eltern am Spielfeldrand reagieren beim kleinsten Zwischenfall aggressiv. Jagdszenen bei Jugendspielen sind keine Seltenheit, Beschimpfungen und Beleidigungen sind zudem an der Tagesordnung. Dass ein junger Nachwuchs-Referee dadurch die Lust an seinem Hobby verliert, verwundert wenig.

Und so entsteht ein Teufelskreis: Immer weniger melden sich freiwillig für diesen Job, immer mehr schmeißen frustriert hin. Dadurch fehlt über kurz oder lang die kritische Masse, aus der sich dann die richtig guten Unparteiischen herausschälen.

Dabei sind es gerade die Schiedsrichter, die als Ehrenamtliche allen Respekt verdienen.