Privatanteil an Hellas-Hilfe wohl unzureichend

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Die Euro-Staaten müssen für Griechenland möglicherweise noch tiefer in die Tasche greifen. Der Grund: Der freiwillige Beitrag der privaten Gläubiger reicht nicht aus. In Athen explodierte derweil eine Bombe.

Der Beitrag Privatgläubiger zum Milliarden-Hilfspaket für das hochverschuldete Land verfehle wohl die Erwartungen, sagten mehrere mit den Verhandlungen vertraute Banker der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Bedingung für das 130 Milliarden Euro schwere staatliche Rettungspaket für Griechenland ist eine Schuldenentlastung durch die privaten Investoren. Dabei wird ein Verzicht auf rund 100 Milliarden Euro angepeilt.

Dieses Volumen wird den Bankenkreisen zufolge aber wohl nicht erreicht, da sich vor allem viele Hedgefonds quer stellen. „Die Regierungen prüfen daher bereits, wie sie ihren Beitrag erhöhen können“, betonte einer der hochrangigen Manager. „Es sieht nicht gut aus“, ergänzte ein anderer Insider. Es gebe aber noch keine Entscheidungen. Auch aus ranghohen politischen Kreisen der Euro-Zone war zu hören, dass es die Staaten für möglich hielten, die Hilfen aufzustocken. Noch hoffe man aber, dass sich genügend Gläubiger beteiligten. Vor allem in Deutschland dürften zusätzliche staatliche Hilfen auf Widerstand stoßen. Die Bundesregierung hat bereits Milliardensummen bereitgestellt und daher besonders intensiv auf eine Beteiligung privater Gläubiger gepocht. Bundeskanzlerin Angela Merkel machte in dieser Woche erneut Druck: Ohne einen Schuldenerlass flössen keine neuen Gelder.

Verhandlungen laufen

Seit Monaten verhandelt der Weltbankenverband IIF mit Griechenland über einen freiwilligen Beitrag der Investoren. Sie sollen dem Mittelmeerstaat über einen Anleihetausch 50 Prozent der Schulden erlassen – das entspricht 100 Milliarden Euro. Insgesamt ist Griechenland bei privaten und staatlichen Gläubigern mit 350 Milliarden Euro verschuldet. In den Verhandlungen geht es darum, wie die Umschuldung genau aussehen soll.

In griechischen Regierungskreisen zeigt man sich optimistisch, dass bald eine Vereinbarung steht. Ähnlich äußerte sich unlängst auch EU-Währungskommissar Olli Rehn. Offen ist aber noch, wie viele Gläubiger am Ende mitziehen. Denn mittlerweile haben viele Hedgefonds griechische Staatsanleihen und entsprechende Ausfallversicherungen (CDS) gekauft, weil sie Finanzkreisen zufolge auf eine Pleite des Landes spekulieren. Sie hätten daher kein Interesse an einer Rettung des Landes. In Bankenkreisen davon ausgegangen, dass am Ende maximal 75 Prozent der Investoren mitmachen. Damit würde das angepeilte Entlastungsvolumen nicht erreicht. Ursprünglich hatte man auf eine Quote von mindestens 90 Prozent der Investoren gehofft. „Man könnte natürlich den Forderungsverzicht erhöhen, aber dann wird der Appetit auf eine Beteiligung weiter sinken“, sagte ein Banker. Griechenland braucht das Geld dringend, da sonst Mitte März die Zahlungsunfähigkeit droht. Der Staat muss dann Anleihen von knapp 15 Milliarden Euro zurückzahlen.

Bombenexplosion

In der Zwischenzeit versinkt das Land immer weiter im Chaos. Eine starke Explosion erschütterte am Mittwochabend die Athener Vorstadt Agios Dimitrios. Wie Reporter berichteten, sei eine Bombe unter einem Auto explodiert. Nach ersten Informationen des griechischen Rundfunks wurde niemand verletzt.

Ein Polizeioffizier sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Bombe sei unter dem Wagen der Gattin des Chefs der griechischen Feuerwehr explodiert. Zunächst konnte die Polizei nicht sagen, ob der Anschlag einen kriminellen oder einen terroristischen Hintergrund hat.