Prinzen, Geiben, BND und Terror

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14 Tage war Ruhe. Am Montag geht es vor Gericht weiter im Bommeleeër-Prozess. Am Montag will ein deutscher Historiker Details zur Verbindung Bundesnachrichtendienst und „Stay-Behind“-Luxemburg geben. Wie auch in den ersten drei Verhandlungswochen, es werden spannende Tage.

In den ersten drei Verhandlungswochen des Bommeleeër-Prozesses kamen viele Details ans Tageslicht. Der verantwortliche Ermittler Carlo Klein ging im Detail auf die einzelnen Anschläge zwischen 1984 und 1986 ein. Es stellte sich dabei heraus, man wusste, dass man nichts wusste.
Endlose Ermittlungspannen und verschwundene Beweisstücke sorgten auch rund 30 Jahre nach der Anschlagsserie für Kopfschütteln vor Gericht. Dann sorgte eine eidesstattliche Erklärung eines deutschen Historikers für Aufregung. Sein inzwischen verstorbener Vater war für den deutschen Auslandsnachrichtendienst BND tätig und verantwortlich für das deutsche „Stay behind“-Netz mit Verbindungen zu den Benelux-Staaten. So habe sein Vater gemeinsame Aktionen mit dem damaligen Luxemburger Geheimdienstchef Charles Hoffmann geplant und hierzulande durchgeführt. Der Mann spricht von Beweisen, die beide damals bewusst verschwinden ließen.

Es dauerte keine 48 Stunden und eine parlamentarische Anfrage zu dem Thema im Deutschen Bundestag gab dem Prozess eine andere Dimension. Der Grünen-Politiker und Mitglied der Parlamentarischen Kontrollkommission für Geheimdienste in Deutschland, Hans-Christian Ströbele, will Antworten von der Bundesregierung. Er sieht Zusammenhänge zu anderen Attentaten in Europa. Inzwischen hat sich auch die deutsche Presselandschaft auf den Prozess konzentriert. Das ZDF-Nachrichtenmagazin „Frontal21 und „Der Spiegel“ haben Journalisten auf das Terrornetzwerk aus dem Kalten Krieg angesetzt.

Geheimtreffen

Für Aufregung sorgte auch Generalstaatsanwalt Robert Biever. Zerknirscht musste er zugeben, dass es heimliche Treffen zwischen ihm, Ermittlern, dem Verdächtigten Ex-BMG-Chef Ben Geiben sowie mit Prinz Jean gab. Protokolle der Treffen gibt es keine. Der Anwalt der Verteidigung, Gaston Vogel, spricht bei den Treffen in Contern und Oberdonven von Deals. Biever bestreitet dies. Allerdings hat auch für Richterin Sylvie Conter die Treffen einen bitteren Beigeschmack.

Auch angebliche geheime Lauschaktionen des Geheimdienstes SREL bei der Armee sorgten für Aufregung. Entsprechende Unterlagen sind allerdings verschwunden oder wurden nie angefertigt. Bei den Ermittlungen gegen die Bombenleger setzten die Luxemburger Behörden auch auf die Hilfe ausländischer Dienste. Das Bundeskriminalamt und das FBI aus den USA wurden um Amtshilfe gebeten. Wer dies allerdings beim FBI anfragte, bleibt im Dunkeln. Auch hier verschwanden unterwegs Beweisstücke. Beide Dienste erstellten Fallanalysen. Fazit: Die Bombenleger handelten aus idealistischen Gründen. Es ging ihnen nicht um Geld. Ein terroristischer Hintergrund werde ausgeschlossen. Auf der Anklagebank sitzen Jos Wilmes und Marc Scheer. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden ehemaligen Mitgliedern der Polizeispezialeinheit BMG vor an der Attentatsserie zwischen 1984 und 1986 beteiligt gewesen zu sein.

Spannende Wochen

Am Montag wird der deutsche Historiker vor Gericht aussagen. Man erwartet sich neue Details zu den Verbindungen BND und Bommeleeër. In den kommenden Tagen will Ermittler Klein in einer längeren Ausführung auf die zum Teil heimlichen Ermittlungen gegen den früheren Polizisten Ben Geiben eingehen. Anschließend wird die Zeugenbefragung vor Gericht beginnen. Richterin Sylvie Conter ließ schon durchblicken, dass der Prozess wahrscheinlich bis weit in den Sommer geht.