Powerfrau will das Rathaus in Metz

Powerfrau will das Rathaus in Metz

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Kommunalwahlkampf in Frankreich wird kurz und hart. Die Parteien bringen sich in Stellung. In Metz findet sich das bürgerliche Lager aus drei Parteien in einer Liste zusammen.

In Lothringen sind harte Auseinandersetzungen um das Amt des Bürgermeisters in Metz, in Thionville, in Forbach, und in Longwy zu erwarten. In Nancy tritt André Rossinot nicht mehr an, der seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Stadt geprägt hat.

Angesichts der augenblicklichen Unbeliebtheit der sozialistischen Regierung gehen die bürgerlichen Parteien UMP, Modem und UDI davon aus, dass es ihnen gelingen wird, die sozialistischen Mehrheiten in Metz, in Thionville, in Longwy zu brechen. In Nancy hoffen sie, die Mehrheit auch mit einem neuen Kandidaten zu bewahren.

Als Dirigent der Kooperation der drei Parteien UMP (vergleichbar der CSV in Luxemburg und der CDU in Deutschland), dazu dem Zentrum UDI, dessen Vorsitzender er im Mosel-Departement ist, und den Liberalen (Modem) erweist sich der Präsident des Départements, Patrick Weiten. Weiten gelang in Thionville eine Kooperation der drei Parteien unter der Führung der Abgeordneten Anne Grommerch, die den amtierenden Bürgermeister Bertrand Mertz bereits bei den Parlamentswahlen geschlagen hatte. In Forbach, wo sich eine gefährliche Situation durch einen beliebten rechtsradikalen Kandidaten abzeichnet, ist Weiten eine Koalition nicht gelungen.

Die Powerfrau

Dafür gelang ihm in Metz ein Meisterstück. Hier sah es so aus, als nur UDI und Modem sich zusammenfinden würden. Das politische Schwergewicht, die UMP Abgeordnete Marie Jo Zimmermann stand lange abseits und hielt sich bedeckt, verhandelte im Hintergrund mit Weiten und stellte sich am Samstag im Presseclub in Metz als Spitzenkandidatin der bürgerlichen Koalition vor. Marie Jo Zimmermann ist ein Bündel von Dynamik und Selbstbewusstsein. Gut drei stunden redet sie und beantwortet Fragen. Dass sie Spitzenkandidatin einer Koalition ist, erläutert sie kühl. Das sei ein Zweckbündnis für die Dauer des Mandats von sechs Jahren. Hier wolle niemand Karriere machen. Man wolle Politik für Metz machen. Das ist eine erste Spitze gegen die Sozialisten in Metz, die mit dem amtierenden Bürgermeister Dominique Gros und mit der amtierenden Kulturministerin Aurélie Fillippetti antreten. Die Ministerin wird nicht immer Ministerin bleiben und braucht eine politische Zukunft.

Ansonsten aber nimmt Marie Jo Zimmermann das Zweckbündnis nicht zur Kenntnis. „Ich“ sagt sie dauerhaft während der gesamten Veranstaltung. „Ich“ habe Vorstellungen von einem Programm. „Ich“ will Nähe zu den Bürgern suchen. „Ich“ will mich um Arbeitsplätze kümmern. „Ich“ will die Stadt zukunftsfähig machen. Das „Ich“ findet sie normal. „Ich“ will Bürgermeisterin werden, sagt die politische Powerfrau, die mit großer Selbstverständlichkeit austeilt. Mit demselben Selbstverständnis.

„Reißverschlussverfahren“

Eine Liste kann die bürgerliche Rechte in Metz noch nicht vorweisen. Darum will sich die Politikerin in den kommenden Tagen kümmern. So ganz einfach wird das aber nicht werden. Das „Reißverschlussverfahren“, wonach Mann und Frau oder Frau und Mann sich auf den Listen abwechseln müssen, ist bei einer Dreierkoalition nicht so einfach.

Hart wird das Ringen um Metz auf jeden Fall. Die bürgerliche Rechte hat vor sechs Jahren Metz verloren, nachdem sie seit 1848 den Bürgermeister in der lothringischen Hauptstadt gestellt hatte. Der Fehler: Der übermächtige Jean Marie Rausch, hatte keinen Nachfolger aufgebaut. Die bürgerlichen Parteien hatten sich damals nicht auf eine Koalitionsliste einigen können. Sie wollen nun um jeden Preis die Stadtführung zurück erobern. Patrick Weiten sitzt bei der Vorstellung neben Marie Jo Zimmermann. Er wird bis zur Wahl Mitte März darüber wachen, dass die Metzer Koalition nicht zerbricht.

Die Sozialisten andererseits wollen um jeden Preis die vor sechs Jahren errungene Stadtführung behalten. In Metz geht es für sie um das Prestige.

Es wird ein harter Wahlkampf um die lothringische Hauptstadt werden.

(Helmut Wyrwich / Tageblatt.lu)