Portugal blutet aus

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(AP)

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Viele Portugiesen verlassen ihr hoch verschuldetes Heimatland aus Angst vor Arbeitslosigkeit und Hunger: Allein im vergangenen Jahr sind 150.000 ausgewandert. Ein trauriger Rekord.

Das sei eine der größten Auswanderungswellen aller Zeiten in Portugal und nur vergleichbar mit der Massenmigration der 1970er Jahre, berichtete am Freitag die Zeitung „Diário de Notícias“ unter Berufung auf Zahlen der Regierung in Lissabon.

In den vergangenen fünf Jahren hätten insgesamt rund 500.000 Bürger, also jeder 21. der rund 10,5 Millionen Einwohner Portugals, das ärmste Land Westeuropas verlassen. Anders als in den 1960er und 1970er Jahren, als die Menschen vor allem in Frankreich und auch in Luxemburg bessere Arbeits- und Lebensbedingungen gesucht hätten, seien die Ziele heute in erster Linie die früheren Kolonien Brasilien und Angola, aber auch England, schreibt das Blatt. In Luxemburg leben derzeit rund 107.000 Portugiesen.

Ausbeutung und Zwangsarbeit

Die Auswanderung führt allerdings den Angaben zufolge nicht immer ins erhoffte „Paradies“. „Diário de Notícias“ zitiert das Staatssekretariat für Auwanderung in Lissabon mit den Worten, viele Menschen, die im Ausland Jobversprechen erhielten, würden am Ende nicht selten Opfer von Ausbeutung und Zwangsarbeit.

Portugal hängt seit 2011 als drittes Euroland nach Griechenland und Irland am internationalen Finanztropf. Als Gegenleistung für das 78 Milliarden Euro schwere Hilfspaket der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) verpflichtete sich Lissabon zur Senkung des Haushaltsdefizits von 9,8 (2010) auf 5,9 (2011) sowie auf 4,5 Prozent im laufenden Jahr. Im Zuge der Sparbemühungen wird die seit zehn Jahren schwächelnde Wirtschaft 2012 nach Regierungsschätzung um weitere 3,3 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosenrate soll auf ein neues Rekordniveau von bis zu 15 Prozent klettern.