Mittwoch3. Dezember 2025

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Politisches Erdbeben in Frankreich

Politisches Erdbeben in Frankreich
(dpa)

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Der IWF-Chef, Dominique Strauss-Kahn, wird in New York der "versuchten Vergewaltigung" beschuldigt. Er galt bisher als ausrichtsreichster Gegenspieler zu Nicolas Sarkozy.

Dominique Strauss-Kahn soll versucht haben, in einem New Yorker Luxushotel ein Zimmermädchen zu vergewaltigen. In einigen Medienberichten hieß es am Sonntag, der verheiratete 62-Jährige habe die 32 Jahre alte Frau zum Oralsex gezwungen. Ein New Yorker Polizeisprecher stellte in einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur dpa aber klar, dass in diesem Fall die Anklage anders formuliert worden wäre. Hätte Strauss-Kahn das Zimmermädchen tatsächlich zu Oralsex gezwungen, würde die Anklage nicht nur auf „versuchte Vergewaltigung“, sondern auf „Vergewaltigung“ lauten.

Wenige Stunden vor einem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel war der Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, nach Medienberichten wegen Sexvorwürfen festgenommen worden. Er sitzt nun, nach Angaben der „New York Times“, in einer Zelle der Polizeiabteilung für Sexverbrechen – der „Special Victims Unit“ – in New York. Dies habe sein Anwalt Benjamin Brafman bestätigt. Brafman erklärte der Zeitung, er vertrete Strauss-Kahn zusammen mit seinem Kollegen William Taylor aus Washington. Bisher habe er seinen Mandanten noch nicht kontaktieren können. Vermutlich werde er dies am Sonntag (Ortszeit) machen.

Der Franzose war unmittelbar vor seinem Abflug nach Europa am Samstagabend (Ortszeit) auf dem New Yorker John-F.-Kennedy -Flughafen aus einem Flugzeug geholt worden.

Heftige Reaktionen in Frankreich

Strauss-Kahn gilt als möglicher Kandidat der französischen Sozialisten bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr in Frankreich. Er sollte sich zusammen mit Ségolène Royal und François Hollande dem parteiinternen Auswahlverfahren stellen. Strauss-Kahn galt bisher als aussrichtsreichster Gegenspieler für Nicolas Sarkozy. PS-Sprecher mahnten am Sonntag zum Zusammenschluss und zur Zurückhaltung. Auch für Strauss-Kahn gelte das Unschuldsprinzip, sagte Royal. Strauss-Kahn weist, seinem Anwalt zufolge, jeglichen Vorwurf zurück.

Politische Beobachter sind über den Zeitpunkt der Affäre verwundert. Strauss-Kahn sollte in den kommenden Wochen seine Kandidatur für die Präsidentschaft erklären. Die gegen ihn laufenden Ermittlungen könnten diesen Zeitplan gehörig stören.

„Nackt übers Zimmermädchen hergefallen“

Nach Angaben der „New York Post“ war Strauss-Kahn nackt aus dem Bad seines Hotelzimmers gekommen, als eine Angestellte ins Zimmer kam. Er soll sie auf das Bett geworfen und mit Gewalt zum Oralsex gezwungen haben, berichtete das Boulevardblatt unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Strauss-Kahn habe das Zimmermädchen schließlich gehen lassen und sei sofort zum Flughafen aufgebrochen.

Die „New York Daily News“ berichtet ähnlich, allerdings mit Unterschieden in wichtigen Details. Demnach ließ Strauss-Kahn die Frau nicht etwa gehen, sondern sie befreite sich und floh aus dem Zimmer. Der Franzose sei danach zum Flughafen geflüchtet.

Der frühere französische Finanzminister ist seit 2007 Chef des Währungsfonds. Bereits vor drei Jahren war Strauss-Kahn wegen einer Affäre mit einer Mitarbeiterin ins Zwielicht geraten. Eine interne Untersuchung des IWF war allerdings zu dem Schluss gekommen, dass es weder eine sexuelle Belästigung noch eine Begünstigung gegeben habe.