Pleiten, Pech und Pannen

Pleiten, Pech und Pannen
(dpa)

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Ein Flugzeug fliegt ohne Funkkontakt durch die Gegend, eine andere Maschine landet im Gras. Mehrere Pilotenfehler bei der Luxair sorgen für Aufregung im Luftraum.

Am 6. Februar rutscht eine Boeing 737 der Luxair auf dem Weg zur Startbahn von der glatten Piste und rammt ein Fahrwerk in einen Grasstreifen. Der Flugbetrieb ist über Stunden blockiert. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Die Luftfahrtbehörde nimmt sich dem Fall an, ermittelt einen Monat und spricht jetzt von überhöhter Geschwindigkeit.

Der Unfall ereignete sich an einer abschüssigen Stelle, dieser Punkt ist den Piloten bei Glätte bekannt. Über die Roll-Geschwindigkeit für Flugzeuge zur Startbahn soll es lediglich Empfehlungen der Luftfahrtbehörde geben. Jedenfalls gab der Tower grünes Licht für die Fahrt zur Startbahn. Die Luxair will sich verständlicherweise nicht den schwarzen Peter in die Schuhe schieben lassen. Die Rede ist von einer Verkettung von unglücklichen Umständen. Bei der Luftfahrtbehörde war am Dienstag niemand zu erreichen. Der Verantwortliche ist bis Ende der Woche im Ausland unterwegs.

Piloten machen Fehler

Freitagmorgen, 8. Februar, auf dem Flughafen Wien. Luxairflug „LG8852“ startet in Richtung Luxemburg. Die Piloten bringen die Embraer ERJ-145 auf Reisehöhe. Alles scheint normal. Allerdings haben die Piloten vergessen, auf Funkfrequenz zu gehen. Für den oberen Luftraum übergibt in der Region Linz/Passau Austria Controll das Flugzeug weiter an die Deutsche Flugsicherung (DFS) in Karlsruhe. Doch die DFS bekommt keine Verbindung mit dem Flieger, bestätigt DFS-Sprecherin Katrin Kelek gegenüber Tageblatt.lu. Die Embraer befindet sich gerade über Passau.

Die DFS versucht in den kommenden Minuten immer wieder einen Kontakt herzustellen – ohne Erfolg. 10 Minuten später, „LG 8852“ fliegt an Regensburg vorbei, schlägt die DFS Alarm. Das Nationale Lage- und Führungszentrum der Nato in Kalkar wird über ein „LossCom-Flugzeug“ (Flugzeug ohne Funkkontakt) informiert. Dort laufen die Drähte nach Belgien heiß. Zwei belgische Kampfjets auf dem Stützpunkt Klein-Brogel lassen die Triebwerke hochlaufen und starten zu einem Abfangkurs mit Überschallgeschwindigkeit.

Tank leer

Bis die Maschinen (Alarmrotte) in der Luft waren und ihr Ziel erreicht hatten, vergingen weitere Minuten. Erst im Raum Bitburg bekommt die Luxair wieder Funkkontakt. Die belgischen Jets drehen ab und landen mit fast leeren Tanks auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in der Eifel. Die Passagiere bekommen nichts mit von der Aktion.

Wenig später spricht die Luxair zunächst von lediglich 10 Minuten Funkstille. Aus den 10 Minuten wurden allerdings 43 Minuten. Das entspricht einer Flugstrecke von rund 600 Kilometern. Seit Linz in Österreich flog die Maschine bis kurz vor Bitburg ohne jeglichen Kontakt zur Bodenstelle durch den vielbeflogenen Luftraum.

Piloten werden sanktioniert

Die Nato-Länder in Europa haben für unterschiedliche Notfälle verschiedene Jagdverbände rund um die Uhr in Bereitschaft. Laut einer Nato-Vorgabe müssen die Jets innerhalb von einer Viertelstunde in der Luft sein. Hinzu kommt dann noch die Zeit, bis man das betroffene Flugzeug erreicht hat.

Es kann passieren, dass Flugzeuge den Funkkontakt verlieren. Dass allerdings Kampfjets für so eine Panne aufsteigen müssen, ist eher selten, erklärt DFS-Sprecherin Kristina Kelek. Für die beiden Luxair-Piloten hat der fatale Fehler Folgen. Über die möglichen Sanktionen schweigt sich die Luxair allerdings aus.