„Perl ist rentabler“

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Die neue Futtermittelfabrik kommt doch nach Perl. Das entschied De Verband am Mittwoch. Der deutsche Standort sei langfristig rentabler. Agrarminister Romain Schneider ist enttäuscht.

De Verband hat den Schleier gelüftet. Die Standort-Entscheidung fiel zugunsten von Perl. Dort, auf einem Gelände bei Besch (Ortsteil der Gemeinde Perl) gegenüber Schwebsange, soll in den kommenden Monaten die neue Futtermittelfabrik der Luxemburger Genossenschaftsvereinigung entstehen.

Agrarminister Romain Schneider ist über die Entscheidung des Verbands enttäuscht.

Vieles deutete bereits im Vorfeld eigentlich darauf hin, dass die Wahl auf den Standort Mertert fallen würde. Dafür sprach nicht nur der politische Druck, der in den vergangenen Monaten aufgebaut worden war. Auch finanziell sollte sich das Projekt diesseits der Mosel lohnen, winken doch Fördermittel in Höhe von bis zu 35 Prozent – Geld das im Fall einer Wahl für Perl nicht fließen wird.

Wirtschaftliche Überlegungen

Dennoch sei der Standort Perl langfristiger rentabler, hieß es am Mittwoch seitens des Verbands – bis 2030 um 30 Prozent. Die Entscheidung für Perl sei ausschließlich aus wirtschaftlichen Überlegungen getroffen worden. So richtet sich das Unternehmen verstärkt auf den französischen und deutschen Markt aus, aus dem man sich Zulieferungen erwartet und wohin man auch exportieren möchte.

Luxemburgs Landwirtschaftsminister Romain Schneider war sichtlich enttäuscht. Schließlich hätten er und sein Regierungskollege, Umweltminister Marco Schank, sowie die betroffenen Verwaltungen sich in den letzten Wochen stark für das Projekt eingesetzt, sagte er Tageblatt.lu am Mittwochnachmittag. Die Entscheidung des Verbands sei ausschließlich aus strategischen Gründen gefallen. Prozedurfragen hätten keine Rolle gespielt. Ursprünglich war die Wahl von Perl auch mit den langen Prozeduren in Luxemburg erklärt worden.

Ein Teil des neuen Agrarzentrums soll in Colmar-Berg entstehen. Dort sind insbesondere neue Getreide- und Trockensilos vorgesehen. An der Mosel, in Perl, wird die neue Futtermittelfabrik errichtet. Die Anbindung an die Wasserstraße soll der zukünftigen Expansion dieses Geschäftsbereich dienen. Das Gelände in Besch/Perl biete ausreichende Reserven für einen späteren Ausbau, hieß es am Mittwoch. Auch liege es nicht in der Nähe von Wohnsiedlungen. Die Anlage wird im Drei-Schichten-Betrieb arbeiten, eine Belästigung der Nachbarschaft musste ausgeschlossen werden.

Perl war erste Wahl

Perl war die erste Standortwahl vom De Verband gewesen. Die Entscheidung der Verband-Gruppe im Juni hatte in Luxemburg viel Unverständnis ausgelöst. Nutznießer seien die Landwirte, hieß es damals. Ihnen würden sich in Zukunft neue Perspektiven erschließen. Durch Kapazitätserhöhungen und Kostenreduzierungen könne der Preis gedrückt werden. Auch ohne staatliche Unterstützung blieben die Baukosten niedriger als in Luxemburg, Das Projekt Perl sei eine einzigartige Gelegenheit, die Landwirtschaft auf lange Sicht, auch in Luxemburg, abzusichern. Der luxemburgische Markt sei gesättigt. Im Großherzogtum habe „De Verband“ schon einen Marktanteil von 90 Prozent. Zeit „über die Grenzen zu schauen“, sagte Jos Jungen, Direktor von „De Verband“ damals. Perl bilde den Mittelpunkt des Aktivitätsradius des Unternehmens.

Trotz einer Auslagerung von Geschäftsfeldern ins Saarland bleibe man ein luxemburgisches Unternehmen, betonte Präsident Henri Lommel am Mittwoch. Schließlich werde der Firmensitz in Colmar-Berg sein.