Pentagon baut Millionen-Palast für die Katz

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Die U.S. Marines haben in Afghanistan ein neues Hauptquartier bekommen. Doch ein Jahr vor dem Abzug haben sie keine Lust dort einzuziehen. Das ungenutzte Hightech-Gebäude wird wohl wieder abgerissen.

Das neue Hauptquartier der U.S. Marines in der Provinz Helmand ist vielleicht das am besten ausgestattete Gebäude Afghanistans: 6000 Quadratmeter Fläche, ein grosses Auditorium, bequeme Sessel, moderne Büros, eine Hochleistungs-Klimaanlage. Doch etwas fehlt: Die Marines selbst. Sie werden auch nie einziehen.

Vor drei Jahren hatten die Generäle vor Ort dem Pentagon versichert, dass sie das neue Hauptquartier nicht brauchen. Es wurde trotzdem gebaut. Da sie nächstes Jahr ohnehin abziehen, sehen sie keinen Grund, das Gebäude für einige wenige Monate zu beziehen. Die im anliegenden Camp Leatherneck stationierten Soldaten witzeln über die Pleite und die Unfähigkeit der Planer in Kabul und Washington.

Verschenken oder abreissen?

John F. Sopko, der Generalinspektor für den Wiederaufbau in Afghanistan, nimmt in einem Schreiben an US-Verteidigungsminister Chuck Hagel kein Blatt vor den Mund: „Das ist ein Beispiel, was bei Bauprojekten des Militärs falsch läuft – sind die erst einmal gestartet, ist es sehr schwierig, sie zu stoppen.“ 34 Millionen Dollar hat der Koloss verschlungen. Millionenbestellungen für Computer-Hardware konnten noch rechtzeitig gestoppt werden. Die Möbel wurden allerdings ausgeliefert.

Die US-Militärs haben nun zwei Optionen: Sie könnten das Gebäude, das sie nicht brauchen, ihren afghanischen Verbündeten überlassen. Doch es gibt erhebliche Zweifel, ob diese mit dem Unterhalt zurecht kämen. Die Klimaanlage verschlingt Unmengen von Strom, entsprechend teuer käme der Treibstoff für die Generatoren zu stehen. Die Steckdosen sind für amerikanische 110-Volt ausgerichtet, Afghanistan benutzt aber 220 Volt.

Die andere Möglichkeit wäre, den Neubau zu zerstören. „Beide Optionen, wie man diese Situation bereinigen könnte, sind bedenklich“, sagt Generalinspektor Sopko. Aus Gesprächen mit den Generälen hat er den Eindruck erhalten, dass sich langsam aber sicher Option zwei durchsetzt.