Pariser Skins schlagen Mann tot

Pariser Skins schlagen Mann tot
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Eine tödliche Skinhead-Attacke auf einen jungen Linksaktivisten in Paris hat in Frankreich Entsetzen ausgelöst. Es gab bereits vier Festnahmen nach dem Angriff.

Staatschef François Hollande sprach am Donnerstag von einer „abscheulichen Tat“, die er „auf das Schärfste“ verurteile. Bei dem jungen Mann wurde nach einem Angriff von Rechtsextremen am Mittwochabend der Hirntod festgestellt, die mutmaßlichen Täter wurden am Donnerstag gefasst.

Hollande versicherte der Familie des bei einer Gewerkschaft und einer Antifa-Gruppe aktiven Clément M. seine „Unterstützung und Solidarität“. Der Chef der konservativen Oppositionspartei UMP, Jean-François Copé, sprach von einer „barbarischen Aggression“. Auch er forderte, „dieses grässliche Verbrechen“ müsse „vollständig aufgeklärt“ und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

„Rasiert, Leder und Tatoos“

Laut Polizei schlug bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen in der Nähe des Bahnhofes Saint-Lazare in der Pariser Innenstadt ein Skinhead mit einem Schlagring den 18 Jahre alten Linksaktivisten. Das Opfer stürzte daraufhin auf einen Poller. „Auf einmal gab es einen Faustschlag, und der Junge ist gegen den Poller gefallen“, sagte auch eine Augenzeugin der Nachrichtenagentur AFP. „Die Männer hatten rasierte Köpfe, Lederjacken und Tatoos auf dem Nacken.“

Im dem Viertel war laut Polizei am Mittwochabend ein privater Kleidungsverkauf von bei Rechtsextremen wie Linksextremen beliebten Marken organisiert worden. Am frühen Abend sei es zwischen drei jungen Leuten aus der Skinhead-Szene, darunter eine Frau, und einer anderen Gruppe junger Leute zu Beschimpfungen und Gerangel gekommen. Dann hätten die Skinheads den jungen Linksaktivisten geschlagen.

„Politisch“ motiviert

Innenminister Manuel Valls zufolge war die Auseinandersetzung „politisch“ motiviert. Er versprach, „diese Gewalt auszulöschen, die die Prägung der extremen Rechten trägt“. Im Verlauf des
Donnerstags gab Valls dann die Festnahme mehrerer Verdächtiger bekannt, unter ihnen der „wahrscheinliche Täter“, ein laut Justizkreisen 20 Jahre alter Mann.

Laut Polizei gehören einige der Festgenommenen zum Umfeld des „harten Kerns“ der rechtsextremen Gruppe Nationalistische Revolutionäre Jugend (JNR). JNR-Chef Serge Ayoub hatte zuvor zurückgewiesen, dass die Täter zu seiner Gruppierung gehören. Zu AFP sagte er zudem, diese seien von fünf „linksextremen Aktivisten“ zunächst massiv bedroht worden. Die Gewalt sei von den Linken ausgegangen.

„Keine Verbindung zu Front National“

Die Chefin der rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen, wies jede Verbindung ihrer Partei zu den Tätern zurück. Die FN habe „überhaupt keine Verbindung“ zu diesen „unerträglichen Taten“, sagte Le Pen dem französischen Sender RTL. Zuvor hatte ein Augenzeuge Medien gesagt, einer der Skinheads habe ein FN-T-Shirt getragen.

Die regierenden Sozialisten und die Grünen forderten eine Auflösung rechtsextremer Gruppierungen, die immer gewalttätiger würden. Regierungschef Jean-Marc Ayrault sagte, vom Faschismus oder Nationalsozialismus „inspirierte Bewegungen“ müssten „zerlegt“ werden.

Am Donnerstagmittag versammelten sich dutzende Menschen vor der Elite Hochschule Science Po, wo M. studiert hatte. Die Linkspartei von Jean-Luc Mélenchon rief für den frühen Abend zu einer Demonstration auf, die regierenden Sozialisten schlossen sich dem Aufruf an.