Pakistan warnt mögliche Nachahmer

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Nach dem Tod von Bin Laden warnt Pakistan vor neuen Kommandoaktionen auf seinem Gebiet und schaut auf Indien. Widersprüchlich sind die Informationen über Ben Ladens Tod.

Wenige Tage nach dem Befehl zum tödlichen Angriff auf Terrorchef Osama bin Laden ist US-Präsident Barack Obama zu einem symbolträchtigen Besuch am Ground Zero nach New York gereist. Am Ort des Anschlags auf die Zwillingstürme des World Trade Centers vom 11. September 2001 wollte er mit Angehörigen der Opfer gedenken.

Unterdessen warnte die Regierung in Islamabad vor weiteren Kommandoaktionen gegen Terroristen auf pakistanischem Staatsgebiet. Auch Indien wirft Pakistan die Unterstützung von Terrorgruppen vor. Die aus Pakistan operierende Gruppe Lashkar-e-Taiba soll für die Anschläge in der Finanzmetropole Mumbai verantwortlich sein, bei der Ende 2008 mehr als 170 Menschen getötet wurden. Pakistan will die Jagd auf Topterroristen wie Eiman al-Sawahiri und Mullah Omar verstärken.

Indien drohte mit gezielten Schlägen

Der pakistanische Außenstaatssekretär Salman Bashir warnte in Islamabad: Wenn ein Land glaube, es könne die USA nachahmen, dann schätze es die Lage in Pakistan völlig falsch ein. Der Diplomat reagierte damit auf Aussagen ranghoher indischer Militärs. Diese hatten erklärt, auch Indien könne einen gezielten Militäreinsatz gegen Terroristen im Nachbarland führen. „Wir glauben jedoch, dass eine solche Fehleinschätzung zu einer Katastrophe führen kann.“

Nach der US-Aktion will nun die pakistanische Regierung nach Medienberichten den ebenfalls im Land vermuteten Taliban-Chef Mullah Omar sowie Al-Kaida-Vize Eiman al-Sawahiri fassen. Wie die Zeitung „The News“ unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, soll in nächster Zeit eine „massive Suchaktion“ beginnen. Im Fokus stünden dabei die westpakistanische Stadt Quetta sowie die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan. Auch der Führungsrat der afghanischen Taliban unter Mullah Omar wird seit langem in den pakistanischen Städten Quetta oder Karachi vermutet.

Halfen pakistanische Behörden Bin Laden?

Geheimdienstexperten in den USA und Europa sind einem Zeitungsbericht zufolge überzeugt, dass Bin Laden Hilfe von pakistanischen Behörden hatte. „Es gibt keinen Zweifel, dass er von einigen innerhalb des (mächtigen pakistanischen Militär-Geheimdienstes) ISI beschützt wurde“, zitiert das „Wall Street Journal“ einen europäischen Geheimdienstmitarbeiter.

Nach einer Umfrage der „New York Times“ und des Fernsehsenders CBS kann Obama nach der Kommandoaktion kräftig punkten. Vor allem beim Thema Terrorbekämpfung stellten 72 Prozent ihrem Präsidenten ein gutes Zeugnis aus, vor der Aktion waren es noch 51 Prozent. 86 Prozent der Amerikaner befürworteten in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Rasmussen Reports den Sondereinsatz gegen Bin Laden.

Ben Laden soll zur Waffe gegriffen haben

Nach den Worten einer US-Senatorin versuchte der Al-Kaida-Chef nach einer Waffe zu greifen, unmittelbar bevor er von Elitesoldaten erschossen wurde. Bin Laden sei dabei gewesen, „sich diese Waffen zu greifen. Da kann man kein Risiko eingehen“, sagte die Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Senat, Dianne Feinstein, am Mittwoch (Ortszeit) dem US-Sender CNN.

Die „New York Times“ berichtet derweil von einem „extrem einseitigen Gefecht“ während der Kommandooperation. Die Navy Seals seien nur ein einziges Mal beschossen worden, nämlich ganz zu Beginn der Aktion, schreibt die Zeitung unter Berufung auf US-Regierungsbeamte. Dabei habe ein Kurier Bin Ladens die Soldaten aus einem Gästehaus auf dem Gelände heraus unter Feuer genommen. Nachdem die Spezialkräfte den Kurier getötet hatten, «wurde nicht mehr auf die Amerikaner geschossen».