Ouattara-Kämpfer nehmen Palast ein

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Kämpfer des international anerkannten Präsidenten Ouattara haben die Präsidentenresidenz in Abidjan eingenommen. Derweil spricht die UNICEF von Massakern an Kindern.

Showdown in Abidjan: Ouattara-Kämpfer haben nach Angaben von Diplomaten den Palast von Gbagbo besetzt. Der abgewählte Machthaber Laurent Gbagbo habe sich in einem Bunker verschanzt. Zuvor waren Truppen Ouattaras ins Zentrum der Wirtschaftsmetropole vorgedrungen und hatten den Wohnsitz von Gbagbo umstellt.

Ein Berater Ouattaras sagte, Gbagbo halte sich in einem Bunker unter dem Haus auf. Gbagbos Sprecher Don Ahou Mello, sagte, UN-Hubschrauber, die in die Kämpfe eingriffen, hätten das Haus Gbagbos 50 Mal getroffen. Gbagbo halte sich weiter in Abidjan auf, sagte Mello.

UN-Truppen machen von der Waffe Gebrauch

Bereits am Montag hatten UN-Truppen und französische Streitkräfte in den Konflikt eingegriffen und Gbagbos Wohnsitz sowie die Stellungen seiner Truppen beschossen. Hubschrauber der UN vom Typ Mi-24 hätten ein Waffendepot angegriffen, hieß es aus Diplomatenkreise. Auf der Internetseite Youtube war ein Video zu sehen, das heftige Explosionen in dem Depot zeigte. Am Dienstag bestätigte Gbagbos Sprecher Mello, das ein grosses Militärlager während der Angriffe am Vortag zerstört worden sei.

Eine Resolution des UN-Sicherheitsrates hatte die Blauhelm-Truppen ermächtigt, das Waffenlager Gbagbos auszuheben, da dieses für Angriffe gegen die Zivilbevölkerung genutzt wurde.

UNICEF berichtet von Massakern an Kindern

Vor der Einnahme der Präsidentenresidenz hatte es geheissen, Gbagbo sein nun offenbar doch bereit, über seinen Rücktritt zu verhandeln. Entsprechend äusserte sich der von Ouattara bestellte Botschafter in Frankreich am Dienstag im France Info Radio. „Laut meinen Informationen verhandelt er über seine Aufgabe, weil er verstanden hat, dass das Ende naht“, sagte Ali Coulibaly. „Das Spiel ist aus.“

Die Kinderhilfsorganisation UNICEF rief am Dienstag zu einem Ende der Gewalt in der Elfenbeinküste auf. „Durch die anhaltende Gewalt in der Elfenbeinküste verschlechtert sich die humanitäre Situation der Bevölkerung Tag für Tag. Hunderttausende Menschen sind inzwischen auf der Flucht vor den Kämpfen im Land – zwei Drittel davon sind Kinder und Frauen“, hieß es in einer Stellungnahme.

UNICEF-Direktor Anthony Lake sagte: „Wir sind tief besorgt über die anhaltende Gewalt in der Elfenbeinküste und die alarmierenden Auswirkungen auf Kinder. Berichte zeigen, dass Kinder Opfer von Massakern wurden. Und Kinder werden von bewaffneten Gruppen auf allen Seiten des Konflikts rekrutiert.“ Dabei handele es sich um eine schwere Verletzung der Rechte von Kindern.


Elite-Soldaten evakuieren französische Staatsbürger aus dem Krisengebiet.

Kritik an UNO-Intervention

Die Afrikanische Union (AU) hat das militärische Eingreifen der UNO und Frankreichs in den Machtkampf in der Elfenbeinküste verurteilt. Es müsse Afrika überlassen werden, seine Angelegenheiten selbst zu regeln, sagte AU-Präsident Teodoro Obiang Nguema am Dienstag in Genf.

Er bezog sich dabei sowohl auf die Lage in der Elfenbeinküste als auch auf den Libyen-Konflikt. In der Elfenbeinküste habe der Machtkampf um die Staatsführung zu vielen Toten geführt, sagte Obiang Nguema weiter.

Er forderte den Rücktritt des abgewählten ivorischen Machthabers Laurent Gbagbo. Dies bedeute aber nicht, dass dies durch „eine Intervention einer ausländischen Armee“ erzwungen werden solle.

Auch Südafrika, das derzeit nichtständiges Mitglied im UNO- Sicherheitsrat ist, kritisierte den Einsatz von Kampfhelikoptern der UNO und Frankreichs gegen Stellungen Gbagbos. „Ich erinnere mich nicht daran, ein Mandat für ein wie auch immer geartetes Bombardement der Elfenbeinküste gegeben zu haben“, sagte Aussenministerin Maite Nkoana-Mashabane in Pretoria. Darüber sei bei der UNO nicht abgestimmt worden.

Auch UNO-Sicherheitsratsmitglied Russland kritisierte, für den Beschuss von Stellungen Gbagbos fehle die rechtliche Grundlage. „Die Friedenstruppen haben ein Mandat, das sie zur Neutralität verpflichtet“, sagte Russlands Aussenminister Sergej Lawrow. Moskau werde daher die rechtliche Grundlage der Aktion prüfen.