OGBL-Rentner: es hagelte Kritik

OGBL-Rentner: es hagelte Kritik
(Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

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Mehr als deutliche Worte von allen Rednern gab es am Freitag bei der jährlichen Studienkonferenz der OGBL-Pensioniertenabteilung. Pensionen, Steuerreform, Gesundheits- und Pflegesektor: es hagelte zum Teil scharfe Kritik.

Den Anfang machte der Präsident der Abteilung, Henri Kremer, in seiner Begrüßung. Er rechnete zunächst vor, dass die Pensionen in den letzten Jahren durch verschobene Indextranchen, verschobene und „geklaute“ Renten-Ajustements sowie eine allgemeine Teuerung im Gesundheitssektor 6 bis 7% an Wert verloren hätten.

Über die Witwenrenten und die diesbezüglichen Ungerechtigkeiten war Kremer ebenfalls überdeutlich: „Nicht nur, dass eine Frau ihren Ehemann verliert; sie erhält dann auch noch 20 bis 25% weniger Rente, und als ob das nicht schon genug wäre, fliegt sie später auch noch aus Steuerklasse 2 raus. Es ist ein Hohn, dass keine politische Partei sich dieses Themas annimmt.“

Steuerreform: „bestimmt nicht das große Los“

Die Überleitung zur Steuerreform war gemacht, wo Henri Kremer einleitend festhielt, „dass immer noch zwei Drittel der Steuern von den Schaffenden und den Pensionierten bezahlt werden, und nur ein Drittel von den Unternehmen und den Reichen.“

„Und wir?“ fragte Kremer bezüglich der Rentner: „Für uns, und es gibt immerhin 150.000 Pensionierte in Luxemburg, wissen wir herzlich wenig. Aber dass Betriebe weniger Steuern bezahlen müssen, das wissen wir.“ Viele Illusionen macht sich der Gewerkschafter denn auch nicht: „Das große Los haben wir bestimmt nicht gezogen …“

„Mat Prozenter geet een net akafen“

Auch Nico Wennmacher, Vorsitzender der pensionierten Kollegen vom FNCTTFEL-Landesverband, ging in seinem Grußwort kurz auf die Steuerreform ein: „Es ist kein großer Wurf. Und auch wenn es stimmt, dass Geringverdiener in Prozenten viel entlastet werden – in Euro macht es wenig aus. ‚Mat Prozenter geet een net akafen‘.“

OGBL-Präsident André Roeltgen ging in seiner Ansprache zunächst auf die Pflegeversicherung ein. Vor der Einführung im Jahr 1998 sei der OGBL gegen ein Stufensystem gewesen, „und natürlich sind wir jetzt auch gegen den neuerlichen Versuch, ein solches einzuführen.“ Auch eine Leistungsverschlechterung werde man „keinesfalls“ akzeptieren: „keine Austerität und keine falsche Sparpolitik im Pflegebereich!“

„Wir werden Druck machen“

Bezüglich der Pensionen ging Roeltgen auf den Druck ein, der auf das luxemburgische Pensionssystem ausgeübt werde. Dabei sei dieses gut, solidarisch, es gebe ausreichend Reserven, kurz: „Es funktioniert. Aber alle reden nur von Abbau. Und keiner von neuen Einnahmen, denn bei den Beiträgen haben wir noch Spielraum, es sind mit die niedrigsten in Europa“, ereiferte sich der OGBL-Präsident. Der denn auch versprach, dass man Druck machen werde ab 2017, wenn die Parteien die Wahlprogramme für den nationalen Urnengang 2018 ausarbeiten werden: „Der OGBL wird weiter für starke öffentliche Sozialsystem kämpfen.“

Kämpferisch gab sich auch Carlos Pereira, Vertreter der OGBL-Exekutive in der Pensioniertenabteilung und Spezialist der Sozialsysteme. Was die Pflegeversicherung anging, untermauerte er die Aussagen des Präsidenten mit einigen Details. Angesichts der positiven finanziellen Lage gebe es nicht den geringsten Anlass für Sparmaßnahmen. Es bedürfe wohl verschiedener Reformen, resp. Anpassungen, „aber das System an sich ist gut.“ Für eine fundamentale Änderung gibt es in den Augen des OGBL keinen Grund.

„Prime unique“ für Rentner?

Auch bei der Krankenversicherung sei die finanzielle Lage gut, so Pereira weiter. Es werde höchste Zeit, dass es im Bereich „Augen“ und „Zähne“ Verbesserungen gebe, auch die alternative Medizin gehöre analysiert. „In der Quadripartite haben wir endlich auch die Diskussion über die ‚Urgences‘ eröffnet. Auch über den sog. ‚virage ambulatoire‘ und die Verringerung der Bettenzahl muss diskutiert werden“, erklärte Carlos Pereira.

Zum Abschluss ging er kurz auf die Rentner ein: „Et as ganz kloer dat d’Pensionären säit 2006 Plomme gelooss hun.“ Als spontane Überlegung führte er dann aus, wieso die Rentner nicht mal eine „prime unique“ verlangen sollten, über den Weg einer substantiellen Erhöhung der Jahresendprämie? „Well et get Zäit, dat d’Pensionären och eppes an den Portemonnaie kréien.“

Weitere Details in der Tageblatt-Ausgabe vom 28. Mai (Print und Epaper).