Offshore-Firmen für Präsidenten, Sportler und Milliardäre

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Die "Süddeutsche Zeitung", "Le Monde" und andere Zeitungen haben nach einem Bericht vom Sonntagabend brisante Daten über Finanzgeschäfte international bekannter Persönlichkeiten zugespielt bekommen.

Ein enormes Datenleck habe Geschäfte von 215 000 Briefkastenfirmen offengelegt, berichteten die Zeitungen sowie die Tagesschau am Abend. NDR und WDR sind in einem Rechercheverbund mit der „Süddeutschen“ (Link), genauso wie auch „Le Monde“ (Link).

Weltweit veröffentlichten zeitgleich viele Medien die Informationen. Die Unterlagen zeigen den Medienberichten zufolge, wie Spitzenpolitiker, Sportstars und Kriminelle weltweit ihr Vermögen verschleierten.

107 Redaktionen aus 76 Ländern hatten Zugang zu einer bis dahin nicht gekannten Masse an vertraulichen Unterlagen. Die Rede ist von 11,5 Millionen Dateien. Sie stammen aus den Archiven der Panama-Firma Mossack Fonseca. Sie verwaltet Offshore-Gesellschaften. Laut „Le Monde“ handelt es sich um den größten Informationsleck aller Zeiten.

1.500 Wikileaks

Koordiniert wurde die Journalistenarbeit vom Internationalen Journalisten-Konsortium ICIJ. 370 Journalisten haben während einem Jahr die Unterlagen ausgewertet. Vom Umfang her entspreche die Datenflut 1.500 Wikileaks, so „Le Monde“.

In den Unterlagen tauchen u.a. der russische Präsident Wladimir Putin, sein ukrainischer Kollege Petro Poroschenko, der isländische Premierminister Sigmundur David Gunnlaugsson und der weltbekannte Fussballer Lionel Messi auf. Islands Regierungschef soll verheimlicht haben, dass er Anteile an den drei großen isländischen Banken hatte, die 2008 das Land fast in den Ruin gestürzt hatten. Er war demnach unmittelbar an der Rettung der Geldhäuser interessiert. Seine Anteile waren in einer Offshore-Firma geparkt.

Mit dabei ist auch der suspendierte UEFA-Präsident Michel Platini (Link). Über Mossack Fonseca hat der Franzose am 6. Dezember 2007 die Firma Balney Enterprises Corp. erworben. Balney Enterprises Corp. ist laut SZ immer noch aktiv.

Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA hat indes interne Vorermittlungen gegen ihr eigenes Mitglied Juan Pedro Damiani aus Uruguay eingeleitet. „Ja, der Bericht ist richtig. Ich kann bestätigen, dass wir eine sogenannte Voruntersuchung in die Wege geleitet haben“, sagte der Sprecher der ermittelnden Kammer der Ethikkommission, Roman Geiser, am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur. Weitere Details nannte er nicht.

So soll der uruguayische Anwalt Damiani, Mitglied in der rechtsprechenden Kammer der FIFA-Ethikkommission, drei Angeklagten im FIFA-Skandal zu Offshore-Firmen verholfen haben, über die möglicherweise Fußball-Funktionäre bestochen worden sein sollen. Damiani erklärte auf Anfrage der „SZ“, die Kommission über die Geschäftsverbindungen informiert zu haben, allerdings geschah dies laut „Süddeutscher“ erst nach der Anfrage zu den Panama Papers.

Insgesamt werden die Namen von zwölf Staats- und Regierungschefs genannt. Sechs von ihnen seien noch aktiv. Es fallen auch die Namen von 128 anderen Politikern und hohen Beamten, 29 Superreichen, die in der Forbes-Liste der 500 reichsten Menschen der Welt geführt werden.

Adresse in Luxemburg

Die als Panama-Papers nun bekannt gewordenen brisanten Unterlagen decken auf, dass Mossack Fonseca seit ihrer Gründung 1977 und bis 2015 214.000 Offshore-Firmen gegründet bzw. verwaltet hat. Sie operierte in 21 Ländern, neben Luxemburg, die Schweiz, die Britischen Jungferninseln, die Seychellen, Monaco und die Bahamas. Die Kunden stammten aus 200 Staaten.

Eine Adresse hat Mossack Fonseca auch in Luxemburg. Dem Internet-Portal „Private Banking Directory “ zufolge ist sie auf 58a, rue Principale in Rammeldingen angesiedelt.

Die ersten vertraulichen Unterlagen wurden Anfang 2015 an Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“ zugespielt. Sie recherchierten zum damaligen Zeitpunkt über Steuerbetrugsvorwürfe der Commerzbank. Angesichts des Umfangs der Datenbestände wandte sich die Zeitung an das ICIJ.

„Le Monde“ zufolge seien nicht alle Geschäfte der Offshore-Firmen, die in den Panama-Papers genannt werden, illegal. Eine große Mehrheit von ihnen werde jedoch als Tarnunternehmen genutzt, um Vermögenswerte zu verschleiern mit Hilfe von sogenannten Strohmännern. Sauberes Geld fließe neben „schmutzigem“ Geld, heißt es. Vermögen von Sportlern und Stars vermische sich mit dem Geld aus kriminellen Netzwerken und korrupten Staatschefs. Auch international sanktionierte Geschäftsleute wie ein Cousin des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad oder Monarchen wie der König von Saudi-Arabien haben den Unterlagen zufolge Offshore-Firmen genutzt.

Mossack Fonseca erklärte der „SZ“ auf Anfrage, die Kanzlei arbeite seit 40 Jahren ohne jede Beanstandung. „Nie sind wir einer Straftat beschuldigt oder angeklagt worden.“