/ Nuklearkontrolleure unter Beschuss
In Belgien soll die „Agence fédérale de contrôle nucléaire“ (AFCN) ein kritisches Auge auf die Atomkraftwerke von Doel und Tihange haben. Die Sicherheit beider Anlagen wird u.a. von den Nachbarländern Deutschland und Luxemburg bezweifelt. Nun werden auch ernsthafte Zweifel gegenüber der Kontrollbehörde selbst erhoben.
Grundlage für die am Montag losgetretene Diskussion ist ein Bericht der Unternehmensberater „Whyte Corporate Affairs“, der dem „Le Soir“ zugänglich gemacht wurde. Der Bericht soll an diesem Freitag im Verwaltungsrat der AFCN vorgestellt werden. Die Wirtschaftsprüfer befragten rund 60 Mitarbeiter der Behörde.
Der Eindruck bestehe, dass die Unabhängigkeit der Agentur gegenüber der politischen und Geschäftswelt langsam schwinde, wird aus dem Auditbericht zitiert. Die AFCN habe sich dem Druck von Regierung und Electrabel gebeugt. Der Energiekonzern betreibt die AKW von Doel und Tihange. Das sei nicht hinnehmbar, wird der belgische, grüne Abgeordente Jean-Marc Nollet im „Le Soir“ zitiert. Ecolo/Groen hatten sich den Audit-Bericht beschafft und der Zeitung Einblicke in das 70 Seiten starke Dokument gewährt.
Wiederinbetriebnahme von Doel 3 und Tihange 2 in Frage gestellt
Alle Dossiers, die nicht in voller Unabhängigkeit behandelt werden konnten, müssten erneut geöffnet werden, sagte Nollet. Gemeint sind vor allem die Entscheidungen über die Verlängerung der Lebensdauer der Reaktoren Doel 1 und 2 sowie die Wiederinbetriebnahme von Doel 3 und Tihange 2. In beiden letzten Anlagen waren Risse in den Reaktoren festgestellt worden.
Die Regierungen von Deutschland und Luxemburg haben die belgischen Behörden aufgerufen, die Reaktoren von Doel 3 und Tihange 2 vom Netz zu nehmen. Luxemburgs Regierung hat sich am letzten Freitag entschieden, sich der Initiative der bundesdeutschen Umweltministerin Barbara Hendricks anzuschließen.
Bereits am vergangenen Januar hatten Staatssekretär Camille Gira und Belgiens Innenminister Jan Jambon über die Sicherheit der belgischen Nuklearanlagen geredet. Brüssel habe Luxemburg nicht überzeugen können, hieß es anschließend.
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