NSA zapft Webcams und Microphone an

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Der US-Geheimdienst NSA hat einem Medienbericht zufolge eine Schadsoftware zur Infiltrierung von Millionen von Computern entwickelt. Sogar über das Mikrofon und die Webcam der infizierten Rechner können Aufnahmen gemacht werden.

Mit den eingeschleusten Programmen könne die NSA Daten abgreifen und die Rechner fernsteuern, meldete am Mittwoch das Investigativ-Portal „The Intercept“, das Enthüllungen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden verbreitet. Früher hätten die Geheimdienste auf diese Weise nur wenige ausgewählte Computer angezapft. Mit der „Turbine“ genannten neuen Technologie könne sich die NSA aber automatisiert in Rechner einklinken, heißt es in dem Artikel.

Die offenbar gemeinsam mit dem britischen Partnerdienst GCHQ erdachte Spionagesoftware gelangt den Angaben zufolge meist über Spam-Mails auf die Computer argloser Nutzer. In einigen Fällen würden die Angriffe auch durch das soziale Netzwerk Facebook laufen. Mit der digitalen Wanze könne der Geheimdienst sogar über das Mikrofon und die Webcam der infizierten Rechner Aufnahmen machen. Den Ausgangspunkt haben die Hackerattacken demnach am NSA-Hauptquartier in Fort Meade sowie an Geheimdienststandorten in Japan und Großbritannien.

Acht Sekunden

Zur Installation der Schadsoftware benötigt die NSA laut „The Intercept“ etwa acht Sekunden. Während der Geheimdienst 2004 den Angaben zufolge nur auf 100 bis 150 Computern Spionagesoftware eingeschleust hatte, stieg die Zahl in den Folgejahren auf mehrere Zehntausend. Mit dem „Turbine“-Programm, das nicht mehr auf menschliche Hacker angewiesen ist, sei nun die Ausweitung auf ein „industrielles Ausmaß“ möglich, heißt es.

Die „New York Times“ hatte im Januar bereits von einem Spähprogramm mit dem Namen „Quantum“ berichtet, bei dem die NSA auch Computer ohne Verbindung zum Internet anzapfen soll. Die NSA habe dazu weltweit Rechner mit Mini-Sendern und Spionagesoftware verwanzt, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Snowden-Dokumente. Die Technologie ermögliche dem Geheimdienst den Zugriff auf besonders geschützte Computer, die vom öffentlichen Internet abgeschnitten sind.

Kein Kommentar

Die NSA kommentierte den Bericht von „The Intercept“ auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht. Seit Juni kamen durch Snowden-Enthüllungen eine Reihe von Spähaktivitäten des US-Geheimdienstes ans Licht. So überwachte die NSA nicht nur massenhaft E-Mails und Telefonate von unbescholtenen Bürgern rund um die Welt, sondern hörte auch Spitzenpolitiker aus befreundeten Staaten ab. Auf die Empörung aus dem In- und Ausland reagierte Obama mit einer Überprüfung der Geheimdienstarbeit.

Eine unabhängige Kommission legte im Dezember mehr als 40 Reformvorschläge vor, die der Präsident aber nur teilweise umsetzt. In einer Rede Mitte Januar versprach er unter anderem, ein Programm zur Sammlung der Telefonverbindungsdaten von US-Bürgern in seiner jetzigen Form zu beenden. Außerdem sagte er einen stärkeren Schutz der Privatsphäre ausländischer Bürger zu und verbot die Überwachung eng verbündeter Staats- und Regierungschefs. Grundsätzlich hielt Obama aber an den Spähprogrammen der NSA fest.