Notlage der Flüchtlinge spitzt sich zu

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Die Flüchtlingscamps in Kenia sind überfüllt. Die humanitäre Lage wird immer dramatischer. Ärzte ohne Grenzen fordert mehr Hilfe für die überwiegend aus Somalia stammenden Menschen. Unterdessen entbrannten in der Nähe von Mogadischu schwere Kämpfe.

Für somalische Flüchtlinge ist kein Ende des Leids in Sicht: Nach Angaben humanitärer Helfer spitzt sich auch im weltweit größten Flüchtlingslager im kenianischen Dadaab die Lage immer weiter zu. Hunderttausende Menschen, die dort Zuflucht vor Dürre, Hunger und politischen Konflikten suchen, sähen sich mit einer humanitären Notlage konfrontiert, berichtete Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag. „Die Gesundheit der Flüchtlinge droht sich rapide zu verschlechtern, während humanitäre Organisationen Mühe haben, angemessene Hilfe zu leisten“, hieß es in einer Mitteilung.

Dadaab war in den 1990er Jahren zunächst für maximal 90 000 Flüchtlinge errichtet worden. Heute leben in den vier Lagern des Komplexes fast 470 000 Menschen, die überwiegend aus dem Bürgerkriegsland Somalia stammen. Die Camps sind seit Beginn der verheerenden Dürre am Horn von Afrika im vergangenen Jahr völlig überfüllt. Täglich versuchen weitere hungernde Menschen, die Grenze zu überqueren und nach Kenia zu gelangen.

UN bekämpft Rebellen

Unterdessen wurde bekannt, dass in der Nähe der somalischen Hauptstadt Mogadischu schwere Kämpfe zwischen der UN-Friedensmission AMISOM und Rebellen der radikalislamischen Al-Schabaab-Miliz entbrannt sind. Tausende Menschen seien auf der Flucht, hieß es. Die Miliz, die gegen die Übergangsregierung in Mogadischu kämpft, hat in den vergangenen fünf Jahren immer wieder Anschläge verübt und Hilfslieferungen an die notleidende Bevölkerung behindert. Dies hatte die humanitäre Krise in Somalia im Zuge der Dürre erheblich verschlimmert.

Die Vertriebenen suchten in verschiedenen Regionen Somalias und in der Hauptstadt Mogadischu Zuflucht. „Wir konnten nicht in unserer provisorischen Unterkunft außerhalb von Mogadischu bleiben, weil bei den jüngsten Zusammenstößen überall Mörserrakten durch die Gegend flogen“, sagte Amal Abdullahi, eine Mutter von drei Kindern.

Dauerhafte Hilfe notwendig

Ärzte ohne Grenzen forderte derweil für die Flüchtlinge in Dadaab eine dauerhafte Unterstützung des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR), der kenianischen Regierung und humanitärer Organisationen, um ihr Überleben zu sichern. „Jetzt bezahlen die Flüchtlinge den Preis für einen Konflikt, dem sie zu entkommen suchten, und riskieren Opfer des Systems zu werden, das ihnen Unterstützung bieten sollte.“

Obwohl auch längerfristige Lösungen gesucht werden müssten, gelte es derzeit vor allem, die dramatische humanitäre Lage in Dadaab mit Sofortlösungen zu verbessern. „Bis es so weit ist, wird sich der Gesundheitszustand der Flüchtlinge weiter verschlechtern – mit lebensbedrohlichen Konsequenzen – und die Hilfsorganisationen werden nur ohnmächtig zuschauen können.“

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1992 in Dadaab aktiv. Unter anderem leitet die Organisation heute in Dagahaley – einem der Lager – ein Krankenhaus mit 300 Betten sowie vier Gesundheitsstationen.