Nordkorea verweigert Einreise

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Im Konflikt mit Südkorea erhöht Nordkorea den Druck auf das Nachbarland. Es verbietet die Einreise südkoreanischer Pendler in einen gemeinsamen Industriepark. Die USA stärken derweil Südkorea demonstrativ den Rücken.

Der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel spitzt sich zu. Nordkorea unterrichtete Südkorea am Mittwoch davon, die Einreise südkoreanischer Pendler in den gemeinsamen Industriekomplex in Kaesong an der Grenze zu verbieten. Das teilte ein Sprecher des Vereinigungsministeriums in Seoul mit. Er rief das kommunistische Nachbarland auf, das Verbot unverzüglich aufzuheben. US-Außenminister John Kerry betonte angesichts der Drohungen aus Nordkorea die Verteidigungsbereitschaft der USA.

Die nordkoreanische Seite erlaubte nur die Ausreise von Südkoreanern, die sich bereits in dem Komplex in Nordkorea aufgehalten hatten. Ob Nordkorea mit dem Schritt den Industriepark, wie zuvor angedroht, komplett schließen will, war zunächst unklar. Nach Angaben des Vereinigungsministeriums befanden sich mehr als 860 Südkoreaner in dem Komplex.

„Kriegszustand“

Die Lage auf koreanischen Halbinsel ist seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar äußerst gespannt. Das Regime in Pjöngjang hatte am vergangenen Samstag den „Kriegszustand“ im Verhältnis zu Südkorea erklärt. Zudem hatte ein Sprecher des Industriekomplexes in Kaesong dem Süden vorgeworfen, „ernsthaft unsere Würde“ zu verletzen. Südkorea würde behaupten, dass Nordkorea die Einrichtung nur betreibe, weil diese eine Devisenquelle für das Land sei. Der Komplex, in dem mehr als 50.000 Nordkoreaner für 123 südkoreanische Unternehmen arbeiten, ist das einzige noch betriebene wirtschaftliche Kooperationsprojekt zwischen beiden Ländern.

US-Außenminister Kerry sagte nach einem Gespräch mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Yun Byung Se am Dienstag in Washington, die USA seien bereit, „sich selbst und Südkorea“ zu verteidigen. Die nordkoreanische Kriegsrhetorik sei provokativ und gefährlich.

Verhandlungstisch

Kerry rief Nordkorea auf, im Streit um sein Atomprogramm an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nur so könne sich das kommunistische Regime aus seiner internationalen Isolation befreien. Ein Neustart eines vor Jahren abgeschalteten Kernreaktors in Nordkorea wäre eine klare Verletzung internationaler Vereinbarungen, fügte Kerry mit Blick auf eine entsprechende Ankündigung Pjöngjangs hinzu.

Kurz zuvor hatte das Pentagon offiziell die Entsendung zweier Kriegsschiffe in den West-Pazifik bekanntgegeben, um die Raketenabwehr in der Region zu stärken. Es handele sich um die beiden Schiffe „Decatur“ und „McCain“, sagte Pentagonsprecher George Little. Ihre Aufgabe sei es, die Raketenabwehr in der Region zu stärken. Am Montag hatten US-Sender die Entsendung eines Zerstörers gemeldet. Das Pentagon kündigte am Mittwoch des Weiteren die Entsendung eines Raketenabwehrsystems zum US-Stützpunkt auf der Insel Guam an. Dabei handele es sich um ein mobiles ballistisches Abwehrsystem, das teilweise auf Lastwagen montiert sei. Es soll in den nächsten Wochen auf der US-Insel eintreffen.

„Extrem alarmierend“

Der Neustart des abgeschalteten Kernreaktors in Nordkorea wäre nach Meinung der US-Regierung „extrem alarmierend“. Bislang gebe es aber keine Anzeichen, dass das Regime die Anlage im Nuklearzentrum Yongbyon bald wieder in Betrieb nehmen könne, sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland am Dienstag in Washington. Bisher handele es sich nur um eine Ankündigung Pjöngjangs, seine internationalen Verpflichtungen weiter zu verletzen.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, bekräftigte, dass die nordkoreanische Regierung ihrer aggressive Rhetorik bislang nicht durch Taten gestützt habe. „Es gibt hier ein Schema, und wir sind vertraut mit diesem Schema“, sagte er. Dennoch werde US-Präsident Barack Obama natürlich regelmäßig über neue Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.

Dialog

Peking rief alle Parteien zum Dialog auf. Die Beteiligten sollten ruhig bleiben und sich zurückhalten, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Hong Lei. „Die Situation auf der Halbinsel ist derzeit heikel und schwierig.“ Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich sehr beunruhigt. „Die Krise ist schon zu weit fortgeschritten. Nukleare Drohungen sind kein Spiel“, sagte der Südkoreaner in Andorra.

Sämtliche Anlagen in Yongbyon, wie der Fünf-Megawatt-Reaktor und eine Anlage zur Urananreicherung, sollen „neu gestartet“ werden, zitierten die nordkoreanischen Staatsmedien die Generalabteilung für Atomenergie. Der Reaktor ist im internationalen Vergleich sehr klein. Neue Meiler schaffen über 1000 Megawatt. Nordkorea verfügt derzeit über keinen aktiven Atomreaktor. Wann der veraltete Reaktor wieder in Betrieb genommen werden könnte, wurde nicht gesagt.

Plutoniumbestand

Nach Schätzung von Experten verfügt Nordkorea über einen Plutoniumbestand für vier bis acht Bomben. Unklar ist, ob das Land bei seinem dritten unterirdischen Atomtest im Februar einen Sprengsatz aus Uran oder Plutonium verwendet hat.

Die jüngste Ankündigung aus Pjöngjang folgt auf eine Reihe von Kriegsdrohungen des Regimes gegen Südkorea und die USA. Damit reagierte Nordkorea unter anderem auf die Ausweitung von UN-Sanktionen wegen des Atomtests im Februar und südkoreanisch-amerikanische Militärübungen. Die USA hatten in den vergangenen beiden Wochen als Demonstration der Stärke Langstreckenbomber und Jagdflieger zu Manövern nach Südkorea geschickt.