/ Nordkorea schießt Rakete ins All

(dpa)
Nordkorea hat erneut mit einem umstrittenen Raketenstart die internationale Staatengemeinschaft herausgefordert. Trotz aller Warnungen startete das kommunistische Land am Mittwoch zum zweiten Mal in diesem Jahr eine mehrstufige Unha-3-Rakete. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums erfolgte der Start kurz vor 10.00 Uhr (vor 01.00 Uhr MEZ) vom Sohae-Raketenstartort an der Westküste. Nordkorea erklärte, der Start sei erfolgreich gewesen, ein Satellit habe wie geplant die angepeilte Erdumlaufbahn erreicht.
Die USA, Südkorea, Japan, die UN und Russland verurteilten den Start. Die drei Länder beantragten nach Medienberichten wie schon zuvor geplant eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats.
Ein Raketen-Test?
Während Nordkorea erneut von einem Satellitenstart sprach, sehen die USA, Südkorea, Japan und andere Staaten darin den verschleierten Test einer Interkontinentalrakete. Solche ballistische Raketen können einen atomaren Sprengkopf tragen. Insbesondere die USA befürchten, dass nordkoreanische Interkontinentalraketen amerikanisches Festland erreichen könnten. Der Weltsicherheitsrat untersagt Nordkorea, das 2006 und 2009 einen Atomtest unternommen hatte, per Resolution den Start von Raketen „unter Verwendung ballistischer Raketentechnik“.
Der Einsatz der Raketentechnologie durch Nordkorea bedrohe die regionale Sicherheit und sei ein direkter Verstoß gegen geltende UN-Resolutionen, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Tommy Vietor, in der Nacht zum Mittwoch in Washington. „Diese Aktion ist ein weiteres Beispiel für das unverantwortliche Verhaltensmuster Nordkoreas.“
Nordkorea: Ein Satellit
„Die zweite Version des Kwangmyongsong-3-Satelliten hob an Bord der Trägerrakete Unha-3 erfolgreich vom Sohae-Raumfahrtzentrum ab“, berichteten die nordkoreanischen Staatsmedien. Der Satellit habe den Orbit erreicht.
„Nach den ersten Anzeichen hat die Rakete ein Objekt ausgesetzt, das den Orbit erreicht zu haben scheint“, hieß es auf der Website des US-Luftverteidigungskommandos (North American Aerospace Defense Command). Auch der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Kwan Jin sagte der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap, nach ersten Auswertungen, habe sich die erste und zweit Stufe der Rakete erfolgreich abgetrennt. Die Rakete hielt nach südkoreanischen Militärangaben die geplante Flugbahn ein.
Überraschender Start
Nordkorea hatte den Start angekündigt. Trotzdem kam dieser für viele Beobachter überraschend, nachdem das Land das Startfenster zwei Tage zuvor noch wegen technischer Fehler um eine Woche bis zum 29. Dezember verschoben hatte. Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak berief kurz nach dem Raketenstart des Nachbarlandes den nationalen Sicherheitsrat ein, wie ein Sprecher in Seoul mitteilte. Auch Japan hielt eine Sitzung seines nationalen Sicherheitsrats ab.
„Dieser Start ist ein klarer Verstoß gegen Resolution des UN-Sicherheitsrat“, erklärte Südkoreas Außenminister Kim Sung Hwan in Seoul. Nordkorea bedrohe damit den Frieden auf der koreanischen Halbinsel und der ganzen Welt. Die japanische Regierung kritisierte den Start einer nordkoreanischen Langstreckenrakete als nicht hinnehmbar. Auf Bitten Südkoreas, der USA und Japans werde der UN-Sicherheitsrat noch am Mittwoch zusammentreten, berichtete Yonhap unter Berufung auf einen Regierungsbeamten in Seoul.
Nach Meinung von Beobachtern will Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un mit dem Start Stärke demonstrieren. Im April hatte das Regime mit dem Start einer Unha-3-Rakete noch ein Fiasko erlebt. Die Rakete war kurz nach dem Start explodiert. Der UN-Sicherheitsrat hatte den Start aufs Schärfste verurteilt.
Der jüngste Raketenstart fiel mit den Gedenkfeiern zum ersten Todestag des früheren nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il am 17. Dezember zusammen. Sein noch nicht 30-jähriger Sohn Kim Jong Un war kurz nach dessen Tod zum neuen obersten Führer des Landes ausgerufen worden. Nordkorea hatte angekündigt, dass der neue Raketenstart auf Geheiß von Kim Jong Il erfolge.
Bedauern über Raketen-Abschuss
Der südkoreanische Präsident Lee hatte Nordkorea Ende November in einem Interview mit ausländischen Journalisten in Seoul beschuldigt, die Präsidentenwahlen in Südkorea am 19. Dezember beeinflussen zu wollen. Ein neuer Raketenstart werde sich aber nicht auf den Ausgang der Wahl auswirken.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Start einer nordkoreanischen Rakete bedauert. „Es ist umso betrüblicher, da dieser dem einhelligen und starken Ruf der internationalen Gemeinschaft widerspreche“, ließ Ban am frühen Mittwochmorgen in New York durch einen Sprecher mitteilte. Der Start stelle eine klare Verletzung der UN-Resolution 1874 dar. Darin hat der Weltsicherheitsrat Nordkorea aufgefordert, auf Starts mit Hilfe ballistischer Raketentechnologie zu verzichten. Ban zeigte sich besorgt über mögliche Auswirkungen auf die Sicherheit in der Region.
Russland hat den nordkoreanischen Raketenstart als Verstoß gegen einen Beschluss des Weltsicherheitsrats kritisiert. Die Entscheidung des kommunistischen Nachbarlands rufe „tiefe Besorgnis“ hervor, teilte das Außenministerium in Moskau am Mittwoch mit. „Die Resolution des UN-Sicherheitsrats fordert einen Verzicht auf den Start jeglicher ballistischer Raketen – sowohl militärischer, als auch ziviler“, hieß es der Agentur Interfax zufolge. Mit dem Start habe Nordkorea die Gespräche mit der internationalen Gemeinschaft über sein Atomprogramm „deutlich erschwert“. Russland appelliere aber an alle Seiten, eine weitere Spannung der Lage nicht zuzulassen.
- Zucchinipuffer und eine Rhabarbertorte – leckere Klassiker fürs Wochenende - 12. Juni 2022.
- Sechs gute Gründe für Urlaub im Freien - 12. Juni 2022.
- Monsieur Champagne sagt Adieu - 8. Mai 2022.