Noch langsamer nach Brüssel

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Was für Autofahrer der Stau, ist für Zugreisende oft die langatmige Fahrt nach Brüssel. Wer heute um 7.20 Uhr in Luxemburg einsteigt, kommt erst nach 3 Stunden 7 Minuten Fahrt in der belgischen Hauptstadt an. Ab Dezember dauert die Fahrt noch länger.

Es ist wie ein Schlag ins Gesicht aller Reisenden, die sich regelmäßig mit dem Zug nach Brüssel begeben.

Denn statt schneller gelangen sie in Zukunft noch langsamer an ihr Ziel. Drei Stunden und sieben Minuten dauert die Fahrt aktuell vom Hauptbahnhof in Luxemburg bis zur Endstation „Bruxelles-Midi“.

Ab Dezember wird sich die Fahrzeit auf dem Hinweg auf dem Teilstück von Namur bis Brüssel um zehn Minuten, auf dem Rückweg um vier Minuten verlängern. Das geht aus dem „Plan de transport 2014-2017“ der belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB hervor, der im Dezember in Kraft tritt.

Fernziel: zwei Stunden

Dieser Plan soll den alten ersetzen, der 1998 in Kraft trat und an dem seither immer wieder geflickt wurde, um den steigenden Passagierzahlen gerecht zu werden.

Dabei geht es darum, das Angebot aufrechtzuerhalten, es aber an den realen Bedarf anzupassen. So sollen die gefahrenen Kilometer nicht reduziert, sondern umverteilt werden. Das heißt für die Reisenden, dass ausgelastete Strecken in höherer Taktrate bedient werden, die Züge auf Nebenstrecken im Umkehrschluss außerhalb der Spitzenzeiten seltener fahren.

Dass die Strecke schon seit langem ein Sorgenkind ist, streitet in Luxemburg auch niemand ab. Erst kürzlich haben sich Staatssekretär Camille Gira, Ex-Eisenbahner und derzeitiger Nachhaltigkeits- und Infrastrukturminister François Bausch sowie Philippe Henry, wallonischer Minister für Umwelt, Mobilität und Transport, in Lüttich getroffen, um – unter anderem – über dieses leidige Thema zu beraten.

Formuliert wurde als Fernziel eine Fahrzeit von zwei Stunden. In etwa die Dauer, die man ohne Stau und mit dem eigenen Auto braucht. Fakt ist, dass die Arbeiten am Schienennetz in der Nähe von Ciney derzeit in vollem Gange sind.

Optimierung der Streckenführung

Alleine durch die Optimierung der Streckenführung (Begradigung) könnten die Züge in absehbarer Zeit 20 bis 25 Minuten Fahrzeit wettmachen.

Ein anderer Ansatz wäre, nicht mit jedem Zug an jedem (Provinz-)Bahnhof zu halten. Pro Halt könnten auf diese Weise bis zu zwei Minuten eingespart werden. Denn einer rezenten Studie der SNCB zufolge ist nicht jeder Bahnhof gleich wichtig. 80 Prozent aller Reisenden steigen an nur 80 der insgesamt 550 Bahnhöfe ein oder aus.

Inwiefern der neue „Plan de transport 2014-2017“ den Fahrplan der CFL zum Jahresende betrifft, war am Donnerstag noch nicht in Erfahrung zu bringen. Wie Pressesprecher Romain Meyer auf Nachfrage hin mitteilte, sei das Vorhaben der SNCB bislang nicht im Rahmen der regelmäßig stattfindenden internationalen Fahrplan-Konferenz zur Sprache gekommen.