Noch lange nicht alles in Butter

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(dpa-Archiv)

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Am 8. März ist wieder Frauentag. Nach über hundertjähriger Geschichte sind die Forderungen der Frauen an Politik und Gesellschaft immer noch mit den Stichworten Gleichberechtigung und Selbstbestimmung zu beschreiben. Auch in Luxemburg gibt es noch Nachholbedarf.

Beim Gedanken an den 8. März schießt manch einem durch den Kopf: Blumen, Frauenbewegung, Politpropaganda. Doch der Tag symbolisiert mehr als nur ein Stereotyp. Der 8. März steht für Gleichberechtigung in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsplatz, für Selbstbestimmung der Frauen.

Veranstaltungen zum internationalen Frauentag:

8. März 2012
16.45 Uhr: Marsch zur „Chambre de députés“, Start auf dem „Knuedler“, anschließend Kundgebung

10. März 2012
„Journée F“ im „Cercle-Cité“; ab 11 Uhr Brunch, Musik und ab 12.15 Uhr die Workshops, Anmeldung unter cid@cid-femmes.lu

Theaterstück (Organisator: „Planing familial“)
8.3.: „Lycée du Nord Wiltz“, 22.3.: „Lycée de garçons Esch“, 27.3.: „Lycée technique du centre, Luxembourg“ von 10.00 bis 12.00 Uhr, mit anschließender Diskussion mit Verantwortlichen von „Planing familial“.

Der Weg zu diesen Zielen begann bereits um die Jahrhundertwende des 19. und 20. Jahrhunderts in New York, als Textilarbeiterinnen auf die Straße gingen, um für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Darüber hinaus protestierten sie gegen die schlechten Lebensbedingungen, unter denen die Frauen in der Arbeiterklasse damals ihren Alltag meistern mussten. Ursprünglich stammt die Idee eines Internationalen Frauentages aus den USA. Ein Frauenkomitee der Sozialistischen Partei wollte damit für das Frauenstimmrecht kämpfen.

In Europa geht die Einführung eines internationalen Frauentages auf die Initiative der Journalistin und Sozialistin Clara Zetkin 1910 zurück. Damit sollte jährlich auf die mehrfache Ausbeutung von Frauen aufmerksam gemacht werden. Auf Zetkins Initiative versammelten sich im März 1911 Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich und Schweden. Sie forderten das Recht auf politische Mitbestimmung, gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen sowie mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Fortschrittliches Luxemburg

In Luxemburg wurden bereits 1906 die ersten Frauenorganisationen gegründet: Die katholischen „Fraen a Mammen“ und der weltliche „Verein für die Interessen der Frau“. Pionierarbeit wurde geleistet, als bereits am 8. Mai 1919 das aktive und passive Wahlrecht für Männer und Frauen im Parlament gestimmt wurde. Zum Vergleich, in Frankreich durften Frauen erst 1944, in Belgien erst 1948 zum ersten Mal wählen gehen.

Doch neben dem Wahlrecht gab es für Frauen noch weitere „Kampfstätten“: gegen das „Heimchen am Herd“, für Selbstbestimmung im Privatleben und Beruf. Die 60er und 70er brachten auch in Luxemburg Veränderungen im Scheidungs- und Abtreibungsrecht. 1995 wurde das Frauenministerium geschaffen. Heute kümmert man sich dort unter anderem auch um die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft.

Gleichberechtigung geglückt?

Heute bietet dieser Tag die Gelegenheit, auf Missstände bei der Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Am 5. März kündigte EU-Kommissarin Viviane Reding, notfalls eine europaweite Frauenquote für leitende Positionen in den Unternehmen einführen zu wollen. „Ich bin kein Fan von Quoten. Aber ich mag die Ergebnisse, die Quoten bringen“, so die Politikerin aus Luxemburg in einem Interview.

Nach Daten der EU-Kommission, die Reding am Montag in Brüssel nannte, ist Luxemburg eines der Schlusslichter mit nur 6 Prozent Frauen in Spitzenpositionen. Bisher gilt die Selbstverpflichtung von Unternehmen, mehr weibliche Führungskräfte einzustellen. Auch in Sachen gleicher Verdienst für gleiche Arbeit gibt es unter den Geschlechtern Nachholbedarf.

Frauen-Karrieren

Was den beruflichen Aufstieg von Frauen betrifft, sagte Maryse Fisch vom Gleichstellungsministerium im Tageblatt.lu-Interview noch Ende Januar 2012, er er in erster Linie immer noch durch den Nachwuchs ausgebremst. „Unternehmen und die Frauen selbst bestätigen uns unabhängig voneinander, dass sie nicht mehr Verantwortung in der Firma übernehmen wollen“, sagt Maryse Fisch. „Viele internationale Firmen wollen mehr weibliche Führungskräfte“, so die Verantwortliche. „Aber so lange die Menschen mit einem Chefposten eine 60-Stunden-Woche verbinden, bleibt er für viele abschreckend“, so Fisch nüchtern. Das Gleiche gelte ebenso für die Männer, die eine Familie haben, heißt es.

Interessant im Zusammenhang mit der Gleichstellung ist, dass Frauen in den ersten Jahren nach ihrem Abschluss oft mehr verdienen, als ihre männlichen Kollegen. „Der Graben auf dem Gehaltszettel tut sich bei den meisten Frauen nach der Geburt der Kinder auf“, bestätigt Maryse Fisch. Angefangen bei der Auszeit vom Job bis zum Nicht-Annehmen einer höheren Position – die Gründe für weniger Geld im Portemonnaie sind vielfältig, heißt es.

Andere akute Themen, die Frauen von heute betreffen, sind die aktuelle Reformen des Abtreibungs- und des Scheidungsgesetzes sowie das Problem der häuslichen Gewalt. Gemeinnützige Organisationen, wie „Ärzte ohne Grenzen“ oder „UNICEF“, nehmen den internationalen Frauentag zum Anlass, um weltweit auf die hohe Sterblichkeit von Müttern infolge von humanitären Krisen oder die fortwährende Verstümmelung von Frauen bei deren Beschneidung aufmerksam zu machen.