Niemand will das Schiefergas

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LUXEMBURG - Beim umstrittenen Thema um die Förderung von Schiefergas durch „Fracking“ hat sich am Dienstag die Regierung klar gegen diese Methode positioniert.

Bislang hatte sich Luxemburg zum Thema Schiefergas-Förderung noch nicht positioniert. Nach einer umstrittenen Konferenz auf der Uni Luxemburg, fand nun die Debatte zum Thema im Parlament statt. Die Abgeordneten sämtlicher Parteien lehnten bei der Parlamentssitzung am Dienstag das umstrittene Verfahren ab. Auch das Schlusswort von Wirtschaftsminister Etienne Schneider bestätigt diese Haltung: „Fracking ist ökologisch sehr bedenklich und unkalkulierbar, also inakzeptabel.“

Schiefergas wird weltweit als Alternative zu den herkömmlichen fossilen Brennstoffen betrachtet. Mit seiner Hilfe wollen beispielsweise die USA von Erdölimporten unabhängig werden. Das Fracking wird auch in Frankreich kontrovers diskutiert. Polen will die neue Technologie nutzen, in Großbritannien wurde bereits gefrackt.

Hauptargument gegen die Schiefergas-Förderung in Luxemburg ist die Tatsache, dass dieser Stein im Süden Luxemburgs, im Gegensatz zu anderen Gebieten, sich nahe an der Oberfläche befindet. Durch eine Förderung des Gases könne der freigesetzte Schwefel in die Luft gelangen. Zusätzlich mache die dichte Besiedlung des Gebietes zwischen Bettemburg und Petingen eine solche Förderung schwierig.

Prinzipiell ja, aber…

LSAP, CSV und ADR könnten sich die Förderung von Schiefergas zwar prinzipiell vorstellen, keineswegs aber unter diesen Umständen: „Zu gefährlich, Umweltbedenken, nicht nachhaltig, nicht ökologisch“ hieß es von den jeweiligen Parteien. „déi gréng“, DP und „déi Lénk“ sprachen sich grundsätzlich dagegen aus.

Von einigen Politikern wurde vor allem die Position des EU-Abgeordneten Robert Goebbels scharf kritisiert. Allen voran der DP-Abgeordnete Eugène Berger kritisierte Goebbels und sprach von einer „dubiosen polnischen Lobby“. Goebbels hatte sich auf die Seite der Pro-Schiefergas-Förderung positioniert. Der ADR-Abgeordnete Jacques-Yves Henckes erhob Kritik am grünen EU-Abgeordneten Claude Turmes. Dieser habe nicht das Recht, der Uni vorzuschreiben, welche Konferenzen sie abhalte. Turmes hatte der Uni Luxemburg eine einseitige Auswahl der Redner vorgeworfen.

Konferenz an der Uni

Am 8. Oktober fand die Konferenz „Schiefergas – eine Lösung für die Energieprobleme der EU?“ auf der Uni Luxemburg statt. Bereits im Vorfeld kam es zu einer „heißen“ Debatte zwischen den beiden Europaabgeordneten Claude Turmes und Robert Goebbels. Turmes hatte Umweltbedenken, Goebbels ist gewillt, das Potenzial unter ökologischen Voraussetzungen zu nutzen. Das umstrittene Thema wurde am Dienstag im Parlament weiterdiskutiert. Bis dahin hatte sich Luxemburg zur Schiefergas-Förderung noch nicht positioniert.

In Frankreich hat das Thema Schiefergas-Förderung ebenfalls eine Debatte entfacht. Arnaud Montebourg, Minister für Produktivitätsbelebung, will das bislang geltende Förderverbot aufheben. Präsident François Hollande aber sprach sich Anfang November für das Weiterbestehen des Verbotes aus. Dies gilt aber nur für die umstrittene Fördermethode „Fracking“, nicht aber für die Nutzung von Schiefergas.

Im Süden Luxemburgs

Im südfranzösischen Montélimar soll ein Gebiet mit riesigen Vorkommen schlummern. Aber auch in Lothringen (Pariser Becken), direkt an der luxemburgischen Grenze, ist Schiefergas vorhanden. Dort wurden auch bereits fünf Genehmigungen „permis de recherche“ ausgegeben. Jene geologische Schicht reicht auch in den Süden Luxemburgs hinein (Linie Bettemburg-Petingen).

Durch die zusätzliche Gewinnung von Schiefergas ist die USA dabei, zum weltweit größten Energieproduzenten zu werden. Dort wird vor allem in den Bundesstaaten Texas und Arkansas im großen Stil befördert. Die USA wollen unabhängig von Öl- und Gasimporten werden und die Energiepreise niedrig halten. Aber nicht ohne verheerende Umweltfolgen. Bereits jetzt ist in jenen Regionen das Leitungswasser mit Chemikalien und Gas belastet.

Gefahren von „Fracking“

Auch hierzulande könnten Grundwasserreserven dadurch belastet werden. Viele Geologen befürchten auch, dass in Gebieten, in denen über der Schieferschicht bereits Bergbau betrieben wurde, ein Fracking nicht zu verantworten wäre. Schiefergas ist ein Rohstoff, der fest im Gestein eingebunden ist und tief unter der Erdoberfläche lagert.

Um ihn zu gewinnen, muss Gas aus bisher schwer zugänglichen Lagerstätten gefördert werden. Dabei werden Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem Druck in das Gestein gepumpt, um es aufzusprengen. Dann kann Gas Richtung Bohrloch strömen. Das Verfahren heißt Fracking (hydraulic fracturing) und ist sehr umstritten. Kritiker sehen eine Gefahr für die Umwelt, vor allem für das Trinkwasser.

Auch in Europa

Nicht nur in den USA, auch in Europa wurde bereits gefrackt. 2011 in Großbritannien. Dort verhängte die Regierung allerdings ein Moratorium, nachdem zwei Erdbeben durch die Förderung ausgelöst wurden. Auch in den Niederlanden wurde ein Moratorium beschlossen.

Nicht aber in Polen. Dort hat man große Schiefergas-Vorkommen entdeckt und möchte das Potenzial ausnutzen. In Deutschland ist noch alles offen. Dort laufen Sondierungen zum Thema. Auch denkt die Regierung über ein Moratorium nach.

Am 21. November stehen zwei Berichte zum Thema Schiefergas-Förderung im EU-Parlament auf der Tagesordnung. Der grüne Abgeordnete Henri Kox wies die Luxemburger EU-Abgeordneten daraufhin, die Position der hiesigen Regierung gegen die Förderung von Schiefergas dort klar zum Ausdruck zu bringen.