„Nichts ist vom Tisch“

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Alles auf Anfang: Sieben Ermittler wühlen jetzt gegen sechs verdächtige Polizisten. Die Gefahr ist groß, dass der Prozess neu aufgerollt werden muss.

Am 25. Februar 2013 war der erste Prozesstag in der Bommeleeër-Affäre. Am Mittwoch, den 2. Juni 2014 wurde das Verfahren bis auf Weiteres ausgesetzt. 177 Prozesstage führten nicht zur Wahrheitsfindung, sie führten aber zu einer Reihe von möglichen Hintermännern, Mitwissern und Ausführern.

„Der Prozess war an einem Punkt angekommen, wo wir handeln und eine Entscheidung treffen mussten,“ erklärt der zuständige Staatsanwalt Georges Oswald am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Hier kann man regelrecht von einem historischen Moment in dem Prozess sprechen. Im Gegensatz zur Verteidigung hielt sich die Staatsanwaltschaft mit eisernem Schweigen anderthalb Jahre zurück. „Wir konnten die sechs Verdächtigen nicht mehr als einfache Zeugen hören. Die Verdachtsmomente sind gravierend,“ so Oswald.

Kein Zeitlimit

„Damit ist jetzt nichts vom Tisch. Wir sehen jetzt keine Ursache, irgendetwas unter den Teppich zu kehren. Wir wollen alles tun, damit die Affäre aufgeklärt wird. Es geht hier um die Glaubwürdigkeit der Instanzen. Uns geht es um die Wahrheitsfindung,“ begründet Oswald. Die Gefahr sei natürlich groß, dass der Fall vor Gericht neu aufgerollt werden muss. Zeitlich einteilen will es der Staatsanwalt nicht. „Sollte es tatsächlich zu einer Anklage gegen sechs Polizisten (Pierre Reuland, Guy Stebens, Aloyse Harpes, Charles Bourg, Armand Schockweiler und Marcel Weydert) kommen, haben wir es neben der Verteidigung von Marc Scheer und Jos Wilmes mit sechs weiteren Anwälten zu tun, die natürlich ihre rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen werden.

Ein Zeitlimit für die Ermittlungen gegen die sechs Verdächtigen gibt es nicht. Untersuchungsrichter Ernest Nilles hat in neuen Verdachtsfällen sieben Ermittler an seiner Seite stehen. Sie werden in den kommenden Wochen und Monaten alles durcharbeiten müssen. Laut Oswald kann es zu weiteren Befragungen und Forderungen gegenüber weiteren Zeugen in der bisherigen Affäre kommen. Dabei nimmt er den Namen Loris Mariotto in den Mund. Der Sicherheitsexperte ist aus der Srel-Affäre als „M“ bekannt.

Ben Geiben

Staatsanwalt Oswald spricht immer wieder von der Wahrheitsfindung und dem Untersuchungsgeheimnis bei den Ermittlungen. „Wir haben keinen Einfluss auf die Entscheidungen des Untersuchungsrichters. Wir werden ihn aber mit weiteren Informationen füttern“, so Oswald. Will heißen, die Staatsanwaltschaft behält sich das Recht vor, weitere Strafanträge zu stellen. Damit ist auch die damalige „heiße Spur“ in der Affäre, Ben Geiben, gemeint. Auch für ihn könnte es in naher Zukunft ernst werden.

Was passiert jetzt mit den beiden eigentlichen Angeklagten Marc Scheer und Jos Wilmes? Die beiden müssen nun warten, was die neuen Untersuchungen bringen. Aus dem Schneider sind sie nicht. Sie stehen jetzt sozusagen auf Abruf bereit. Staatsanwalt Oswald spricht dabei von „stand by“. Scheer und Wilmes wurden nach 177 Prozesstagen bislang noch nicht im Detail zu den Anschuldigungen befragt. Sie saßen eher „beiläufig“ im Gerichtssaal, hörten sich sämtliche Aussagen der Zeugen an, oder wurden um damalige Geschehnisse um Details befragt. Mehr nicht.