Neuer Präsident für Stabilität und Frieden

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Nach Krisen möchte Mali zu Frieden und Normalität zurückkehren. Zwei Kandidaten stellten sich zur Stichwahl um das Präsidentenamt. Dank hoher Sicherheitsvorkehrungen verlief die Abstimmung friedlich. Nur der Regen machte vielen zu schaffen.

Mali hat am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt und damit eineinhalb Jahre nach einem folgenschweren Militärputsch den Weg zurück zu Demokratie und Normalität eingeschlagen. Eine Stichwahl musste über den künftigen Staatschef entscheiden, nachdem vor zwei Wochen die erste Abstimmung keinen klaren Sieger hervorgebracht hatte.

Als Favorit galt der ehemalige Ministerpräsident Ibrahim Boubacar Keita (68), der in der ersten Runde fast 40 Prozent der Stimmen auf sich vereint hatte. Ex-Finanzminister Soumalia Cissé (63) hatte rund 19 Prozent der Stimmen bekommen und wurde als Außenseiter gehandelt. Das Ergebnis der Stichwahl soll frühestens am Mittwoch vorliegen.

Die Folgen des Krieges

Das gebeutelte westafrikanische Land leidet vor allem im Norden noch immer unter den Folgen des Krieges gegen Islamisten und Separatisten. Der neue Präsident soll es aus dem Chaos führen, die Volksgruppen versöhnen und Wirtschaft und Infrastruktur wieder aufbauen.

Über 6,5 Millionen Menschen waren erneut zu den Urnen gerufen. Die Beteiligung war Beobachtern zufolge verhaltener als vor zwei Wochen, als fast 50 Prozent der Wahlberechtigten teilnahmen. Heftige Regenfälle in dem teilweise sehr unwegsamen Wüstenstaat hielten die Menschen vor allem am Morgen von den Wahllokalen fern. Keita zeigte sich jedoch optimistisch: „Ich bin sicher, dass die Malier den klimatischen Bedingungen trotzen werden und die Wahlbeteiligung sogar noch höher sein wird als in der ersten Runde.“

Eine nasse Angelegenheit

Tatsächlich bahnten sich im Laufe des Tages immer mehr Menschen einen Weg durch Matsch und Schlamm, um ihre Stimme abzugeben. „Alles läuft gut, trotz des Regens“, sagte Übergangspräsident Dioncounda Traoré, der selbst bei der Abstimmung nicht antreten durfte. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Fortschritt des Wahlprozesses.“

Über 2000 nationale und internationale Wahlbeobachter waren im Einsatz, um den Ablauf zu überwachen. Zudem sorgten Tausende afrikanische und französische Soldaten für die Sicherheit der Wähler. Wie schon beim ersten Wahlgang wurden keine nennenswerten Zwischenfälle gemeldet.

Bis zum Eingreifen der Franzosen

Dschihadisten und Separatisten hatten im vergangenen Jahr in Mali im Zuge eines Militärputsches gegen den damaligen Präsidenten Amadou Toumani Touré den Norden unter ihre Kontrolle gebracht. Sie begingen bis zum militärischen Eingreifen Frankreichs im Januar schwere Menschenrechtsverletzungen. Zwar wurden sie seither weitgehend aus der Region vertrieben, jedoch wird etwa die Stadt Kidal weiter von Tuareg-Rebellen kontrolliert. Zudem leben weiterhin Hunderttausende Flüchtlinge in Lagern. Nach fast eineinhalb Jahren Chaos und Konflikten sollte die Präsidentenwahl eine Rückkehr zu Stabilität und Frieden einleiten.

Der 68 Jahre alte Keita hatte sich im Vorfeld der Stichwahl siegessicher gezeigt und erklärt, er habe sich die Unterstützung der meisten unterlegenen Kandidaten gesichert. Insgesamt waren in der ersten Runde 27 Bewerber angetreten. Der erfahrene Politiker, der von seinen Anhängern kurz „IBK“ genannt wird, hat auch das Militär und die religiösen Führer des Landes auf seiner Seite.

Underdog bemängelt Unregelmäßigkeiten

Cissé (63), der aus der Nähe von Timbuktu im Norden Malis stammt, hatte hingegen Unregelmäßigkeiten und Betrug im ersten Wahlgang bemängelt. Das Verfassungsgericht wies die Beschwerden aber ab und gab vor wenigen Tagen grünes Licht für die Stichwahl. Auch Cissé werden Chancen eingeräumt, da er die größte Partei des Landes – Allianz für ein demokratisches Mali (ADEMA) – hinter sich vereint. Dies könnte ihm Zehntausende Stimmen sichern.

Beide Kandidaten kündigten an, das Ergebnis auch bei einer Niederlage akzeptieren zu wollen. «Ich liebe mein Land und ich respektiere seine Institutionen. Deshalb werde ich das Urteil der Urnen respektieren», betonte Cissé.